Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
zusammengehören und unter uns sind.
Ich segne den Tag, an dem dein Brief kam! Es war am 15. April, ich weiß es genau.«
Vati drehte sich jäh um.
»Was sagen Sie da? Am 15. April?«
O je, o Schreck!
»So, du lügenhafte Tochter! Das ist also die Wahrheit! Hinter meinem Rücken - schon wieder! Da sitzest du mit unschuldigen Guckäugelein und schwörst darauf, daß wir keine Sommergäste kriegen, und schuftest wie ein Kuli, um deinen alten, nichtsahnenden Vater aus dem Hause zu kriegen. Du kannst deinem Schöpfer dafür danken, daß die Gäste sich als solche Gäste entpuppten! Ja, wenn ich nicht wüßte, daß hier alle protestieren würden, dann möchte ich dich am liebsten.«
»Nein, das möchten Sie nicht«, sagte Tante Edda ruhig. »Ich war nämlich Mitwisserin, dann müßten Sie mich auch.«
»Ich gebe auf!« seufzte Vati. »Was man auch macht, man wird immer von euch Frauenspersonen hinters Licht geführt.«
»Vati, wenn ich dich nicht hinters Licht geführt hätte, wer säße dann jetzt auf deinem Schoß? Niemand!«
»Schrecklicher Gedanke!« sagte Vati. »Gut, dann muß ich dir wohl zum siebenhundertvierundneunzigsten Male verzeihen!«
»O Schreck!« rief Bernadette. »Ich habe euch doch versprochen, heute abend Schweizer Fondue zu machen. Ist jemand willig und bereit, Lillepus ins Bett zu bringen? Dann eile ich in die Küche.«
»O ja, gern!« riefen Tante Edda und ich gleichzeitig.
Aber Lillepus, die von dem Lachen und Rufen wach geworden war, schmiegte sich enger an Vati.
»Onkel Benno soll!« sagte sie sehr bestimmt.
Vati stand auf, er wuchs, er schwoll vor Stolz.
»Na also! Dann komm, Lillepus, wir beide werden schon das Heiabettchen finden!«
Er hob sie mit einem gewohnten Griff auf die Schultern, und Lillepus hielt sich an seinen Haaren fest. Siegesbewußt trug Vati sie nach oben.
Daß Lillepus an diesem Abend kunstgerecht gewaschen wurde, bezweifle ich sehr. Aber daß sie ihren Gutenachtkuß bekam, dafür lege ich meine Hand ins Feuer!
6.
Es ist unbeschreiblich schön, auf einer Landungsbrücke zu stehen und zu sehen, wie das Schiff immer näher kommt, das einem eine gute Freundin, eine liebe Tante oder einen geliebten Vater bringt. Aber diese Vorfreude wird klein und blaß im Vergleich mit den Gefühlen, die einen erfüllen, wenn das Schiff den Menschen an Bord hat, der einem das ganze Leben bedeutet. Oft hatte ich schon hier gestanden und die Minuten und Sekunden gezählt, bis ich Pierres Arme um mich fühlte. Diesmal klopfte mein Herz ganz besonders stark. Ich hatte Pierre so furchtbar lange nicht gesehen!
Da - da stand er an der Reling. Schlank, dunkelhaarig und braunäugig in seiner hübschen Fliegeruniform. Wie lieb ich ihn hatte! Ich glaube, ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel: »Möge es immer so bleiben, möge mein Herz immer vor Glück klopfen, wenn ich ihn sehe!
Mögen die Jahre und die Gewohnheit und der Alltag das nie ändern!«
Er kam als erster über den Landungssteg, und dann folgte eine Minute ohne Worte. Die waren überflüssig. Ein unsanfter Schubs von einem dicken Mann, der mit zwei Koffern beladen war, brachte uns in die Wirklichkeit zurück.
»Ja, gehen wir dann, Pierre?«
»Eine Sekunde, mein Mädelchen. Ich wollte nur.« Er sah sich um, ging ein paar Schritte zurück, reichte einem jungen Mädchen die Hand und sagte ein paar Worte. Dann kam er zurück zu mir, und wir machten uns auf den Heimweg.
»Was war das für ein Mädchen?« fragte ich.
Pierre lachte und drückte meinen Arm fester an sich.
»Oh, eine meiner Geliebten, natürlich. Wer sonst?«
»Antworte vernünftig, du Scheusal.«
»Du liebe Zeit, denkst du, ich bin hergekommen, um vernünftig zu reden? Na, im Ernst, es war ein Mädchen, das wir unterwegs aufgefischt haben.«
»Welche >wir«
»Mein Kollege Walter und ich - ach so, das weißt du ja nicht, also Walter fuhr mich mit seinem Wagen zum Schiff, und unterwegs stand so ein vereinsamtes kleines Ding mit einem Campingbeutel neben sich und streckte einen nassen Daumen in die Höhe. Es
regnete nämlich. Das tut es übrigens hier auch.«
»Was du nicht alles merkst! Und weiter?«
»Ja, die Schöne wollte also auch mit dem Schiff nach dem Seehundsrücken. Da haben wir an Bord ein paar Worte gewechselt, und ich lud sie zu einer Limonade ein, die sie übrigens nicht trank.«
»Weil sie vergiftet war - die Limonade, meine ich?«
»Nein, weil die Ärmste Halsschmerzen hatte.«
»So, und das war alles?«
»Ja, das war alles. Richtig,
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