Braut der Schatten
schlechtem Gewissen erinnerte sich Bettina an das letzte Wort des Lykae:
Bruder
.
»Gibt es irgendeinen Grund, warum wir dafür nicht an Abaddon Rache üben sollten?«, fragte Munro schroff.
»Der Name jenes Mannes wurde in einen unwiderruflichen Blutkontrakt eingetragen«, sagte Bettina mit ruhiger Stimme. Ihre Handflächen begannen unter dem Tisch zu leuchten – sie war bereit. Munro fuhr sich mit der Hand über die Brust. Zweifellos fragte er sich gerade, warum sein Herz ins Stottern geraten war. »Danach gab es nichts mehr, was wir hätten tun können.«
Sabine beobachtete den Wortwechsel wie ein Dämon einen Koboldweitwurfwettbewerb.
»Wer hat ihn eintragen lassen?«, fragte Munro.
»Eine Sekte von Warlocks namens
Jene, die man am besten vergisst
. Ich konnte sie gar nicht schnell genug aus meinem Königreich hinausjagen.«
»Warlocks.« Angeekelt verzog er die Lippen, sodass seine wachsenden Fänge sichtbar wurden. Es war kein Geheimnis, dass die Lykae allem Magischen misstrauten.
»Als Zeichen des guten Willens zwischen meinem Königreich und eurem«, sagte Bettina, »werde ich euch Informationen geben, die wir über sie gesammelt haben. Wie es scheint, wandeln sie noch sehr viel mehr Menschen in eure Art und benutzen sie dann als Sklaven. Wir kennen auch ihren Aufenthaltsort.«
»Sklaven?« Munros dunkle Klauen drangen tief in die Tischplatte ein. »Mein Clan weiß, wie man die Vergessenen findet.«
»Gut. Dann kannst du dich an jenen rächen, die es verdienen. Das ist alles, was ich zu dieser Angelegenheit sagen werde«, fügte sie hinzu.
»Gute Jagd!«, sagte Sabine, als Munro sich hastig erhob. Sein Stuhl polterte zu Boden, während er davonstürmte.
Er rief seinen Leuten an der Bar ein paar gälische Brocken zu, die verdächtig nach einem Marschbefehl klangen.
Die jungen Lykae reagierten aggressiv. Ihre Augen veränderten sich, und das Abbild einer wölfischen Kreatur blitzte kurz auf.
Als das Rudel die Bar verließ, dachte Bettina noch:
Fast könnten
Jene, die man am besten vergisst
mir leidtun.
Sabine sah sie mit erhobenen Brauen an. »Oh, Munro hat gerade vom Parkplatz aus gerufen, dass er seine Testikel zurückhaben will. Was ist denn in dich gefahren?«
Bettina zuckte mit den Achseln.
»Du bist plötzlich so selbstbewusst und hast keine Angst mehr vor mir. Was mich zu der Frage führt«, Sabine starrte sie intensiv an, »liegt es an mir, oder findest du endlich zu dir selbst?«
»Vielleicht tue ich das.«
Und ob!
Sie fühlte sich sehr viel wohler in ihrer Haut, hatte mehr Vertrauen in ihre Art zu regieren.
Doch die schmerzende Leere nach dem Verlust ihrer Fähigkeit war nur durch die nicht minder qualvolle Sehnsucht nach dem Vampir ersetzt worden.
Er war ihre erste wirkliche Liebe – und er würde die letzte sein.
Warum konnte Trehan nicht ihr hingebungsvoller, sexy König sein, der sich um die Bauarbeiten im Reich und die Rettung von Dämonenleben kümmerte?
Vor ihren Augen schien sich der rauchige Dunst zu transformieren, seine Konsistenz veränderte sich. Die Anwesenden wurden unruhig. Mehr als eine Gruppe schlurfte, flog oder hüpfte in Richtung Ausgang.
»Was ist da los?«, fragte Sabine herrisch.
Bettina konnte die Sorcera durch den Dunst hindurch nicht länger sehen. Sie blickte auf ihre Haut hinab, die plötzlich glitzerte.
Wenn man vom Vampir spricht.
»Er ist … hier.« Sie sprang auf die Füße und wirbelte herum.
Dakiano!
Inzwischen war er sogar noch blasser, sein Körper hagerer als zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Er war ganz in Schwarz gekleidet, wie Gevatter Tod persönlich, in einem langen Ledermantel. Seine Lippen waren dünn, seine Augen schwarz vor Emotion.
Wut? Vampirischer Hunger? Lust?
Sie wusste nur eins: Er würde sie jeden Augenblick an sich reißen. Ein Vampir in der Blüte seiner Jahre war gekommen, um seine Braut zu holen.
Er verschwand.
Nein, warte …
Seine starken Arme legten sich von hinten um sie. Sein Duft und seine Hitze hüllten sie ein, und sie hörte seine raue Stimme direkt an ihrem Ohr: »Hab ich dir gefehlt, Braut?«
Trehan hatte sie durch den Nebel hindurch beobachtet – sie war ein bezaubernder Anblick in ihren leuchtenden Seidenstoffen, geschmückt mit kostbaren Juwelen. Eine dämonisch anmutende Krone saß auf ihren glänzenden Flechten, und eine dunkelgrüne Maske betonte ihre Augen.
Widerwillig gab er zu, dass sie schöner war als je zuvor.
Das Leben mit Caspion schien ihr zu
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