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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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und der Sohn von Kai wälzten sich ein paar Körperlängen von ihm entfernt im Schnee herum, doch ansonsten waren sowohl Männer als auch Frauen mit ihren eigenen Sachen beschäftigt. Sie liefen mit Trockentang und Kornsäcken in den Armen über ihre oft benutzten Trampelpfade. Am Ende des Lagers schlenderte Nemni an der Seite eines Tirganers zum Strand hinunter. Es war der gleiche, den er vor dem großen Aufbruch an ihrer Seite gesehen hatte. Zwei Zelte rechts des Weges kroch Velar aus Nossers Zelt. Er stand auf, bemerkte Bran, und sein Blick wurde kalt und hart. Bran hob seine Hand zum Gruß, doch Velar tat so, als sähe er ihn nicht. Er schlang sich seinen wollenen Umhang um den Hals und ließ seine langen, hellen Haare vor das Gesicht fallen. Das sah ihm ähnlich, dachte Bran. Doch er hatte wenigstens einen Gruß erwartet.
    »Vater sagt, du bist bis ans Ende der Welt gesegelt?« Vord zupfte ihn am Ärmel. Er und Kais Sohn standen dicht neben ihm, über und über von Schnee bedeckt. Der Sohn von Kai, dessen Namen sich Bran einfach nicht merken konnte, stand mit offenem Mund da und starrte ihn an.
    »Hast du Riesenhaie gesehen?« Vord biss sich auf die Lippen und warf einen ängstlichen Blick über das Meer. »Vater sagt, da draußen gibt es Riesenhaie. Und dass das Meer blutrot ist.«
    »Das ist am Sturmrand.« Der Sohn von Kai hatte nachgedacht und schob seine Mütze in den Nacken. »Das sagt Nakkar. Es ist rot, und wenn du dort hinkommst, weißt du, dass du ertrinken wirst!«
    Bran packte Vords Hand, denn die kleinen Finger des Jungen waren dabei, die Axt an seinem Gürtel zu lösen. »Wer ist Nakkar?« Bran hockte sich hin. Nakkar war kein Name des Felsenvolkes.
    »Der geht am Rand des Eises entlang.« Kais Sohn deutete mit seinem Handschuh zum Meer.
    »Er ist Tirganer«, sagte Vord. »Er ist Fischer.«
    Da humpelte Turvi zum Feuer und lachte. Dielan kam hinter ihm her, doch der Einbeinige wartete nicht auf ihn. »Nakkar ist der Hafenmeister, Kinder! Er ist ein guter Mann, der uns hilft, Fische zu fangen, und uns Trockentang gibt, und alles, was wir brauchen.«
    Turvi stützte sich auf seine Krücke und rieb sich über dem Feuer die Hände. »Du erinnerst dich nicht an ihn«, sagte er mit einem raschen Blick auf Bran. »Du hattest Wundfieber, als wir hier ankamen. Doch jetzt haben wir andere Dinge zu besprechen.«
    Dielan spähte zu Velars Zelt hinunter, ehe er seine Hand auf Brans Schulter legte und sich im Nacken kratzte. »Lass uns zu den Booten gehen. Dort können wir in Ruhe sprechen.«
    Bran half Turvi auf den breiten Weg, der zum Hafen führte. Dielan ging voraus und starrte mit verschränkten Armen über das Meer, als sie ankamen. Turvi wischte den Schnee von einem der umgedrehten Bootskörper und setzte sich. Er nahm sich viel Zeit auszuatmen, ehe er sagte, worum es ging.
    »Es geht um Velar.« Turvi biss in seinen Bart und legte die Krücke über seine Schenkel. »Dielan hatte es nicht leicht, als du weg warst, denn Velar sagt, dass wir nach Norden segeln und ihn zum Häuptling machen sollten. Einige der Männer sind auf seiner Seite.«
    »Es sind nicht viele.« Dielan wandte sich ihm zu. »Nur Nosser, Ken und ein paar andere.«
    »Es werden jeden Tag mehr.« Turvi kratzte mit der Krücke durch den Schnee. »Darum ist es gut, dass du wieder zu Hause bist, Bran. Es ist jetzt an der Zeit, dass du zeigst, dass du ein guter Häuptling bist, und uns von den Träumen erzählst, die Kragg dir gegeben hat. Als du weg warst, haben uns die Tirganer vom Sturmrand im Westen erzählt, und viele der Männer haben Angst. Du musst voller Kraft zu ihnen sprechen und uns sagen, welchen Weg wir gehen sollen. Sollen wir nach Westen gehen und hinter dem Ende der Welt, wie es die Tirganer nennen, Land suchen, oder machen wir uns anderswo auf die Suche nach Land? Denn wenn wir weiterhin ein eigenes Volk sein wollen, müssen wir im Frühling aufbrechen. Es ist nicht gut, hier in diesem Lager zu leben, von der Gnade eines fremden Volkes.«
    Bran schob seine Hände hinter den Gürtel. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Was, wenn der Sturmrand wirklich das Ende der Welt war, wie es die Geschichten erzählten? Doch das konnte nicht sein, denn Cernunnos hatte ihm einen Kurs gezeigt. Es musste einen Weg nach Westen über das Meer geben, einen Kurs zu einem anderen Meer, auf der anderen Seite.
    Er sah in Turvis bärtiges Gesicht hinunter. Wie konnte er dem Alten erklären, dass es Cernunnos war, der zu ihm gesprochen und ihm das

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