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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Ich muß ja schauen, daß ich mit dem Gröbsten fertig werde, ehe Ellen nach Hause fährt. Ich kann ja nicht mein Mädelchen mutterseelenallein in Colombes sitzen lassen.
    Einen lieben Kuß von Deinem alten Paps.“
    Dann nahm ich den anderen Brief. Er war zerknittert, zerdrückt und schmuddelig. so, als hätte er tagelang in einer Tasche, in einer unordentlichen Damenhandtasche gelegen.
    Ich öffnete ihn und schaute auf das Datum. Er lag über eine Woche zurück.
    Er war geschrieben zwei Tage, nachdem Tante Edda meinen Brief zur Post gebracht hatte!
    „Meine liebe kleine Britta, es tut mir schrecklich leid, daß Du erkältet warst. Hätte ich nicht gewußt, daß die gute, prächtige Ellen Dich pflegt, hätte ich meine Pinsel in die Ecke geworfen und wäre nach Colombes geeilt. Das mit den Pinselnwegwerfen wäre übrigens eine Katastrophe geworden, denn zur Zeit liege ich auf dem Rücken und frische die Malereien in der Kuppel auf. Dein alter Vater ist so etwas Ähnliches wie ein Akrobat geworden.
    Natürlich sollst Du Geld bekommen, Putzi. Ich habe Geld bei Latour gut. Wir machen es der Einfachheit halber so, daß Du es dort holst. Dann vermeiden wir das Überweisen. Es handelt sich um fünfhundert Francs, damit reichst Du wohl längere Zeit.
    Ich schreibe diesen Brief in fliegender Eile, denn in einer halben Stunde fährt Latour nach Toulouse, um seinen neuen Wagen zu holen. Du weißt ja, daß er die liebe alte Sardinenbüchse verkauft hat, ehe er abreiste. Ich soll mit ihm fahren, vielleicht bleiben wir ein paar Tage unterwegs.
    Es ist dort sehr viel an Kunst zu sehen, und es ist auch möglich, daß wir noch einen Abstecher nach Lourdes machen. Ich übergebe diesen Brief einem reizenden Stubenmädchen. Sie besorgt mir immer die Briefmarken, und wenn ich ein bißchen mit ihr flirte, wird sie bestimmt auch den Brief für mich besorgen. Laß es Dir gut gehen, mein Mädel.
    Herzliche Grüße von Vati.“
    So, das war die Lösung des Rätsels.
    Vati hatte anscheinend nicht genug mit dem Stubenmädchen geflirtet! Ich schnupperte ein bißchen an dem Kuvert. Kein Zweifel, es roch süß nach Puder und Parfüm, richtig nach einer Damenhandtasche. Eine Woche war das Biest mit dem Brief in der Tasche herumgelaufen.
    Und Vati, der Glückspilz, war inzwischen in Toulouse gewesen und in Lourdes. Aber wie ich ihm das gönnte!
    Ich holte am nächsten Morgen das Geld, dann ging ich direkt in ein Selbstbedienungsrestaurant und aß ein tolles Frühstück. Ich aß mich so satt, wie seit langem nicht. Erst um halb zwölf war ich vor dem Reisebüro.
    „Du bist mir ein schönes kleines Biest“, sagte Pierre. „Vier skandinavische Touristen mußten mit Gesichtern so lang wie Bananen abziehen, weil die ausgezeichnete Dolmetscherin fehlte. Was denkst du dir, deine Pflichten so zu vernachlässigen! “
    „Sei still, Pierre, nicht schimpfen! Sind sie zur Konkurrenz gegangen?“
    „Nein, mit Hilfe meines unüberwindlichen Charmes brachte ich es fertig, sie zur ersten Tour morgen zu überreden. Also wehe dir, wenn du um neun nicht hier bist.“
    „Natürlich werde ich hier sein. Im übrigen weiß ich gar nicht, was ich von euch Männern halten soll. Mein Vater flirtet mit Stubenmädchen, und du betörst weibliche Touristen - ich setze doch voraus, daß es weibliche waren.“
    „Selbstverständlich, jung und hübsch waren sie auch, auf jeden Fall zwei von ihnen. Aber auf dieser Tour haben wir bestimmt nur Deutsche und ein paar Engländer. Was tust du in der Zwischenzeit?“ „Heute gehe ich in das Pantheon.“
    „Fein, aber um halb drei bist du hier, nicht wahr?“
    „Ja, wenn mir nicht ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, oder wenn ich entführt werde.“
    „Danke, das Entführen kann ich selbst besorgen. Wie spät ist es? Ach, wir haben noch eine Viertelstunde für uns selbst. Komm einen Augenblick ins Auto, dann werde ich dir etwas erzählen.“
    Pierre war fröhlich und voller Neuigkeiten. Ich hörte gespannt zu. „Brief aus Bremen, Britta! Ich bin aufgenommen worden. Eine tolle Konkurrenz war dort, und es war sehr schwer, aufgenommen zu werden, aber es ging, weil ich Abitur habe und ein technisches Studium, und getestet worden bin.“
    „Ein Intelligenztest oder wie?“
    „Ih wo, ich wurde in einen Apparat hineingesteckt, der einer großen Waschmaschine ähnelte, der herumschwirrte, und dann mußte ich in Überdruck und Unterdruck und in künstlichem Sauerstoff atmen. Ach, was sage ich da, es ist ja alles Unsinn. ist ja auch

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