Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
verlassen, war ja klar«, sagte Vati. Dann erzählte er weiter, wie er Barry und mich getroffen hatte, und ich berichtete von den beiden Stellen im Dünengras, und von dem Zuckerpapier. Tante Edda erzählte, daß sie beim Arzt sofort drangekommen war: »Er hat Lillepus abgehorcht und festgestellt, daß Herz und Atmung völlig normal sind. Lillepus ist halb aufgewacht, hat ein bißchen gewimmert und weiterschlafen wollen. >Sie muß ein Schlafmittel bekommen haben<, hat der Arzt gesagt. Dann sind mir die Würfelzuckerpapiere eingefallen. Er wollte gerade den Apotheker in Florida anrufen, da kam Benno.«
»Ich habe daraufhin das Telefongespräch selbst übernommen; der Apotheker ist ja mein Skatbruder«, fuhr Vati fort. »Er erinnerte sich an den Kunden, der nach einem Schlafmittel gefragt hatte. >Ich erinnere mich sogar gut daran, denn ich dachte zuerst, es sei dein Schwiegersohn, Benno<, sagte er zu mir. >Er wirkte nervös, und ich gab ihm das leichteste Schlafmittel, das ich in der Apotheke hatte, und auch nur eine winzige Menge. Es waren Tropfen, und ich habe ihm erklärt, man sollte fünf Tropfen auf einen Zuckerwürfel träufeln.< Dann nahm der Doktor den Hörer und ließ sich genau erklären, um welches Mittel es sich handelte. Er konnte mich und Tante Edda trösten. Wenn Lillepus auch eine ganze Menge gekriegt hätte, wäre es nicht lebensgefährlich gewesen.
>Wir geben dem kleinen Fräulein ein Brechmittel, und dann dürft ihr sie mit nach Hause nehmen<, sagte er.
Ein Brechmittel ist zwar kein Vergnügen, aber eine Magenspülung in der Klinik wäre schlimmer. Lillepus bekam das
Mittel, und dann hatte Tante Edda eine halbe Stunde mit Beckenhalten und Trösten zu tun. Vollkommen erschöpft schlief das Kind zuletzt in meinen Armen ein. Der Arzt kommt heute abend vorbei.«
»Wenn Barry nicht gewesen wäre!« sagte ich. »Ja, wenn Barry nicht gewesen wäre«, wiederholte Vati. »Wie glücklich wir waren, als wir Lillepus fanden, das brauche ich wohl nicht zu erzählen. Eines aber war merkwürdig: Barry suchte weiter.
Als Britta und ich endlich auf dem Rückweg waren, kam mir plötzlich der Gedanke, daß Lillepus’ Entführung vielleicht nur ein Ablenkungsversuch gewesen war und uns vom Haus weglocken sollte, daß es sich also nicht um einen Kindsentführer im übelsten Sinn handelte, und der Verbrecher es vielleicht auf etwas ganz anderes abgesehen hatte.«
»Dann hast du gerufen: >Um Himmels willen, das Triptychon!<« sagte ich. »Er hat es ja leicht gehabt«, bemerkte Ellen. »Der Schlüssel lag natürlich unter der Fußmatte - wie immer. Und in allen Zeitungen stand, daß das Triptychon sich hier im Hause befand.«
»Aber was in aller Welt wollte er damit anfangen?« fragte Bernadette.
»Vielleicht wollte er. Warte mal!« Vati sprang auf und lief ins Atelier. Kurz danach kam er mit einem Zeitungsausschnitt zurück. Er las es uns vor:
Vor einigen Jahren wurde ein herrliches Kunstwerk aus der kleinen Kirche in Volkach in der Nähe von Würzburg gestohlen, die »Madonna im Rosenkranz« von Riemenschneider. Damals hatte eine große Illustrierte den Verbrechern hunderttausend Mark angeboten, wenn sie die Madonna zurückbrächten, und versprochen, die Polizei nicht zu benachrichtigen. Dadurch war es gelungen, das Kunstwerk zurückzuerhalten, und die hunderttausend Mark wurden an eine bestimmte Stelle gebracht. Tante Edda nickte.
»An diese Geschichte habe ich auch gedacht«, sagte sie. »So wird es gewesen sein. Du warst gestern in Florida, Benno. Dort sind zur Zeit sehr viele Menschen. Jemand hat dich da mit deiner heißgeliebten Lillepus gesehen und.«
»Oh!« rief Vati. »Ich Idiot! Jetzt habe ich den ganzen Zusammenhang! Also, ich war doch im Geschäft bei Dorry.« Ich erklärte schnell den anderen:
»Dorry ist eine alte Bekannte hier vom Seehundsrücken, mit einem Kaufmann drüben verheiratet. Sie haben einen Laden mit
Hausrat, Spielsachen und Papierwaren.«
»Eben! Dort entdeckten wir dieses Tretauto im Fenster, und ich ging hinein. Dorry fing natürlich von dem Triptychon an. Sie hatte alles im Fernsehen gesehen. Britta, du weißt ja, wie Dorry ist: Sie stellt immer tausend Fragen.«
»Die mein gutgläubiger Paps offen und ungehemmt beantwortet«, sagte ich. »Du hast natürlich alles erzählt, Paps! Das das Triptychon nicht zu ersetzen ist, und daß es für hunderttausend Mark versichert wurde.«
»Ja. Ich habe ihr sogar mit den Händen gezeigt, wie klein es ist -als sie sich nämlich darüber
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