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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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vielleicht auch nur der Gefangenschaft zu verdanken, daß er am Leben ist. Die Gorillas gehören nämlich auch zu den Tieren, die kurz vor der Ausrottung standen. Jetzt aber bemüht man sich redlich, diese prachtvollen Tiere zu erhalten!“
    „Beinahe glaube ich, du hast die Tiere genauso lieb wie die Menschen, Tante Edda!“
    Sie lächelte. „Ja, es fehlt nicht viel daran“, gab sie zu. „Wäre ich noch jung, so wüßte ich, was ich täte. Ich studierte Zoologie. Ich möchte alles tun, um den Tieren zu helfen.“
    „Aber du kannst ja darüber schreiben, Tante Edda“, sagte ich. „Das tue ich auch“, sagte Tante Edda. „Ich schreibe ab und zu Artikel in den Wochenzeitschriften. Doch bin ich nun einmal kein Zoologe, ich bin nur ein gewöhnlicher Naturfreund.“
    „Nicht ganz so gewöhnlich“, sagte ich. „Es ist besonders schön, mit dir zu gehen, Tante Edda. Es ist, als ob du über alles gründlich nachgedacht hättest. Du bist so sicher, du hast immer so klare
    Ansichten.“
    Sie lächelte ein wenig. „Es ist vielleicht etwas dran, Britta. Weißt du, woher das kommt?“
    „Weil du ein kluger Mensch bist“, sagte ich.
    „Weit entfernt, ich bin keine Spur klüger als der Durchschnitt. Nein, es kommt von der Einsamkeit. Ich bin nicht einsam in einer bitteren Weise, gar nicht. Ich habe so viele gute Freunde, daß ich es nie nötig habe, einsam zu sein. Aber ich kann einsam sein, wenn ich es will. Und ich will es oft. Siehst du, Britta, die Einsamkeit ist zuerst eine Art Qual, dann gewöhnt man sich daran; dann entdeckt man, wieviel Gutes sie einem gibt; und wenn einige Zeit vergangen ist, kann man sie einfach nicht mehr entbehren. Nur wenn man allein ist, lernt man sich selber kennen, und wenn man sich selbst kennt, kann man sich auch selbst erziehen. Und das ist etwas, was wir alle nötig haben.“
    Ich horchte. Ich horchte mit weit offenen Ohren. So logisch und klar hatte mir nie zuvor jemand etwas erklärt.
    „Am liebsten würde ich dich auf der Stelle umarmen, Tante Edda“, sagte ich. „Eines ist mir klargeworden: wenn es einen Menschen in der Welt gibt, den ich nicht kenne, so ist es Britta Dieters - weißt du, Tante Edda, das begriff ich, als Pierre mich fragte, wofür ich mich interessiere. Es war ganz schrecklich, denn ich wußte es nicht. Ich habe keine bestimmten Zukunftspläne. Ist das nicht schrecklich, wenn man über sechzehn Jahre alt ist? Aber wenn du jetzt fährst - wovor mir ja graust - werde ich mich hinsetzen und versuchen, Britta Dieters kennenzulernen.“
    „Und davor braucht dir nicht zu grausen“, sagte Tante Edda. Wieder leuchteten ihre schönen blauen Augen: „Ich glaube nämlich, daß es sich lohnt, Britta Dieters kennenzulernen.“
    Wir waren so in unser Gespräch vertieft, daß wir tatsächlich vergaßen, Lunch zu essen. So tranken wir nur Kaffee und aßen Kuchen in dem Zoorestaurant. Und dann fuhren wir mit der Metro in das Studentenviertel und aßen Mittag in einem Selbstbedienungsrestaurant, wo es von Studenten wimmelte.
    „Das wollte ich dir nämlich zeigen“, sagte Tante Edda. „Wenn du allein in der Stadt bist, kannst du gut in ein solches Restaurant gehen. Es gibt Tausende von jungen Mädchen, die das tun. Hier wirst du nicht übers Ohr gehauen, hier gibt es kein Trinkgeldproblem, und wie du siehst, sind die Preise überall angeschrieben, so daß du dich nach deinem Geldbeutel einrichten kannst.“
    Ja, das war wirklich sehr praktisch. Als erstes holten wir uns ein Tablett, dann gingen wir an einem Glastisch entlang, wo alles der Reihenfolge nach aufgestellt war: Vorspeisen, kleine Salate, Leberpastete, Eier in verschiedener Form und dann warme Gerichte auf kleinen Metallplatten angerichtet. Dann kamen Käse, Früchte und ganz kleine Flaschen mit Saft oder Rotwein.
    Zum Schluß ein großer Korb, aus dem man sich Brot holen konnte; dann zu einer Kontrolldame, die uns das Besteck aushändigte und eine Rechnung für das, was wir auf dem Tablett hatten.
    Dann hieß es einen Platz an einem Tisch zu suchen, uns das Essen schmecken zu lassen und schließlich am Ausgang zu bezahlen.
    „Aber denk daran, man muß beizeiten hier sein“, sagte Tante Edda. „Kommst du erst um halb eins, so riskierst du, in eine Schlange zu geraten, die sich über den ganzen Bürgersteig bis zur Fahrbahn erstreckt.“
    „Wie gut du in allem Bescheid weißt, Tante Edda“, sagte ich. „Bist du oft in Paris?“
    „Ja, ab und zu. Von Aachen aus ist es ja nicht weit. Ich schenke mir selber

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