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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nehmen, an die ich stieß.
    „Pierre!“
    „Britta! Brittachen!“
    Ich weiß nicht, wie es geschah, aber wir standen plötzlich da, mit den Armen umeinander, mitten im Verkehr, im hellen Sonnenschein, mitten in Paris.
    Freilich küssen sich in diesem Lande alle bei jeder Gelegenheit auf die Wangen. Pierre und ich küßten uns wirklich nur auf die Backen - vorläufig.
    „Britta, ich hatte dich schon aufgegeben. Ich dachte, du wärest nach Hause gefahren. Wie geht es dir? Wo warst du?“
    „Im Bett, mit einer Grippe und einer Krabbensalatvergiftung“, lachte ich.
    „Ach, du mein armes Kleines! Und ganz allein!“
    „Nein, ich hatte die reizendste Krankenschwester der Welt. Ich
    werde dir das alles erzählen, wenn wir Zeit und Ruhe haben.“
    „Zeit und Ruhe habe ich am allerwenigsten“, seufzte Pierre. „Am Vormittag erzähle ich deutschen und englischen Touristen alles, was es über La Madeleine, über Montmartre, über Mont Parnasse und Sacré Coeur zu erzählen gibt, und am Abend verdiene ich große Trinkgelder in einem Nachtklub, wo hauptsächlich Amerikaner hinkommen, um Striptease anzusehen. Du glaubst nicht, wie großzügig sie oft mit den Dollars sind. Wenn ich ein paar Monate so weitermache, habe ich bald genug Geld, um ein Jahr nach Bremen zu gehen.“
    „Aber Pierre, wann schläfst du denn?“
    „Von halb vier bis acht Uhr“, lachte Pierre. „Und dann mache ich manchmal ein Nickerchen im Bus, wenn nicht gerade kleine deutsche Mädchen früh am Morgen angesaust kommen und mir um den Hals fallen.“
    Pierre lachte, und ich lachte. Es war ganz unfaßbar, daß wir beide uns erst zweimal gesehen hatten. Eines begriff ich: Pierre hatte in dieser Zeit genausoviel an mich gedacht, wie ich an ihn, und wir hatten wohl beide das Gefühl, daß unsere Freundschaft gewachsen war während der Zeit, als wir herumgingen und aneinander dachten. Jedenfalls hatte ich das wunderbare Gefühl, einen alten und getreuen Freund wiedergefunden zu haben.
    „Zum Kuckuck noch mal!“ sagte Pierre. Wir wurden unterbrochen, einer der Uniformierten rief nach Pierre.
    „Warte hier, ich komme gleich“, sagte er und verschwand im Büro.
    Natürlich wartete ich. Außerdem ist es in Paris nie langweilig, da zu stehen und auf jemanden zu warten. Es gibt immer viel zu sehen. So zum Beispiel wie jetzt, als eine kleine, alte, faltige Chinesin, in ihrem Kimono und mit schwarzem Haar in Gesellschaft eines jungen Chinesen vorbeitrippelte. Mutter und Sohn - dachte ich. Vielleicht sogar Großmutter und Enkel. Sie stapfte so merkwürdig hilflos daher. Ich warf einen Blick auf ihre Füße. Wahrhaftig! Unter dem Saum des Kimonos sah ich ein Paar kleine, verkrüppelte, verdorbene Füße in ein Paar seltsam mißgestalteten Schuhen. Sie hatte geschnürte Füße, wie ich es in der Schule gehört und gelesen hatte. Vielleicht gehörte sie zu den letzten in China, die diese Qual durchgemacht hatten?
    Ich wurde durch eine dänische Stimme neben mir aus meinen ostasiatischen Grübeleien gerissen. Da standen zwei ältere Damen und berieten etwas.
    „Uff, wenn man nur jemanden fragen könnte“, sagte die eine.
    „Ich habe dir ja gesagt: selbst wenn man jahrelang Grammatik gepaukt hat, ist Französisch einfach unmöglich zu verstehen!“
    „Ja, aber sie haben doch Führer, die skandinavische Sprachen kennen. Ich habe bestimmt irgendwo solche Plakate gesehen, aber vielleicht war das in einem anderen Reisebüro.“
    „Ob das junge Mädchen wohl zum Reisebüro gehört? Sie wartet schon so lange hier, vielleicht versteht sie Englisch.“
    Da mußte ich lachen und sagte auf dänisch:
    „Nein, das versteht das junge Mädchen nicht, aber sie wird Ihnen herzlich gern helfen, falls.“
    „Ach, meine Liebe, sind Sie Dänin?“
    „Nur halb. - Suchen Sie einen dänischen Führer, oder.“
    „Wir wollen so sehr gern eine solche Rundfahrt mitmachen, und nun sagt meine Freundin, daß sie ganz bestimmt in einem Reisebüro gesehen hätte.“
    „Ja, ich hörte es. Wenn Sie einen Augenblick warten, werde ich fragen.“
    Ich raste in das Büro und entdeckte glücklicherweise Pierre im Gespräch mit einem älteren Herrn mit einem chefartigen Aussehen. Das paßte mir sehr gut, denn ich hatte plötzlich eine tolle Idee. Ich versuchte es mit Französisch.
    „Entschuldigen Sie, draußen stehen zwei Kunden und warten auf Sie. Sie wollen in ein anderes Reisebüro gehen, weil - “
    „Ein anderes, warum das?“ fragte der Chef ähnliche.
    „Es sind dänische Damen,

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