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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Der Vogelmann hatte auf die Sonne gedeutet und ihm erklärt, dass die Schwester des Windes jeden Abend erstarb, um dann am nächsten Morgen wiedergeboren zu werden. Ein Tag ist wie ein Leben, hatte der Vogelmann gesagt. Wir werden geboren und streben sogleich nach oben. In der Mitte des Lebens sind wir stark und fühlen uns mächtig, doch nur für eine kurze Weile. Denn wir sind des Kletterns auch müde, und wie die Sonne beginnen wir wieder in die Ebene hinabzusteigen. Und zum Schluss sind wir wieder dort, wo wir begonnen haben. Wir werden von der Erde geschluckt, die uns dereinst geboren hat.
    Die Sonne war jetzt rot. Sie hatte ihren halben Körper in die Wellen getaucht, und das Meer hatte begonnen sie aufzuzehren. Das Blut stieg in die flammende Kugel und floss langsam ins Wasser. Es wurde dunkel. Bran drehte sich wieder nach Osten. Der Vollmond schien, wo die Sonne zuvor gebrannt hatte.
    Sie riefen ihn. Dielan, Turvi, Gwen und all die anderen saßen bereits auf ihren Pelzen am Kai. Die Tirganer wimmelten um die Feuerstellen und Fässer herum, und viele von ihnen hatten sich bereits an den Feuern niedergelassen. Noch schwiegen die Bronzetrommeln und Flöten, doch er wusste, dass sie auf Visikal und sein Gefolge warteten. Bran sah die Straße hinauf, die zum Turm führte. Von dort würden sie kommen. Nakkar hatte ihm alles gesagt, was er wissen musste. Visikal und seine Männer würden in voller Kriegstracht kommen, er selbst sollte ihnen aber unbewaffnet entgegentreten. Der Hafenmeister hatte ihm neue Kleider gegeben: ein rotes Wollhemd, weiche Lederhosen und niedrige Stiefel. Doch Bran trug noch immer seinen Pelzumhang, denn es war kalt.
    Er sah zur Straße empor. Noch hatte Visikal sich nicht gezeigt.
    »Er kann jetzt kommen!« Dielan schwenkte die Arme über dem Kopf. Mitten in der Menge hatte er gleich neben der Feuerstelle, an der das Felsenvolk saß, einen Platz freigeräumt.
    Bran schlenderte in die Straße, die zum Lager führte. Linvi sah aus der Öffnung ihres Zelts und verschwand gleich wieder nach innen. Er hastete zu ihrem Zelt, hockte sich hin und kroch hinter ihr her.
    »Jetzt bist du gefangen«, sagte Hagdar und grinste. Er stützte sich auf seine Ellenbogen, und Linvi half ihm, sich aufzusetzen. »Wie ein Fisch im Netz.«
    Bran stützte ihn auf einer Seite und Linvi auf der anderen. Gemeinsam halfen sie ihm, zur Zeltöffnung zu kriechen, und Bran krabbelte nach draußen und zog ihn heraus. Noch immer wog der Mann einiges, was Bran zu spüren bekam, als er ihn anhob.
    »Willst du üben?« Hagdar lachte, als er wie ein Kind in Brans Armen lag. »Ich werde dir einen guten Rat geben: Wirf sie über die Schulter, dann kann sie nicht weglaufen!«
    Bran schwankte über den Platz, und seine Arme schmerzten unter der schweren Last. Als er an die Hafenecke kam, bat ihn Hagdar, ihn im Rücken zu stützen, statt ihn zu tragen, denn er wollte nicht, dass die Männer ihn so sahen. Linvi stützte seine andere Schulter. Sie hielten ihn zwischen sich und führten den fiebernden Mann zur Feuerstelle. Linvi hatte gerade die Pelze um ihn geschlagen, als die Tirganer jubelten und begannen, die Bronzetrommeln zu schlagen. Die Flöten spielten auf, denn jetzt kam Visikals Gefolge die Straße herunter.
     
    Die Krieger der Skerge trugen Fackeln. Sie gingen in zwei Reihen hinter Visikal her, und zwischen ihnen war die weiß gekleidete Frau zu erahnen. Ganz hinten ging ein älterer, bartloser Mann, der eine eisenbeschlagene Kiste trug.
    Bran spürte, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. Die Tirganer bewegten sich zurück, und ein Weg öffnete sich in der Menschenmenge. Dielan und Hagdar nickten und sahen ihn mit einer ernsten Falte zwischen den Augenbrauen an. Das Gefolge erreichte den Hafen und begann auf ihn zuzugehen. Turvi zog Bran am Arm und führte ihn der Gruppe entgegen. Dann hinkte der Alte zur Seite. Bran sah sich um, denn plötzlich schrie etwas in ihm, dass er fliehen müsse. Doch hinter ihm war eine Feuerstelle, umgeben von lächelnden Frauen und Männern, und von beiden Seiten starrten die Tirganer aus einer Mauer von Armen, Bäuchen und Gesichtern auf ihn. Dann blieb Visikal vor ihm stehen, und er hörte nur noch das Knistern der Fackel.
    »Du hast Ar gut gedient«, sagte der Skerg. »Und dich als stark genug erwiesen, die Tochter meines Bruders zu heiraten.«
    Bran sah ihn an. Visikal hatte einen finsteren Blick. Aber als er seinen Mund wieder öffnete, lächelte er.
    »Ich bitte Bran, Skerg von Arborgs

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