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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Nathanial gleiten ließ und selbstgefällig die Lippen spitzte. Die sind noch eine Weile beschäftigt. Niemand würde es bemerken, wenn ich für eine halbe Stunde verschwand.
    Außerdem wurden das Gefühl von Verkehrtheit, das mir über den Rücken kribbelte, und der Drang, mich zu bewegen und etwas– irgendetwas – zu tun, so stark, dass ich ungeduldig auf den Zehen wippte. Ich lächelte Justin an.
    »Ja, lass uns gehen.«
    »Bist du mit jemandem hier, von dem wir nicht gesehen werden dürfen?«, fragte er, während er mich aus der Nische führte.
    »Mit mehreren, ehrlich gesagt.«
    »Blutrot ist nicht gerade die unauffälligste Farbe. Hättest du nicht besser ein schwarzes Kleid tragen können?«
    Darauf hatte ich keine Antwort. Was nur wie eine weitere Nische ausgesehen hatte, stellte sich als Treppenhaus heraus. Er stieß eine Tür auf und scheuchte mich schnell hindurch. Dann führte er mich sechs Treppenabsätze hinunter– und das in einem Ballkleid. Und High Heels. Am Fuß der Treppe erwartete uns ein Notausgang. Die rote Griffstange, die quer über die Tür verlief, verkündete, dass ein Alarm erklingen würde, wenn sie geöffnet wurde, aber Justin ging zu einer Eingabetastatur neben der Tür und tippte einen Code ein. Dann holte er tief Luft und drückte die Griffstange nach unten.
    Kein Alarm ertönte, und Justin stieß erleichtert den Atem aus.
    »Siehst du? Ich bin ein Profi«, sagte er, doch sein selbstbewusstes Lächeln passte nicht zu dem aufgeregten Schlagen seines Herzens, das ich in dem engen Treppenhaus beinahe gegen seine Rippen hämmern hörte. Er machte eine kleine Verbeugung und hielt mir die Tür auf. »Eure Freiheit erwartet Euch, Mylady.«
    Ich eilte an ihm vorbei die vereiste Treppe hinunter.
    »Hey, warte auf mich!«, rief er mir hinterher. Nicht dass er lange brauchte, um mich einzuholen.
    Die Stufen führten in eine Gasse hinter dem Konzerthaus. Von der Straße her konnte ich den Verkehr hören, aber die Gasse war still und verlassen. Es wäre der perfekte Ort, um Gil zu rufen. Wenn Justin nicht hier wäre.
    »Also, du hast mir noch gar nicht deinen vollen Namen gesagt«, meinte er, als wir den Fuß der Treppe erreicht hatten.
    »Katrina Deaton.« Der Name, den Nathanial mir gegeben hatte, fühlte sich immer noch merkwürdig an, aber ich nannte ihn trotzdem, während Justin sich verstohlen umsah. Nichts bewegte sich in der engen Gasse, aber… sie fühlte sich nicht so leer an, wie ich anfangs gedacht hatte.
    »Deaton? Bei dem Namen klingelt bei mir nichts. Du gehörst nicht zu den einflussreichen Machern hier in Demur, oder?«
    »Ich hoffe nicht.« Das letzte Mal, als ich in Demur gewesen war, hatte ich aus Versehen einen Einzelgänger gemacht– was, wie ich mir sicher war, einigen Einfluss auf manche Dinge gehabt hatte. Jetzt musste ich nur sicherstellen, dass ich nicht noch mehr als einen einzigen geschaffen hatte. Aber zuerst musste ich Justin loswerden.
    »Hör mal, danke, aber ich muss…« Ich brach ab, als schwerer Stoff auf meinen Schultern landete. Justin hatte mir seine Smokingjacke umgelegt.
    »Du musst ja am Erfrieren sein«, sagte er und trat näher.
    »Das ist wirklich nicht…«
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung wischte er meinen Einwand beiseite.
    »Behalt sie nur. Mir ist warm genug«, entgegnete er, untergrub seine Aussage allerdings damit, dass er sich in die Hände hauchte. Sein Atem kondensierte in der kalten Luft. Meiner nicht. »Weiter die Straße hinunter ist ein nettes kleines Diner. Was hältst du davon, wenn ich dir einen Kaffee spendiere?«
    Ich hörte ihm kaum noch zu. Dort am Ende der Gasse war irgendetwas. Da war ich mir sicher. Und ich schien den Blick nicht abwenden zu können. Mein Kleid schleifte durch Pfützen aus Schneematsch und Streusalz, als ich auf die hintere Ecke des Gebäudes zusteuerte.
    »Hey, falsche Richtung! Zum Diner geht es da lang.«
    Ich antwortete nicht. Etwas bewegte sich in der Dunkelheit, aber selbst meine Vampiraugen konnten sich aus den Schatten nichts zusammenreimen. Ich trat noch einen Schritt näher. Justin packte mich am Arm und hielt mich auf. Das Kribbeln an meinem Rückgrat entlang explodierte zu kleinen Feuerzungen. Das hatte ich schon mal gespürt. Oh, Scheiße!
    Mit weit aufgerissenen Augen stieß ich Justin zurück. »Verschwinde von hier!«
    »Was zum Teufel…?«
    Justin hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als Avin aus dem Schatten des Gebäudes trat, die deformierte Gestalt in einen dunklen

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