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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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drei Jahren geschehen. Da war ich weit oben in den Bergen gestürzt, und mein Knöchel hatte wie ein Fußball ausgesehen.
    Lächeln und Sonnenschein auf allen Seiten, frohe Menschen, gute alte Freunde - ja, nun war ich wieder in meinem geliebten Villeverte. Es war Sommer, ich hatte Ferien, und das Leben war herrlich!
    Ich hatte die norwegischen Konserven, das Knäckebrot und den Ziegenkäse ausgepackt und sie Tante Cosima gegeben. Grand’mere hatte mich umarmt, und ich sah, wie sie sich ein paar Freudentränen aus den Augen wischte - das geschah stets, wenn ich kam. Und nun beeilte ich mich, meine Sachen auszupacken. In meinem Schrank hingen die Bügel, die Schubladen waren mit neuem Papier ausgelegt, am Fenster hingen neue, kleingeblümte Gardinen.
    Mein Herz schlug warm für diese lieben Menschen, Menschen von meinem eigenen Fleisch und Blut, meine eigene Familie. Zu ihnen gehörte ich, obwohl Meer und Länder uns drei Viertel des Jahres voneinander trennten.
    Tante Cosima rief mich zu Tisch. Ich strahlte, als ich den Spirituskocher und die Kasserolle auf dem Tisch erblickte. Also hatte Tante Cosima eine Fondue gemacht - sie wußte genau, wie gern ich sie aß.
    Onkel Ferdinand kam, und wir saßen am Küchentisch und spießten Brotstücke auf die langen Gabeln, drehten sie in der heißen Käsemasse herum, und es schmeckte himmlisch. Wir plauderten und tranken Tee - denn nur die ausländischen Touristen trinken Wein zur Fondue. „Wir Eingeborenen“ wissen, daß Tee oder Kaffee das Richtige ist, sonst liegt die Fondue allzu schwer im Magen.
    Ich mußte von der Reise erzählen; die anderen erkundigten sich nach Mutti und freuten sich, weil sie in ihrer neuen Ehe glücklich war.
    „Deine liebe kleine Mutter“, sagte Grand’mere. „Ich erinnere mich so gut, wie sie das erstemal zu uns kam - und wie hat Bernardo sie geliebt!“
    Tante Cosima nickte.
    „Dann war sie mit dreiundzwanzig Jahren Witwe - arme, kleine Ester. Wie schön, daß sie nun ein zweites Mal glücklich wurde.“
    Ja, so ist meine Familie. Diese Menschen sind selber glücklich, deshalb gönnen sie auch anderen das Glück.
    „Schluß mit der Ruhe“, seufzte Onkel Ferdinand. Es hatte an der Küchentür geklopft, und er stand auf.
    Draußen stand ein Ehepaar, das in einem der Hotels wohnte. Sie wollten so gern auf die Silbernadel - stimmte es, daß sie hier einen Führer haben könnten?
    Onkel Ferdinand ging mit ihnen ins Wohnzimmer hinüber. Ich erkundigte mich, was sich in der Zwischenzeit im Dorf ereignet hatte. Hatte sich Marietta endlich mit dem Portier vom Hotel Glacier verlobt, war bei Theo und Jeanne ein Junge oder ein Mädchen gekommen - und Tony, wie stand es mit ihm, war er immer noch in Paris oder.?
    „Tony kommt morgen“, sagte Tante Cosima. „Er war zu Ostern eine Weile hier. Er ist ein hübscher Kerl geworden, ganz erwachsen - er ist auch schon zweiundzwanzig Jahre alt. Nun wird er seinen Vater ablösen, so daß der auch endlich einmal Ferien machen kann. Die hat er seit zehn Jahren nicht mehr gehabt - und Tony sollte wohl in der Zeit das Hotel allein führen können.“
    Ein wenig klopfte mir das Herz. Als ich mich im August vor zwei Jahren von Tony verabschiedete, war er noch ein schmächtiger, hochaufgeschossener Junge - und nun sollte ich also einem jungen Mann begegnen, einem erwachsenen Mann, der in Paris gelebt hatte!
    Vielleicht lag es an der Umgebung hier, daß ich an Tony anders dachte als früher. Daheim in Norwegen gehörte Tony sozusagen nicht in meine Gedankenwelt. Mit Tony verband sich die Vorstellung von Sommer, Sonne und Ferienglück. Mit meinem Alltag in Heirevik hatte er nichts zu tun. Aber jetzt - jetzt loderte eine große warme Freude in mir auf, denn morgen sollte ich ihm wieder begegnen, dem frohen, heiteren Freund aus meiner Kindheit.
    Aber wir waren keine Kinder mehr. Ich war zwanzig und Tony zweiundzwanzig. Und ich dachte an Tony auf eine andere Weise als früher.

Corinne
    „Bernadette“, sagte Tante Cosima am nächsten Nachmittag zu mir, „würdest du so lieb sein, für mich ein Paket am Bus abzuholen?“ „Doch, Tante Cosima, so lieb bin ich. Soll ich den Wagen nehmen, oder kann ich es tragen?“
    „Du kannst auf jeden Fall den Wagen nehmen. Es werden etwa sechs bis sieben Kilo sein.“
    Also nahm ich den Wagen, karrte mit ihm davon und wußte, daß ich nun mit 99 Prozent Wahrscheinlichkeit Tony begegnen würde. Denn wenn er sich bei uns noch nicht gezeigt hatte, so war er noch nicht angekommen und

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