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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Wände hatten Fenster. Durch Holzgitter fiel graues Licht in den Raum. Hinter einem dünnen Vorhang sah er ein Bett und auf der anderen Seite des Zimmers eine Holzbank und einen Tisch, auf dem eine glänzende Eisenplatte stand. Als er zur Bank hinüberging, erblickte er einen Mann in der Eisenplatte und erkannte, dass sie verhext sein musste.
    »Hier.« Tir deutete auf die Bank.
    Doch Bran konnte sich jetzt nicht darum kümmern. Der Mann in der Eisenplatte kam auf ihn zu. Als Bran auf den Tisch zustürzte, um ihn aufzuhalten, sprang der andere ebenso schnell auf ihn zu. Er versuchte, die Hand durch die Eisenplatte zu stoßen, doch der Mann tat das Gleiche und traf mit seiner Faust die von Bran.
    »Das ist ein Spiegel«, sagte Tir und lachte.
    Sie lacht, dachte Bran. Er vergaß den Mann in der Eisenplatte und sah sie an. Die ernste Miene, die sie so fremd und unnahbar hatte erscheinen lassen, war verschwunden. Jetzt sah sie aus wie eine Frau seines eigenen Volkes, und mit einem Mal erschien es ihm, als stünden Hagdar und Dielan an seiner Seite und ermunterten ihn.
    Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr kindliches Lächeln zu verbergen. Dann zog sie den Stuhl von dem Tisch zurück, setzte sich hin und sah in die Eisenplatte. Der Mann verschwand, und eine Frau kam zum Vorschein. Bran war überzeugt, dass es sich um Zauberei handelte, denn diese Frau glich Tir aufs Haar.
    »Du kannst dich darin spiegeln. Komm her, an meine Seite.« Sie zog ihn am Arm, und Bran starrte in die Eisenplatte. Wäre er nicht so erschreckt über den narbigen Mann gewesen, der plötzlich neben Tirs Zwillingsschwester auftauchte, so hätte er ihre Haare auf seiner Wange gespürt. Doch Bran vermochte seinen Blick nicht von dem Fremden in der Eisenplatte abzuwenden. Er ähnelte ein bisschen Hagdar, doch die Schultern waren schmaler und der Bart kürzer und dieser hier hatte wasserblaue Augen. Seine struppigen Haare hingen an den Wangen herunter und vermochten fast die hässliche Wunde am Hals zu verbergen. Eine andere Narbe grinste ihn vom Oberarm des Mannes an, und als Bran seine eigene Pfeilwunde betastete, tat der Mann das Gleiche.
    »Das bist du«, kicherte Tir.
    »Ich?« Der Mann bewegte den Mund. Bran versuchte ihn wegzuwedeln, doch auch der Mann winkte mit der Hand.
    »Hast du dich niemals in einem Bach gespiegelt?« Tir drehte sich ihm zu, und ihre Zwillingsschwester wandte sich an den Mann in der Eisenplatte. »Hast du denn kein blankes Messer oder Schild, in dem du dich sehen kannst?«
    Bran dachte nach und erinnerte sich an die stillen Frühlingstage im Gebirge, wenn er den Umriss seines Körpers auf den Wasserflächen erkennen konnte.
    »Das ist genauso«, sagte Tir. »Doch hier siehst du alles viel deutlicher. Erkennst du nicht die Narbe auf deinem Hals und den Bart, der nachgewachsen ist, nachdem ich ihn dir abrasiert habe?«
    Bran schüttelte den Kopf und drehte der Zauberei den Rücken zu. Tir lachte erneut, aber es war ein gutes Lachen, ein Lachen, das ihn erwärmte.
    »Leg dich jetzt auf die Bank«, sagte sie. »Aber zieh erst deine Hose aus. Wir lassen den Spiegel in Ruhe und ziehen die Fäden.«
    Bran löste den Gürtel seiner Lederhose und fühlte sich mit einem Mal merkwürdig verlegen. Er begriff nicht, warum, denn im Sommer trugen er und die anderen Männer oft Lendenschurze. Er schielte zu dem Mann in der Eisenplatte hinüber, um zu sehen, ob er mit ihnen kam, doch er war verschwunden. Stattdessen war nun der Umriss einer Steinwand zu erkennen. Bran zog seine Hose aus und setzte sich auf die Bank. Die Fäden mussten gezogen werden, wenn sie nicht mit der Haut verwachsen sollten. Er hatte also keine andere Wahl.
    »Wir nehmen uns zuerst den Rücken vor.« Tir ging hin und her. Sie holte Leinentücher, Salbe und Schere. Die Schneiden der Schere erwärmte sie über der Flamme des Talglichts, blies dann darüber und schob den Stuhl zu ihm hin. Bran legte sich auf den Bauch und stützte seine Hände auf den kalten Steinboden. Er hatte das früher schon einmal durchgemacht, als er sich mit der Axt ins Knie geschlagen und Turvi die Wunde zusammengenäht hatte.
    »Mein Onkel hat über dich gesprochen.« Der erste Faden zerrte an seiner Haut, bis er das befreiende Gefühl verspürte, als dieser sich endlich löste.
    »Er wünscht seine Dankbarkeit zu zeigen, weil du Sar getötet hast.«
    Bran biss die Zähne zusammen, als die Schere einen weiteren Faden durchtrennte.
    »Und mich gerettet.« Tir durchtrennte drei Fäden auf

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