Brans Reise
schmeckte süß, brannte aber auf der Zunge.
»Trink nicht zu viel.« Hagdar wischte sich den Mund ab und nahm noch einen Schluck. Wein rann in seinem Bart hinab.
Bran legte den Weinschlauch in seinen Schoß und wusste, dass Hagdar Recht hatte. Er war jetzt Häuptling und durfte nichts sagen, was die anderen in Gefahr bringen konnte. Und er erinnerte sich an das eine Mal in Krett, als er das Gebräu der Tuurer getrunken hatte und im Stall eingeschlafen war.
»Erzähl mehr«, befahl der Inselkönig. Der Jäger redete drauflos, bis der Inselkönig erneut die Hand hob und ihn zum Schweigen aufforderte.
»Wir kommen aus dem Norden«, sagte Bran und schien zu bemerken, dass er das bereits gesagt hatte. »Mein Volk wartet am Strand. Es sind viele Menschen und gute Krieger«, fügte er hinzu, denn er war sich noch immer nicht sicher, ob der Inselkönig wirklich so gastfreundlich war, wie der Jäger behauptet hatte. »Wir sind das Felsenvolk, und wir suchen nach einem Land, das Kragg uns weisen soll. Ich bin der Häuptling von Beravs Willen.«
Der Inselkönig nickte langsam vor sich hin, während ihm der Alte ins Ohr flüsterte.
»Mein Berater sagt, er habe von deinen Göttern gehört.« Er wischte sich den Mund ab. »Er sagt, es seien echte Götter, wie die unsrigen.«
Der alte Mann öffnete seinen Mund und murmelte merkwürdige Worte. Erneut fasste sich der Inselkönig an seinen Bart, wickelte ihn um seinen Finger und starrte Bran und Hagdar an.
»Ich werde dir helfen«, sagte er. »Morgen werde ich dir und deinem Volk Nahrung und Wasser für die Weiterreise geben. Wenn dein Volk groß und mächtig wird, werdet ihr euch an diese gute Tat erinnern. Für immer werdet ihr die Freunde meiner Nachkommen und die Feinde ihrer Feinde sein. Doch heute Abend sollt ihr unsere Gäste sein. Trinkt so viel ihr könnt. Esst mein bestes Wildschweinfleisch.« Er deutete zu den Frauen hinüber. »Und erwählt euch so viele von meinen Frauen, wie ihr nur wollt.«
Bran sah zu ihnen hinüber. Die Mädchen standen mit gesenkten Köpfen da und starrten zu Boden.
»Sag nichts«, flüsterte Hagdar. »Wenn du dich weigerst, glaubt er noch, du fändest sie nicht schön genug.«
Der Inselkönig grinste. »Die sind für später. Esst jetzt!« Er klatschte in die Hände, und grün gekleidete Männer traten aus dem Halbdunkel vor den Wänden. Sie trugen Körbe mit bunten Früchten und knieten zuerst vor dem Inselkönig nieder. Er nahm etwas, das Bran für einen grünen Gebirgsapfel hielt, teilte es mit dem Messer in zwei Hälften und begann die dicke Schale abzuschälen. Der Diener machte die Runde um das Feuer herum, während die Jäger Fleischstücke auf die Spieße schoben und sie auf eisernen Rahmen über die Glut legten.
»Das muss eine Art große Beere sein«, sagte er, als Hagdar versuchte, durch die harte Schale der grünen Frucht hindurchzubeißen.
»Au! Bitter!« Hagdar spuckte eine Faser, die er abgenagt hatte aus, während die Männer um ihn herum lachten.
»Das ist eine gute Frucht«, lachte der Inselkönig, »aber du musst sie zuerst schälen!«
Hagdar packte die Frucht mit beiden Händen, drehte sie auseinander und war erneut die Ursache für herzhaftes Lachen rund um das Feuer.
Bran holte sein krummes Messer hervor und schälte die grüne Schale ab. Die Männer schwiegen, als er das Fruchtfleisch in den Mund schob und zu kauen begann. Es schmeckte wie eine unreife Beere, und der Saft brannte auf der Zunge. Am liebsten hätte er es wieder ausgespuckt, aber er erinnerte sich, was Hagdar gesagt hatte. Sie durften nichts tun, was der Inselkönig als Beleidigung auffassen könnte. Also kaute er auf dem bitteren Fruchtfleisch herum, bis seine Zunge kalt und taub war, und spülte alles mit Wein hinunter.
»Pass auf«, sagte Hagdar, »ich glaube, der Wein ist stark.«
Bran spürte, dass das Gebräu zu wirken begann. Seine Knie, die für gewöhnlich schmerzten, wenn er im Schneidersitz dasaß, wurden taub, so dass er sie nicht mehr spüren konnte. Die Klauen lockerten ihren Griff hinter seinen Augen, und er fühlte sich so frisch wie schon lange nicht mehr. Aber er wusste, dass es der Wein war, der ihn betrog, und dass es das Beste sein würde, nicht zu viel zu sagen. Wein ist schlecht für den Geist, pflegte Turvi zu sagen. Das durfte er jetzt nicht vergessen.
»Erzählt mir von dieser Insel.« Hagdar hatte einen eigenen Fleischspieß bekommen, den er über dem Feuer drehte. »Sind wir in die Sieben Reiche gekommen?«
Bran
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