Braut der Schatten
…«
Bettina unterdrückte ein Lächeln, während sie nach der Walküre mit den rabenschwarzen Haaren Ausschau hielt. »Ich sehe Nïx nirgends.«
»Wir könnten aber wenigstens einen Hinweis auf ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort bekommen.« Sabines Augen leuchteten vor Entschlossenheit. Sie wollte unbedingt ihre Schwester Melanthe aus den Händen der Vrekener befreien. Sie wollte die Hellseherin unbedingt finden, damit sie … Dakiano aufspüren konnte.
Unter den Sorceri hatten sich Gerüchte über den Prinzen der Schatten verbreitet, den »Devianten«, der Vrekener »aus Spaß« jagte und »wann auch immer« es ihm gefiel, einen Ausflug nach Skye Hall unternahm. Seitdem fiel Trehan in Sabines Rettungsszenarien immer eine besondere Rolle zu.
Bettina suchte die Hellseherin aus rein egoistischen Gründen. Wenn diese Kreatur mit den spitzen Ohren sich schon in ihr Leben und Abaddons Angelegenheiten eingemischt hatte, dann wollte Bettina zumindest wissen, warum sie damit aufgehört hatte.
Ich stand so kurz davor, mein Leben mit Dakiano zu teilen.
»Irgendwer hier muss doch wissen, wo Nïx sich aufhält«, sagte Sabine. »Und sollten sie zögern, ihre Informationen mit uns zu teilen, können wir unsere Waffen gleich mal einem Praxistest unterziehen.« Sie zückte Bettinas letztes Werk: einen zusammenklappbaren Stab, der einen Schuss der Fähigkeit enthielt, Herzen anzuhalten.
»Oh nein, nein. Du musst dich tadellos benehmen. Wenn dein Mann herausfindet, dass du hier bist …«, erinnerte Bettina sie. Sie rückte ihre Maske zurecht.
Sabine hörte ihr gar nicht zu. Sie war vor einem Tisch stehen geblieben und wandte sich mit erhobenen Brauen an die dort sitzenden Dämonen: »Ich bin neugierig, warum ihr an
meinem
Tisch sitzt.«
Wenn Morgana wie eine hypnotisierende Schlange war, eine gewaltige Königskobra mit unermesslicher Kraft, dann ähnelte Sabine einer geschmeidigen Dschungelkatze: bezaubernd, aber tödlich. Und sie hatte soeben ihren Schweif durch die Luft sausen lassen.
Die Dämonen waren groß und kräftig. Sie trugen schwarze Jacken, auf denen das Logo NOLA GHUL - ENTSORGUNG aufgedruckt war – offensichtlich ein harter und gefährlicher Job. Trotzdem rangelten sie in ihrem bierseligen Zustand noch darum, sich möglichst schnell und weit von Sabine zu entfernen.
Als Königin der Illusionen besaß sie nicht nur tödliche Macht, sondern auch die entsprechende Reputation.
Salem wischte freundlicherweise mithilfe von Telekinese einige Erdnussschalen vom Tisch, ehe sie sich hinsetzten.
»Rydstrom wird nicht einmal mitbekommen, dass ich weg bin. Er ist heute damit beschäftigt, einen beschädigten Damm zu reparieren, um höchst selbstlos einigen Dämonen das Leben zu retten.«
Wie wundervoll das sein musste, einen sexy König zu Hause zu haben, der seine Frau anbetete und sich mit höchstem Fleiß um öffentliche Bauarbeiten kümmerte. Bettina hatte inzwischen gelernt, wie anstrengend es war, allein zu regieren. Da Abaddon sich gerade zu einem neuen angesagten Reiseziel mauserte, konnte das Leben in ihrem Königreich sehr rasch ziemlich anstrengend werden.
Es wäre schön, einen Partner zu haben …
»Außerdem«, fuhr Sabine mit einem finsteren Seitenblick fort, »müsste ich gar nicht hier sein, wenn du nicht diesen geheimnisvollen Vampir davongejagt hättest, der den Weg nach Skye Hall kennt.«
Das würde Bettina wohl bis ans Ende ihres Lebens zu hören bekommen. Als sie Sabine, die viel über Vampire wusste, über ihre Beziehung zu Trehan in Kenntnis gesetzt hatte, hatte die Sorcera sie ungläubig angeschaut. »Du hast ihm erlaubt, dich zu nehmen, und ihm dann den Vampirbiss verwehrt?«
Dakiano war so sehr bemüht gewesen, Bettina zu gefallen, ihr die Angst zu nehmen, dass er zugestimmt hatte, damit zu warten, bis sie bereit dafür war.
Sabine hatte ihr schließlich einiges erklärt. »Erinnerst du dich noch, wie leer du dich ohne deine Fähigkeit gefühlt hast? Nun, dann stell dir mal vor, du hättest mehrere Zeitalter lang darunter leiden müssen, doch dann könntest du sie endlich, nach und nach, zurückerhalten – aus dem Hals deines Partners. Doch leider hatte der gerade keine Lust, sie dir zu geben.« Danach hatte sie ihr den Gnadenstoß versetzt. »Ihm sein instinktives Verlangen zu beißen zu verwehren, ist genau dasselbe, wie wenn man dich daran hinderte, deiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Kein Wunder, dass er den Verstand verloren und dich sitzen gelassen hat.«
Da Bettina
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