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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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weites Kleid und bahnte mir meinen Weg zu einer der Nischen in der Ecke des Saals. Die Nische war nicht besonders groß, vielleicht gut einen halben Meter tief und nur teilweise überschattet, aber sie schottete mich von der Menge aus Pfauen und Pinguinen ab.
    Ich schmiegte mich in die dunkelste Ecke und zog den Rock meines Kleids eng an mich, damit der Schatten mich verdeckte. Ich musste mit Gil reden. Wir brauchten einen Plan, wie wir nach Hinweisen auf weitere gezeichnete Menschen suchen sollten. Ich dachte gerade darüber nach, ob in der Nische genug Platz war, um Gil zu rufen, ohne dass jemand etwas davon mitbekam, als sich ein Mann rückwärts in die Nische zurückzog und dabei gegen mich stolperte.
    »Hey!«
    Er zuckte zusammen. »Oh, Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass das Versteck hier schon besetzt ist.«
    »Ich verstecke mich nicht«, murmelte ich und trat von der Wand fort.
    Der Ausdruck höflicher Entschuldigung auf seinem Gesicht wurde wärmer, als ich aus dem Schatten trat. »Natürlich verstecken Sie sich nicht«, sagte er und fuhr sich durch das perfekt gestylte Haar. Er war etwa in meinem Alter, und auf seinen Wangen zeigten sich Grübchen, als er mir ein Grinsen schenkte, das eher an einen Wolf denken ließ. »Ich hasse solche Veranstaltungen auch. Mein Vater besteht jedes Mal darauf, dass ich komme. Das macht er, seit ich achtzehn wurde. Das hier ist für gewöhnlich meine Nische, wenn ich mich nicht einfach rausschleiche. Wenn dieser Bogen reden könnte…« Er schüttelte den Kopf und kicherte über irgendeine Erinnerung. »Ich bin Justin.« Damit streckte er mir die Hand entgegen und straffte die Schultern, sodass seine ohnehin schon breite Brust noch breiter wirkte.
    Spreizt sein Gefieder wie ein Vogel.
    Zögernd nahm ich seinen Handschlag an, und obwohl ich satt war, fing mein Puls bei der Berührung ebenso an zu rasen wie seiner. »Kita«, antwortete ich und zog meine Hand schnell wieder zurück, bevor mein Instinkt noch entschied, dass es Zeit für einen Imbiss war.
    Justin war attraktiv, aber ich hatte die letzten Wochen in der Gesellschaft des wie aus Marmor gemeißelten Nathanial und des auf raue Weise gut aussehenden Bobby verbracht. Verdammt, und dann waren da auch noch Tatius mit seinen eindringlichen Augen und der Macht, die praktisch aus ihm herausströmte, und all die Sahneschnittchen, die halb nackt in Aphrodites Villa um sie herumschwänzelten. Ich war regelrecht übersättigt an attraktiven Männern, und Justin konnte mit der Konkurrenz einfach nicht mithalten. Das musste mir ins Gesicht geschrieben stehen, denn Justins Grübchen verblassten.
    »Justin Morgan, übrigens«, sagte er und stützte sich mit dem Ellbogen am Rundbogen ab. »Wie in Morgan Suites, der landesweiten Hotelkette.«
    Ich hatte noch nie davon gehört, nickte aber trotzdem. Ein Kribbeln lief mir den Rücken entlang, und das Gefühl war unangenehm genug, dass ich dem Drang widerstehen musste, mir den Nacken zu reiben. Es war, als starre mich jemand an– nur dass ich in einer Nische mit dem Rücken zur Wand stand. Niemand konnte mich anstarren.
    »Gut.« Justin richtete sich auf und ließ den Arm sinken. Seine plötzliche Verlegenheit, mit der er einen Schritt zurücktrat, ließ ihn noch jünger wirken. »War schön, dich kennenzulernen, Kita. Ich schätze, ich werde eine andere Nische in Beschlag nehmen.«
    »Warte!« Ich versuchte, das verstörende Gefühl abzuschütteln, während ich mich wieder auf Justin konzentrierte. »Du sagtest, dass du dich manchmal rausschleichst? Gibt es denn hier eine Möglichkeit, unbemerkt zu kommen und zu gehen?« Wenn ich mich nur lange genug hinausschleichen konnte, um ein paar Minuten mit Gil zu reden, ohne Gefahr zu laufen, dabei belauscht zu werden…
    Justin zögerte. »Ja, aber dazu muss man wissen, wie man die Alarmanlage entschärft. Was…«, er straffte die Schultern und schob die Hände in die Taschen, »…ich ganz zufällig tue. Verschwinden wir von hier?« Das Letzte sagte er mit einem Lächeln. Sein Selbstbewusstsein von vorhin war wiederhergestellt.
    Wir? Ich spähte um die Ecke des Rundbogens. Nathanial stand immer noch mitten in einer Menge, mit einem echten Lächeln auf dem Gesicht, als er nickte und so einem Argument der Frau, die gerade sprach, zustimmte. Die Sammlerin und Aphrodite standen neben ihm und beteiligten sich lebhaft an der Unterhaltung, ihrer Körpersprache nach zu urteilen, aber ich sah, dass die Sammlerin abschätzend ihren Blick über

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