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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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sich.
    »Bran!«
    Bran sah ihn. Keer hing am Steuerruder eines Langschiffes etwa einen Speerwurf links von ihm und lenkte das Schiff in das Kielwasser des vor ihm fahrenden. Da klatschte ein Schwerthieb auf Brans Rücken. Er fiel erneut. Das Panzerhemd zog ihn zum Sandboden hinunter. Das Wasser war tief. Er riss sich den Helm herunter, während er weiterrobbte. Dann durchtrennte er die Riemen des Panzerhemdes, befestigte Schwert und Axt am Gürtel und schwamm unter Wasser weiter.
    Als er den Schiffsrumpf erblickte, schwamm er zur Oberfläche hoch und warf sich über das Ruder. Er schnitt sich die Hände an den weißen Seepocken auf, strampelte wild und hangelte sich nach oben. Keer hing über der Reling. Er streckte seinen Arm nach unten.
    Pfeile hagelten auf den Schiffsrumpf. Bran starrte auf den Pfeil, der einen Finger breit über seinem Kopf zitterte.
    »Beeil dich!« Keer schrie mehr, als dass er rief, und Bran sah warum. Seine Hand war von zwei Pfeilen an den Schiffsrumpf genagelt worden. Er biss die Zähne zusammen und versuchte zu lächeln, als Bran am Steuerruder emporkletterte. »Halt dich an meinem Arm fest, der ist ohnehin zu nichts mehr nütze.«
    Bran tat, was Keer gesagt hatte. Er brach die Pfeilschäfte ab, packte Keers Unterarm und zog sich hoch, während der Tirganer fauchte und stöhnte. Dann erreichte er die Reling und schob sich auf die Schilde.
    »Beeil dich«, sagte Keer. »Sie spannen wieder ihre Bogen.«
    Bran warf einen Blick zum Strand hinüber, wo die Vandarer niederknieten, den Pfeilarm an die Wange gezogen. Keer und er waren ein gutes Ziel.
    Wieder sausten die Pfeile. Bran sank hinter der Reling zu Boden, und Keer schloss die Augen. Als keine Pfeile mehr auf den Bootsrumpf einhagelten, lehnte sich Bran über die Reling und begann, an den gebrochenen Pfeilen in Keers Hand zu ziehen.
    »Mach sie los!« Keer hämmerte mit seiner Faust auf die Reling ein. »Tu, was du musst, aber mach die Hand los!«
    Bran hielt die Luft an und legte beide Hände um Keers Hand. Die Pfeilspitzen hatten sie durchschlagen und sich in die Schiffswand gebohrt. Er zog die Hand wie ein Fleischstück von einem Spieß.
    Keer heulte auf und sank hinter der Reling zusammen. Noch einmal hagelten die Pfeile auf die Schiffe ein, doch jetzt waren sie beide in Sicherheit. Bran packte das Ruder und steuerte das Schiff hinter den anderen her.
     
    Die Langschiffe schlugen einen westlichen Kurs ein, denn die vandarsche Flotte kam schräg von Nordosten. Jeder Mann wurde an die Ruder beordert, und wo noch genug waren, saßen drei Mann an einem Riemen. Doch die Tirganer waren in wilder Flucht an Bord der Schiffe geklettert, und jeder hatte das nächstgelegene Schiff genommen. Bran erkannte das sofort, als er sah, wie die Langschiffe mit unterschiedlicher Fahrt auseinander glitten. Er selbst stand an Bord eines Schiffes, auf dem er noch nie zuvor gewesen war. Es verlor rasch den Anschluss an die anderen Schiffe, und als er durch die Luke blickte, verstand er auch warum. Nur die Hälfte der Ruderbänke war besetzt.
    »Hast du Zwei Messer oder Sturm gesehen?« Keer hatte den Rücken gegen die Reling gelehnt. Er hielt sich seine zerschossene Hand. Sein Körper zitterte in den nassen Kleidern. »Wir brauchen gute Krieger. Die Vandarer holen uns ein.«
    »Keiner der anderen ist an Bord.« Bran legte seine Hände wieder ans Steuer.
    Auch er zitterte jetzt, denn der Stoff der Kleider begann, an seiner Haut festzufrieren. Die vandarschen Schiffe waren noch immer einen Pfeilschuss hinter ihnen, doch an der Bugwelle vor den Schiffen erkannte er, dass Keer Recht hatte. Bald würden die Vandarer Tauschlingen um die Steven werfen. Sie waren so wenig Männer, dass sie kaum mehr als die ersten Schläge überstehen würden. Was würden die Skerge tun, wenn sie das sahen? Würden sie umdrehen oder die hintersten Schiffe aufgeben? Bran warf einen Blick auf Keer. Er hatte sich auf die Seite gelegt und wie ein Kind zusammengerollt.
    Nach einer Weile vermochte auch Bran das Steuer nicht mehr zu halten. Die Kälte biss in seine Haut. Seine Haare waren ein Kranz aus Eis, der seinen Kopf umgab. Er sah sich um und bemerkte, dass die vandarschen Schiffe nur mehr wenige Steinwürfe hinter dem Achtersteven lagen. Er konnte das Meer an den schwarzen Bugen rauschen hören und sah die Männer hinter den Relings.
    »Los, hoch.« Er ließ das Steuerruder los, sprang auf das Deck hinunter und berührte Keer mit dem Fuß. Dann kletterte er über die Leiter unter

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