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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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würde - wer konnte sich auf die Aussage eines vierjährigen Kindes verlassen? Sie hatte den Mann ja für Pierre gehalten. Konnte sie sich nicht wieder irren? Klar!
    Bernadette und Ellen kamen zurück. »Hat sie was erzählt?« Wir fragten vierstimmig. »Nicht viel. Wartet, wir hören uns das Band an.« Wir schwiegen und horchten. »Schläfst du nicht, mein Schatz?«
    »Habe Durst«, kam Lillepus’ Stimme.
    »Hier, mein Kind, trink Wasser. So, vorsichtig, Mutti hält das Glas.«
    »Der Onkel hatte Saft in einer sooo kleinen Puppenflasche«, sagte Lillepus. »Und dann hatte er einen großen Ball. Wo ist der Ball?« Wir lauschten weiter. Nach dem, was Lillepus sagte, war es anzunehmen, daß der »Onkel« sie mit dem Ball gelockt hatte, daß sie im Gras gesessen und er Saft auf Zuckerstücke geträufelt hatte. »Was war das für ein Onkel?« fragte Bernadettes Stimme. »Zuerst war es Onkel Pierre, und dann war es nicht Onkel Pierre«, sagte Lillepus. Dann verlangte sie mit schläfriger Stimme mehr Wasser.
    »Nun schlaf, Liebling«, sagte Bernadette. »Barry paßt auf dich auf. Schlaf schön, dann wird alles gut.«
    Nun kam undeutliches Murmeln von Lillepus. Ich konnte die Worte nicht verstehen.
    Aber Marion war hochgesprungen. Sie lief zum Tonbandgerät. Anscheinend kannte sie den Typ, denn sie stellte mit sicheren Händen einen Hebel anders, dann wieder zurück, dann drehte sie an einer Schraube, und jetzt wurden die letzten Worte lauter wiederholt.
    »Schlaf schön, dann wird alles gut.«
    Dann Lillepus, und jetzt verstand auch ich die undeutlichen Worte:
    »Schlaf schön, dann wird alles dicke Nußschokolade!«
    Ellen stellte das Gerät ab.
    »Ja, das war es.«
    »Was in aller Welt meinte sie mit.?«
    Die Tür klappte. Marion hatte das Zimmer verlassen.

17.
    Es folgten zwei stille Tage, an denen wenig gesprochen wurde. Jeder ging seiner Arbeit nach, Bernadette ließ Lillepus nicht aus den Augen. Vati arbeitete an dem Triptychon und blieb Stunden um Stunden im Atelier.
    Marion war schweigsam. Urplötzlich konnte sie weggehen ohne ein Wort zu sagen. Sie blieb meist lange weg, kam müde und blaß zurück, und auf mein Fragen sagte sie nur: »Ich war am Strand.« Weiter nichts.
    In meinem Kopf schwirrten schreckliche Gedanken herum. Ich hatte es keinem Menschen gesagt, ich wagte es kaum zu denken. Aber ich mußte! Ich mußte, mußte! Bei einem solchen Verbrechen durfte ich keine Möglichkeit außer acht lassen. Man mußte mit allem rechnen, auch dem Unwahrscheinlichsten.
    Losgerissene Sätze aus Gesprächen, winzige Beobachtungen, einzelne Wörter, eine auffallende Schweigsamkeit, kleine Begebenheiten - alles verflocht sich in meinem Kopf. Aus dem Wirrwarr bildete sich ein Muster.
    Marion. Marion, die in schlechte Gesellschaft geraten war. Wie kommt ein Mädchen in schlechte Gesellschaft? Wie kommt es, daß es Sachen mitmacht, die es zuletzt vors Gericht bringen? Welche Macht bringt ein Mädchen dazu, alles mitzumachen? Liebe. Nichts als Liebe. Wenn Marion nun blind verliebt gewesen war, und zwar in einen Mann, der sie auf seine krummen Pfade mitlockte? Wenn dieser Mann eine furchtbare Macht über sie hatte?
    Wenn er verhaftet wurde, Marion allein blieb? Wenn sie ihre ganze Zukunft auf ihre Liebe aufgebaut hatte? Was würde sie tun? Warten.
    Warten, bis er wieder frei war.
    Sie hatte eines Abends vor dem Fernsehapparat gesessen und sich einen Boxkampf angesehen. Plötzlich war sie leichenblaß geworden und hatte auf den Ausschnitt der Publikumsgesichter gestarrt.
    Hatte sie den Mann entdeckt? War er es? War er aus dem Gefängnis entlassen? Hatte sie sich mit ihm in Verbindung gesetzt?
    Wie konnte der Mann wissen, daß der Strandstreifen unterhalb vom Kliff immer öde und menschenleer war? Daß kein Auge ihn sehen würde, wenn er dicht an der Kliffwand entlang schlich? Daß dort eine kleine verborgene Bucht war, in der man ein Boot verstecken konnte?
    Wie in aller Welt konnte er so gut im Bilde sein?
    Jan hatte Marion am Kliff herumklettern sehen. Als ich sie danach fragte, hatte sie es geleugnet. Aber Jan kannte sie doch, und er hatte gute Augen. Er war hundertprozentig sicher, daß es Marion gewesen war.
    Was hatte Marion dort zu suchen? Was wollte sie auskundschaften?
    Warum hatte sie kein Wort gesagt? Kein einziges Wort, als wir alle über Lillepus’ Entführung sprachen, fragten, erzählten?
    Ja - aber Marion hatte doch an der Suche teilgenommen! Nein -halt!
    Sie hatte gesagt, sie könnte Auto fahren: Sie hatte

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