Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
blöde Buchungsmaschine nicht bedienen muß. Es ist direkt eine Wohltat, Kartoffeln zu schälen und Gemüse zu putzen!«
»Aber daß du keine Schürze zubinden und keinen Reißverschluß im Rücken selbst zuziehen kannst.«
»Es wird bestimmt bald besser.«
»Wo ist Tante Edda?«
»An ihrer Schreibmaschine. Sie trägt bei zu den literarischen Kunstschätzen deines Vaterlandes. Was willst du eigentlich hier?«
»So, das fragst du auch! Ich will eine Ambrosia-Torte backen, wenn du es unbedingt wissen willst. Es ist der Lieblingskuchen meines Herzallerliebsten.«
Ich holte die Backzutaten und die Waage und fing an, die Eier zu schlagen.
»Du, Britta. Ich denke an etwas.«
»Nicht möglich!«
»Doch. Ich denke an dich und deine Zukunft.«
»Ja, und?«
»Weißt du, was ich an deiner Stelle täte?«
»Pierre heiraten.«
»Natürlich. Aber außerdem würde ich versuchen, mir irgendeine Ausbildung zu verschaffen.«
»Ich habe Kochen und Kinderpflege gelernt - und die französische Sprache!«
»Ja, Britta, und das ist großartig. Aber gesetzt. gesetzt den Fall, daß Pierre etwas zustoßen sollte. Bei seinem Beruf.«
»Ellen, bitte, bitte! Sprich nicht meine geheimsten, furchtbarsten Gedanken aus!«
»Ich will dir doch keine Angst einjagen, Britta. Ich meine nur, daß jede Frau, auch wenn ihr Mann Schuster oder Bankbeamter und kein Flieger ist, einen Beruf erlernen sollte. Man weiß nie, was die Zukunft einem bringen wird, Britta. Und was tätest du bloß, wenn du eines Tages allein dasäßest?«
»O Gott, daran wage ich gar nicht zu denken. Ich würde vor Verzweiflung sterben.«
»Das tut man nicht, Britta. Das sagt sich so leicht, aber man tut es nicht. Man muß schon weiterleben.«
»Du hast wohl recht. Ich würde wahrscheinlich zu Vati zurückfahren. Und mit Paps ist es auch so ein Problem. Wer in aller Welt soll sich um ihn kümmern, wenn ich heirate? Jetzt, da Omi nicht mehr bei uns ist?«
Ellen schwieg eine Weile. Dann fragte sie: »Wo werdet ihr eigentlich wohnen?«
»Vorläufig in Hamburg, nehme ich an. Aber ich habe schon darüber nachgedacht, ob ich vielleicht hierbleiben könnte. Du weißt, Pierre ist ja dauernd unterwegs; er könnte meiner Ansicht nach genausogut auf dem Seehundsrücken wohnen wie in Hamburg. Wenn wir oben zwei Zimmer für uns einrichteten und.«
»Nun ja, vielleicht ginge das. Dann könntest du also für deine beiden Mannsbilder sorgen.«
»Eben das meine ich. Aber mit dem Beruf, Ellen, ja, da hast du recht! Weißt du, wenn wir nicht so isoliert wohnten, hätte ich bestimmt schon längst eine Handelsschule besucht. Aber von einer Insel aus ist das nicht so einfach. Ich habe schon daran gedacht, ob ich vielleicht das Versäumte nachholen könnte, falls wir in Hamburg wohnen. Damit ich also eine Ausbildung als Reserve hätte.«
»Reserve - genau das meine ich. Nun, es ist deine Sache, ich dachte nur.«
»Du bist lieb, daß du dich um meine Zukunft sorgst, Ellen. Es wird schon gehen. Und ich bete, daß Pierre und ich zusammenleben werden, bis wir neunzig sind.«
»Wenn du neunzig bist, ist er schon fünfundneunzig!«
»Ach so, ja richtig. - Ellen, mach mal den Schrank für mich auf; ich habe ganz mehlige Hände!«
Ellen drehte sich halb um, hob schnell den rechten Arm und schrie laut auf. Im selben Augenblick kam Vati zur Tür herein. »Was ist, Ellen? Hast du dich geschnitten?«
»Nein - o nein, es ist nichts. Ich habe nur eine unvorsichtige Bewegung gemacht. Es ist mein blöder Arm.«
»Was ist eigentlich mit deinem Arm?« Ellen wiederholte ihre Geschichte mit der schweren Buchungsmaschine. Vati nahm ihren Arm, versuchte ganz vorsichtig eine kleine Drehbewegung im Schultergelenk, und Ellen stöhnte. »Liebe Nichte«, sagte Vati, »um vier hat der Arzt wieder Sprechstunde. Um vier befindest du dich schon in seinem Wartezimmer. Bist du denn verrückt, Mädchen? Ich kenne diese Geschichten, habe selbst einmal was Ähnliches gehabt. Wie heißt es nur gleich. myalgische Versteifung oder so.«
»Aber Onkel Benno, ich kann doch hier nicht krank werden, hier wo.«
»Ach nee, was du nicht sagst. So, das kannst du nicht? Du bist es schon, Verehrteste! Du meinst vielleicht, du wirst schneller gesund, wenn du nicht zum Arzt gehst? Was für eine Weiberlogik! Also, um vier bist du beim Arzt, sonst kriegst du um vier Uhr fünf den Hintern voll!«
Ellen mußte trotz allem lachen.
»Onkel Benno, du bist furchtbar. Ich begreife nicht, wieso du mein Lieblingsonkel bist. Gut, ich
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