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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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dann der moderne Jargon! Du glaubst nicht, wie oft meine jungen Freundinnen lachen, wenn ich sie anrufe und sie um die eine oder andere Redensart befrage. Zum Beispiel, was bedeutet ,eine Wucht’? Oder kann ich den Ausdruck ,lächerliche Kröte’ für einen unsympathischen Menschen verwenden?“
    Ich mußte lachen. Edda Callies war so ulkig, wie sie dasaß und über ihre Schriftstellerei mit mir sprach, während die Stricknadeln munter klapperten.
    „Und nehmen Sie die Menschen aus dem Leben heraus?“ „Niemals. Ich habe niemals lebende Modelle benutzt und werde es auch niemals tun. Natürlich kommt es vor, daß ich den einen oder anderen Charakterzug eines Menschen, dem ich begegnet bin, benutze oder irgendeinen treffenden Satz. Zum Beispiel hast du mir eine Kapitelüberschrift gegeben, die ich bestimmt benutzen werde.“ „Ich?“ fragte ich.
    „Gestern. Weißt du, was es war?“
    „Ich ahne es nicht.“
    „Niemand reitet auf Eseln, wenn es regnet.“
    Da brach ich in Lachen aus.
    „Wollen Sie diesen Satz wirklich verwenden?“
    „Ganz gewiß. Früher oder später einmal, denn er ist viel zu schön, um vergessen zu werden. Übrigens wolltest du mir ja den Zusammenhang erklären.“
    „Ja, gern. Sie sind an Vertrauen von Teenagern gewöhnt. Es waren also nicht die Esel, die mich interessierten. übrigens sind sie reizend. es war der Eselstreiber.“
    „Schau mal her, wo bist du denn herumgestreunt in deiner Einsamkeit?“
    „Ich bin überhaupt nicht herumgestreunt“, sagte ich. Und dann erzählte ich die Geschichte von Pierre und den Eseln, daß er Pilot werden wollte, daß er versuchen wollte auf die Fliegerschule in Bremen zu kommen, und daß ich ihn sehr gern hatte.
    „Ja, ja“, sagte Edda Callies, „ich habe schlimmere Dinge als das gehört. Du brauchst also nur die Metro nach den Tuilerien zu nehmen, wenn du wieder auf Draht bist, und kannst mit deinem Pierre über Esel und Fliegerei weiter schwatzen.“
    „Ich freue mich schrecklich darauf“, sagte ich, „kommen Sie vielleicht mit, um ihn zu begrüßen?“
    „Ja, gern, doch es kommt darauf an, wann du wieder ausgehen kannst. Ich werde bei dir bleiben, bis du wieder ganz gesund bist, dann muß ich schleunigst nach Hause.“
    „Haben Sie - mußten Sie etwa meinetwegen Ihre Pläne ändern?“ „Ja, ein wenig. Nicht so viel, daß es mir etwas ausgemacht hätte. Ich mußte mein Zimmer in der Pension in Neuilly aufgeben, ich brauchte ja schließlich nicht zu bezahlen, wenn ich hier im Haus herumschwirre und Krankenpflegerin spiele - es ist dir natürlich klar, daß ich es nur getan habe, um gratis zu wohnen?“
    Ich lachte. „Ja, den Eindruck habe ich unbedingt! Wann müssen Sie denn reisen?“
    „Vielleicht in fünf oder sechs Tagen, wenn du wieder fest auf den
    Beinen bist.“
    „So lange? Das ist ja phantastisch“, sagte ich.
    „Keine Spur phantastisch, sondern vernünftig. Jetzt bekommst du gleich Mittagessen. Was meinst du zu einer Bouillon und einem Stück gekochten Fisch hinterher?“
    „Ich sage zu allem ja, ausgenommen Krabbensalat.“
    „Und Pfannkuchen“, sagte Edda Callies, legte das Strickzeug weg und ging in die Küche.

Wilde Tiere und enge Schuhe
    Es war Frühling in Paris. Ich war frisch wie ein Fisch und ging auf den Champs-Elysées in meinem Kostüm und einer frisch gewaschenen Bluse und mit meinen feinen Schuhen von Printemps. An meiner Seite ging Tante Edda.
    Jetzt durfte ich auch „Tante Edda“ sagen. „Alle meine jungen Freundinnen tun das, so sehe ich nicht ein, warum du eine Ausnahme sein sollst“, hatte sie lächelnd gesagt.
    Wir gingen auf den Tuileriengarten zu. Heute strahlte die Sonne, heute mußte Pierre mit den Eseln da sein. Aber heute konnte ich ihm nicht helfen, dazu war ich viel zu fein angezogen. Mein Kostüm sah wirklich schick aus, und die Schuhe.
    „Willst du damit in Paris herumlaufen?“ fragte Tante Edda und sah mißbilligend auf meine Füße. Aber ich versicherte, daß ich meilenweit darin laufen könnte.
    „Das glaube ich erst, wenn ich es gesehen habe“, sagte Tante Edda. Sie hatte selbst bequeme Schuhe mit niedrigen Absätzen an und eine praktische Einholtasche, in die man viel hineinpacken konnte.
    In strahlender Sonne durch Paris wandern, sich frisch, stark und glücklich fühlen und die beste Tante an seiner Seite haben -himmlisch gut ging es mir!
    Diesen Tag wollte ich genießen, genießen bis zum letzten Zug, denn morgen wollte Tante Edda abreisen.
    „Ich gehe gar nicht gern

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