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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gehe.«
    Jetzt kamen Bernadette und Lillepus, beide hochbeglückt. Lillepus über ein neues Kopftuch, Bernadette über das Resultat der ärztlichen Untersuchung. Die Kleine hatte sich prächtig erholt, hatte schön zugenommen, und in den Bronchien war überhaupt nichts zu hören. Weniger entzückt war Ellen, als sie spätnachmittags vom Arzt kam. Vier fragende Augenpaare waren auf sie gerichtet. »Krankgeschrieben für sechs Wochen vorläufig. Ich soll Bindegewebsmassagen und Packungen haben.«
    »Fein, das kannst du alles hier im Kurhaus bekommen.«
    »Ach nein, ich muß doch nach Hause.«
    »Wo du allein wohnst und keine Hilfe hast, du Schaf? Hier hast du Hilfe und liebevolle Pflege und die Masseusen und die Packungen
    drei Minuten vom Haus.«
    »Aber meine Krankenkasse.?«
    »Der Kasse ist es doch schnurzegal, ob eine deutsche oder eine dänische Masseuse das Geld kriegt! Bleib hier und rede keinen Unsinn. Wozu hast du eigentlich eine Familie?«
    »Aber sechs Wochen.«
    »Wären es auch sechs Monate, wir würden es schon mit dir aushalten. Kopf hoch, Mädchen, unsere Masseuse wird dich schon wieder hinkriegen; sie hat Finger wie zehn Eisenkrallen!« Vati legte den Arm um Ellen. Sie lächelte mit zitternden Mundwinkeln.
    »Du bist furchtbar lieb, Onkel Benno!«
    »Bitte, gib es mir schriftlich. Ich möchte es gern bei Gelegenheit meiner Tochter zeigen, wenn sie anderer Auffassung ist. So, und wer von den Damen macht uns nun eine Tasse Tee?«
    Lillepus saß auf Vatis Knie und wurde mit Bananenbroten gefüttert. Bernadette nähte an einem kleinen niedlichen rosa Etwas. Ich strickte, und Tante Edda warf gerade einen Blick in die Zeitung. »So«, sagte sie. »Jetzt haben sie ihr Urteil gekriegt.«
    »Wer denn?«
    »Ach, diese Jugendlichen, von denen man im Fernsehen erzählte. Die Mädchen und ein Junge sind mit einer Verwarnung davongekommen, die beiden Ältesten haben Gefängnisstrafen und ein Junge hat Jugendstrafe gekriegt.«
    »Also auch eine Art Gefängnis?« fragte Ellen. »Wohl eher eine Art Erziehungsheim. Wie tun die jungen Menschen mir leid!«
    »Ich denke vor allem an die beiden Mädchen«, sagte ich. »Schön und gut, daß sie mit einer Verwarnung davongekommen sind, aber was geschieht nun weiter mit ihnen? Paps, was würdest du mit mir tun, wenn ich vor Gericht gewesen wäre und eine Verwarnung bekommen hätte?«
    »Britta, was für ein schrecklicher Gedanke? Weißt du, dann würde ich ausnahmsweise nicht hochgehen. Im Gegenteil, ich würde mich wohl eher hinsetzen und nachdenken, und dann würde ich mir selbst sagen: Benno Dieters, alter Idiot, was hast du für Fehler gemacht? Was bist du für ein Vater, der nicht verhindern konnte, daß deine Tochter so geworden ist? Etwas hast du falsch gemacht, und sieh nur zu, daß du ab jetzt, ab sofort, alles dransetzt, deinem armen Mädel zu helfen und einen anständigen Menschen aus ihm zu machen.«
    Das Gespräch ging leise weiter; wir kamen von dem Thema nicht los.
    Vati und Bernadette hatten selbst Kinder, Tante Edda beschäftigte sich viel mit Jugendproblemen, Ellen und ich saßen und hörten zu.
    »Jedenfalls«, sagte Tante Edda zuletzt, »jedenfalls kann ich mir keine schönere Aufgabe denken, als einem solchen Mädchen zu helfen.
    Oder es zu versuchen. Eine leichte Aufgabe wäre es wahrlich nicht.«
    Es kam eine kleine Pause. Ich sah die anderen an, diesen Kreis von lieben, guten Menschen, die mir alle nahestanden.
    »Kinder, wie haben wir es gut!« sagte ich. »Keine Probleme, keine Sorgen und so ganz unter uns!«
    »Woran denkst du?« fragte Vati.
    »Ach, erstens, daß du keine Tochter hast, die irgendwo von der Polizei aufgelesen wird, zweitens denke ich an. ja zum Beispiel an Inken und ihre Eltern, die das Haus voller Gäste haben, und wir sind so schön allein für uns!«
    Ein schallendes, vierstimmiges Lachen war die Antwort. Plötzlich wurde mir klar, was ich gesagt hatte, und die Röte schoß mir ins Gesicht.
    »Oh, ihr seid abscheulich! Ihr wißt genau, was ich meine! Ihr seid doch keine Gäste! Wir gehören doch alle zusammen!«
    Sie lachten weiter, die Biester. Zuletzt sagte Bernadette:
    »Weißt du, Britta, eigentlich war dies das Schönste, was du mir sagen konntest! Daß Tante Edda und Ellen hierhergehören, das sehe ich ein, aber daß du Lillepus und mich mitrechnest!«
    »Ich habe gar nicht gerechnet! Es plumpste mir so raus.«
    »Eben! Das war gerade das Schöne. Daß du hier ein volles Haus hast und dabei das Gefühl, daß wir

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