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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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den Armen, als eine Welle über ihm zusammenschlug, war aber gleich wieder an der Oberfläche. Wie einen Fisch an der Leine zog er sich zum Boot. Er war kaum eine Körperlänge vom Boot entfernt, als die Flossen, die ihm die ganze Zeit über gefolgt waren, untertauchten.
    »Ich hoffe, es stimmt, was du über den Wein gesagt hast.« Er lächelte angestrengt und zog sich noch eine Armlänge näher heran. »Ich mag W…«
    Sein Kopf verschwand unter dem Wasser. Das Tau straffte sich und drückte die Bootsseite nach unten.
    »Kapp das Tau!« Gwen zerrte an Dielans Kleidern. »Kapp es, Dielan! Bevor das Boot kentert!«
    Dielan zückte sein Messer und legte die Klinge an das Tau. Da griff eine Hand um den Rand des Bootes, und ein heller Bart öffnete sich und schnappte nach Luft. Nangor klammerte sich mit beiden Händen fest.
    »Hilfe!« Seine Stimme war dünn. Dielan zog ihn ins Boot, und der Seeräuber blieb vor Brans Füßen liegen und rang nach Atem.
    Dielan ruderte davon, als die Aarder die Bogen spannten, duckte sich, um einem Pfeil auszuweichen, und ließ das Boot von den Wellen davontragen.
    Nangor zog seine Hose hoch und befühlte seine Beine. Ein Paar kniehoher Stiefel kam zum Vorschein.
    »Tuurs Zauberei! Ich bin unverletzt!« Er grinste und zog die Stiefel aus. »Die sind das Gold wert, das ich für sie bezahlt habe! Die verschwitzten Zehen und die unerträgliche Hitze! Sieh doch!« Er hielt Dielan die Stiefel vors Gesicht. Lange Risse waren auf dem dicken Leder zu erkennen. »Leder aus Vandar, getränkt mit dem Blut zerquetschter Komber!«
    »Komber?« Dielan ruderte weiter und beobachtete das Schiff.
    »Sehr giftige Schlangen, sehr teuer. Kratz mit deiner Haut über dieses Leder und du fällst tot um!«
    Dielan zuckte zurück. Nangor brüllte vor Lachen, steckte seine Füße in die Stiefel und schob sich neben Dielan auf die Ruderbank.
    »Lass uns rudern«, sagte er und nahm Dielan eines der Ruder ab. »Bevor die Aarder auf die Idee kommen, uns zu folgen.«
     
    Aber die Aarder folgten dem Felsenvolk nie wieder. Bran blickte dem Zweimaster hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Er spürte, wie sich das Blut in seine Verbände presste, und fragte sich, was Berav von ihm hielt. Denn zwei Männer hatte er zu dem Gott unter den Wellen geschickt. Einen Vater und seinen Sohn. Unzählige Generationen waren geboren worden und gestorben, seit die Götter ihre Schlacht geschlagen hatten, und Bran wusste nicht, ob Berav sich daran erinnerte, wie es war zu töten. Ein Leben ist so rasch ausgelöscht, dachte er und sah auf seine Hände herab. Die Falten in seiner Handfläche waren rot und feucht. Zwei Leben… Viele Leben… Er lehnte den Kopf an den Achtersteven und ließ den Regen über sein Gesicht rinnen. Die Tropfen waren so schwer. Sie zwangen ihn, die Augen zu schließen. Er war müde. So unglaublich müde…

Die versunkene Insel
     
    D as Felsenvolk betete zu Kragg. Sie sahen zum Himmel und flehten ihn an, sich zu zeigen, doch kein Rabe flog hier draußen. Als sich die Regenwolken verzogen und der Wind sich legte, konnten sie hin und wieder weiße Kreuze am Himmel ausmachen. Doch sie wussten, dass der Himmelsvogel schwarz war. Nur des Abends, wenn Kragg seine Flügel ausbreitete und die Welt ins Dunkel hüllte, konnten sie hoffen, dass er Bran sah und ihn aus seinem Fieberschlaf erweckte. Doch Kragg war still.
    Dielan und Gwen wechselten sich an Brans Lager ab, während Nangor segelte. Sie wischten ihm den Schweiß von der Stirn, wuschen seine Verbände im Meer und betupften seine aufgesprungenen Lippen mit frischem Wasser. Der Schnitt im Schenkel war geschwollen und die Fetzen, die aus der Wunde herausragten, waren weiß und leblos.
    Am dritten Tag legte Tir ihre Hände auf seine Brust und sah zu Dielan hinüber, der, den Rücken an den Bootsrand gelehnt, dasaß. »Lass mich seine Wunden reinigen!«, bat sie.
    Dielan zuckte zusammen, denn die Sklavin hatte seit dem Zweikampf nichts gesagt. »Reinigen?«, stotterte er. »Warum denn? Wir waschen die Wunden doch jeden Tag aus.«
    »Sie hat Recht.« Nangor ließ das Steuer los und steckte seinen Kopf unter das Segeltuch. »Ich hatte einmal einen Schiffsjungen, der auf einen Stachelrochen getreten ist. Die Wunde entzündete sich und ließ seinen Fuß verfaulen, so dass wir ihn schließlich abnehmen mussten. Das Gift bewirkt das.«
    »Gift?« Dielan beugte sich über seinen Bruder.
    »Der Königssohn hatte seine Klinge in Gift getaucht.« Nangor setzte sich wieder

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