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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Deck und bat die Männer, die Riemen loszulassen.
    »Die Vandarer werden uns entern.« Das war alles, was er ihnen sagte, und mehr mussten die Männer auch nicht hören. Sie zögerten keinen Augenblick, sondern packten ihre Schilde und schnürten sie sich am Arm fest. Dann kletterten sie durch die Luke nach oben, und Bran hörte, wie sie ihre Schwerter aus den Scheiden zogen. Sie schlugen sie gegen ihre Schilde und waren bereit, ein letztes Mal für Ar und ihre eigene Ehre zu kämpfen.
    Bran ließ sie dort oben trommeln und rufen. Er wusste, dass diese Männer sterben würden. Sie hatten vor den Skergen einen Eid abgelegt und akzeptierten ihr Schicksal. Auch ich habe geschworen, dachte er. Auch ich habe vor Visikal einen Eid abgelegt. Aber was war ein Schwur wert, wenn die Kälte in einem Körper brannte?
    Bran zerriss sein Hemd und legte es ab. Dann kroch er über die Schlafplätze und wühlte in den Seesäcken. Unter einem Pelz fand er ein Lederhemd. Er zerrte es sich über die Schultern. Ich darf nicht sterben, dachte er, nicht jetzt, da Visikal gesagt hat, dass ich sie bekommen soll. Neben der Leiter lag ein Pelzumhang, den er sich überwarf. Er krümmte seinen Rücken und atmete tief aus, denn seine Finger wollten nicht aufhören zu zittern. Wie gefrorene Fleischstreifen schlug er sie gegen die Leiter, und als die Schmerzen in ihnen brannten, schloss er die Spange des Umhangs vor seinem Hals.
    »Ich muss an Land kommen.« Bran sprach zu sich selbst, während er die Leiter emporkletterte. »Von hier flüchten. Ich will nicht sterben.«
    Er stolperte auf das Deck. Das Langschiff lag mitten in der vandarschen Flotte. Die schwarzen Schiffe hatten auch bereits die nächsten zwei Schiffe eingeholt. Aber sah es nicht so aus, als wendeten die vordersten Langschiffe?
    Er wollte es den Männern zurufen. Er drehte sich zu ihnen um. Sie knieten hinter der Reling.
    Da bemerkte er das Vandarschiff, das sich am Steuerruder näherte. Es kam nicht längsseits, sondern rammte den Rumpf. Die vandarschen Bogenschützen stürmten in den Bug vor und führten ihre Pfeilköpfe durch die Fackeln, die dort befestigt worden waren. Wie verkrüppelte Wespen fauchten die Pfeile durch die Luft und loderten an Deck auf.
    Es wurde merkwürdig still. Die Vandarer sanken mit den Wellen nach unten und warteten darauf, dass das Langschiff Feuer fing. Die Tirganer traten ruhig zwischen die Flammen, bauten sich Schulter an Schulter auf dem Deck auf und hoben ihre Schilde. Bran rannte zu Keer hinüber, der aufzustehen versuchte. Er brach die gefrorenen Kleider von den Decksplanken los und half ihm auf.
    »Kannst du stehen?«
    Keer nickte, und Bran führte seine unverletzte Hand zum Schwert hinunter.
    Gemeinsam stellten sie sich mitten auf dem Deck hinter die Reihe der Krieger.
    »Ein guter Platz«, sagte Keer zitternd. »Die Männer in der Mitte fallen zuerst. Dann ist der Kampf unser.«
    Bran blickte über die Schulter zurück. Die Langschiffe würden es nicht zurück schaffen, ehe die Vandarer angriffen. Sie waren noch immer weit entfernt. Die schwarzen Rümpfe der Vandarschiffe umringten die hintersten Langschiffe wie Raben schutzlose Vogelnester.
    »Verdammtes Gesindel!« Keer schob seinen verwundeten Arm hinter die Riemen des Schildes und spuckte aufs Deck. »Kein Wunder, dass die Vandarer so zahlreich sind! Sie haben Hilfe von den Mansarern bekommen!«
    Der Tirganer deutet mit dem Schwert nach vorne. Und als die Vandarer über die Reling sprangen, bemerkte Bran, dass es ein buntes Gemisch von Kriegern war. Ganz in Leder gehüllte Männer waren unter ihnen, große, dünne Krieger mit Krummsäbeln und ovalen, silberschimmernden Schilden. Diese Krieger gehörten dem gleichen Volk an wie die Aarder. Bran fragte sich, ob sie gehört hatten, was auf der Insel geschehen war, und gekommen waren, um sich zu rächen.
    Die Tirganer wichen vor dem Angriff nicht zurück, wie es andere Krieger getan hätten. Sie wussten, dass die Vandarer immer mehr Krieger an Bord des Schiffes schicken würden, wenn es ihnen gelang, die Schildmauer zurückzudrängen. Die Feinde wimmelten bereits auf dem Achterdeck herum, doch solange die Schildmauer hielt, hatten weder die Vandarer noch die großen Mansarer einen Vorteil aufgrund ihrer Übermacht. Und es war ihnen auch nicht möglich, längsseits zu kommen, um das Deck mit Kriegern zu überfluten. Die Decksplanken brannten zwischen den Stiefeln der Tirganer, und bald würden Segel und Mast Feuer fangen.
    Bran und Keer

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