Brans Reise
und watschelte wieder an den Packpferden entlang.
»Dann lasst uns aufbrechen.« Er umklammerte seinen Sattelknauf und der Reiter, der das Pferd zu ihm geführt hatte, bot ihm seine Hände als Steigbügel dar. Mit viel Mühe gelang es dem fetten Mann, in den Sattel zu steigen. Er nahm die Zügel und drückte seine Hacken in die Flanken des Tieres.
»Zum Strand!« Er deutete auf die Dornenbüsche. Der Reiter packte das Zaumzeug und führte den Hengst langsam vorwärts.
»Was für ein Ort!« Hagdar wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gut, dass wir von hier verschwinden!«
Bran antwortete nicht. So vorsichtig wie nur möglich zog er am Seil und wollte die Schlinge lösen, doch dann entschied er sich anders. Er sah ihren ängstlichen Blick und erinnerte sich an die Geschichten, die der Vogelmann über die Sklaven in Krugant erzählt hatte. Diese Frau hatte keinen Grund zu glauben, dass er besser als der Inselkönig war, und würde fliehen, wenn er sie nicht bewachte. Jetzt wanderte das Gefolge durch die Dornenmauer.
Danach folgten sie den gelben Blumen und den Bäumen mit den gigantischen Bienennestern. Und auf der anderen Seite des Waldes waren der Strand und das Meer. Sie konnte nirgendwohin fliehen. Er musste warten.
Als sie sich dem Waldrand näherten, bat Bran darum, seine Krieger vorwarnen zu dürfen. Er zog die Sklavin mit sich und trat zwischen den Zweigen hindurch. Wie erleichtert er war, die vertrauten Gesichter bei den Booten zu sehen.
»Bran!« Dielan erhob sich von der Mittelbank des Bootes, auf der er neben Gwen gesessen hatte. Dann verschwand das Lächeln von seinem Gesicht und er griff nach seinem Bogen, wobei er den Kopf zur Seite neigte. »Wer ist sie? Warum ist sie gefesselt?«
Bran zog sie zu sich und geleitete sie zu seinen Leuten. Männer und Frauen kamen ihnen entgegen, spähten zum Waldrand hinüber und ahnten Gefahr.
»Wo ist Hagdar?« Linvi zog sich den Schal vom Kopf und packte Brans Arm. »Warum ist er nicht bei dir?«
Bran kämpfte sich bis zu seinem Boot vor und gab Gwen das Ende des Seils.
»Lass sie nicht los. Sie darf nicht fliehen.« Dann wandte er sich den anderen zu und versuchte, sich Gehör zu verschaffen.
»Hagdar kommt nach,« sagte er. »Er wartet mit…«
Wieder wurde er von Linvi unterbrochen. Sie hob die Hand und holte tief Luft, doch Turvi fuhr ihr ins Wort, noch ehe sie etwas sagen konnte.
»Lass den Häuptling ausreden!« Der Einbeinige arbeitete sich durch die Menge vor. Es wurde still. »Erzähl jetzt, wer ist diese Frau?«
Doch Bran brauchte nichts zu sagen. Denn jetzt ritt das Gefolge auf den Strand hinaus.
Hagdar winkte und rief, während er neben dem Pferd des Königs entlangschritt. »Senkt die Bogen! Legt eure Speere zu Boden!«
Bran bemerkte, dass die Männer bereits ihre Pfeile an die Sehnen gelegt hatten.
»Ja, senkt sie«, sagte er. »Sie sind hier, um uns Geschenke zu machen.«
»Dein Volk ist nicht so groß, wie du es gesagt hast«, lachte der Inselkönig. Er winkte dem Reiter zu, der sofort herbeieilte. Unter Stöhnen stieg er ihm zuerst auf die Schultern, dann in die Hände, und schließlich standen seine dicken Beine im Sand. Er rief den Dienern einen Befehl zu. Sie begannen sogleich, die Verschnürungen zu lösen und Säcke und Tonnen abzusetzen. Der Inselkönig sah zu den Booten hinüber und grinste.
»Ihr habt viele Frauen«, sagte er. »Gut, gut. Frauen sind gut.«
Bran verstand nicht, was der König damit meinte. Er warf einen Blick auf Dielan, doch sein Bruder stand bloß da und starrte das Inselvolk an. Seine Stirn zeigte die für ihn so charakteristische, tiefe Falte zwischen den Augenbrauen.
Der Inselkönig rief seinen Männern einen Befehl zu, und die Diener begannen, die Waren in die Boote des Felsenvolkes zu laden. Sie gehorchten wie dressierte Hunde, verbeugten sich und legten die Säcke unter die aufgespannten Segeltücher.
»Das ist Essen«, rief Bran. »Und Wasser. Lasst sie laden. Der König schenkt uns das.«
Die Männer grüßten den König und seine Diener voller Dankbarkeit und versuchten zu helfen. Aber die Diener waren das anscheinend nicht gewohnt, dachte Bran, denn als die Männer ihnen entgegenkamen, um zu helfen, verbeugten sie sich nur noch tiefer.
»So«, sagte der Inselkönig und klopfte sich zufrieden auf den Bauch. »Jetzt ist alles verstaut.« Er schwankte zu Bran vor, tätschelte seinen Unterarm und nickte zu der Sklavin hinüber.
»Gefällt sie dir?«, fragte er.
Bran drehte sich zu ihr
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