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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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duftete nach Honig. Hummeln und Bienen summten voller Blütenstaub zwischen den Knospen umher, und hoch oben zwischen den Zweigen hingen Bienennester groß wie Kornsäcke. Die Jäger deuteten immer wieder nach oben und sprachen in ihrer eigenen Sprache miteinander.
    Die gelben Blumen säumten lange ihren Weg. Der Boden war hier flach, und die Insekten schienen sich in der drückenden Wärme wohl zu fühlen. Hagdar und Bran zogen sich unterwegs die Kleider aus und gingen nur mit kurzen, ledernen Hosen hinter den Jägern her. Die Inselbewohner drehten sich immer wieder zu Hagdar um, und Bran dachte, dass sie es wohl nicht gewohnt waren, derart kräftige Männer zu sehen.
    An einem vom Wind umgeworfenen Baum kamen sie zu einer Weggabelung, an der sie nach rechts abbogen. Grüne Büsche verdrängten die gelben Blumen. Zwischen den Blättern leuchteten rote Beeren, die die Jäger abknipsten und aßen. Sie sahen aus wie Perlen, und als Bran eine mitnahm, erkannte er, dass sie durchsichtig waren, so dass er die Samen im Fruchtfleisch zählen konnte. Sie schmeckten säuerlich, halfen aber gegen den Durst.
    »Ich glaube, wir sind bald da«, brummte Hagdar. Bran sah eine Reihe grauer Büsche zwischen den Bäumen, dann erblickte er die. Dornen. Der Pfad wurde breiter und zu einem dornenumrankten Karrenweg. Die dicken, verflochtenen Äste der Büsche waren mit Dornen bewehrt und nur die obersten Zweige gaben Raum für Blätter. Auch sie waren grau und von einem salzartigen Staub überzogen.
    »Das ist besser als jede Burgmauer«, murmelte er.
    Und es war eine Burgmauer. Denn jetzt kamen sie in ein Wäldchen, in dem die Äste beschnitten waren, so dass die Zweige nicht den Weg versperrten. Durch die Äste konnte Bran eine Art Blockhaus erkennen. Die Jäger führten sie um eine kleine Anhöhe herum. In dem getrockneten Lehm waren Wagenspuren zu erkennen.
    »Dort«, sagte der Anführer der Jäger und deutete nach vorn. »Der Saal des Inselkönigs.«
    Das aus Holzstämmen errichtete Haus thronte am Ende des Karrenweges. Die Lichtung, in deren Mitte es lag, maß ringsherum gut einen Pfeilschuss. Die Baumstämme standen am First im Kreuzband über und trugen Zeichnungen von Tieren und Menschen. Das mit sonnengetrocknetem Stroh gedeckte Dach ragte hoch zwischen den Baumkronen empor. In den zahllosen vergitterten Fenstern glitzerten dünne goldene Drähte. Auf jeder Seite der breiten Tür stand ein Mann mit einer Lanze. Wie die Jäger trugen sie grünschwarze Kleidung, darüber hinaus aber auch noch Brustschild und Helm, die in der Sonne glitzerten. Um den Saal herum ritten Männer auf schlanken Pferden mit weißen Bogen und Pfeilköchern über den Schultern. Bran zählte zweimal zehn Wachen. Auch im Gras saßen Menschen, darunter Frauen in langen Kleidern. Am Waldrand auf der anderen Seite der Lichtung standen noch mehr Gebäude, doch diese waren kleiner. Im Wald stieg Rauch von Feuerstellen auf.
    »Kommt, Freunde!« Der Jäger winkte sie zu sich. »Es ist Zeit für die Abendmahlzeit des Königs. Er wird sich über Gäste freuen.«
    Bran und Hagdar folgten ihnen auf die Lichtung. Die im Gras sitzenden Männer erhoben sich und gingen neben ihnen her, wobei sie sie anstarrten und miteinander flüsterten. Sie waren alle einen Kopf größer als Bran. Die Reiter betrachteten sie mit schmalen Augen. Die Frauen waren schön, und ihre Kleider bestanden aus demselben dünnen Stoff, aus dem auch die Bekleidung der Jäger genäht worden war. Die Männer hatten Bärte und viele von ihnen trugen ein Schwert. Sie beherrschten ihre Pferde ebenso gut wie die Krieger der Ebene, und Bran hoffte wirklich, dass der Inselkönig ein gastfreundlicher Mann war. Sie näherten sich dem großen Saal. Durch die Fenster war der Klang eines Saitenspiels zu vernehmen, und als die Wachen die Eichentüren öffneten, hallte ihnen Gelächter und Gesang entgegen. Die Reiter drückten ihre Hacken in die Flanken der Pferde und verschwanden gemeinsam mit den anderen Menschen. Der Anführer der Jäger grüßte die Wache, indem er seine Handflächen zeigte, und trat ein. Bran und Hagdar folgten ihm.
    Der Saal war von einer Unzahl von Talglichtern erleuchtet. Sie hingen an den Balken, die das Dach stützten, und zwischen Speeren und Schilden, Teppichen und Pelzen an den Wänden. In der Mitte des Raumes glühte ein länglicher Haufen Kohlen, um den sich einige Krieger versammelt hatten.
    »Sieh doch«, sagte Hagdar. »Frauen.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung der rechten

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