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Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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liest immer dieselben Bücher, und das noch weitere tausend Jahre lang.«
    Bei dieser Vorstellung wurde ihm leicht übel. Er verstand, was sie meinte. Für jemanden, der in vielerlei Hinsicht dermaßen kindlich war, konnte sie zuweilen ungewöhnlich aufmerksam sein.
    »Stell dir doch nur einmal die Alternative vor.« Er bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. »Ich würde meine Heimat niemals wiedersehen und mein Haus dem Untergang weihen, nachdem so viele dafür gestorben sind.« All diese Jahre, in denen er auf etwas gewartet hatte, das niemals eintreffen würde, wären vergeudet gewesen. Unzählige Jahre hatte er mit Kämpfen verbracht, und nun sollte er diese Vendetten einfach so aufgeben?
    Diese Blutfehden waren ein Teil von ihm. Seine Pflicht machte ihn aus.
    Ohne diese Dinge …
werde ich nicht mehr der sein, der ich einmal war.
    »Wir alle verschimmeln ganz langsam hier unten«, sagte Kosmina. »Wir sind so gut wie tot, warten nur noch auf den Todesstoß. Wenigstens du wirst jetzt frei sein.«
    »So gut wie tot?«, wiederholte er spöttisch. Sie übertrieb gewaltig.
    »Mirceo sagte, dass alle Mitglieder der königlichen Familie außer ihm im Stillstand verharren.«
    Trehan zog die Einladung aus seiner Jackentasche.
Verharre ich im Stillstand?
Wenn dem so war, dann konnte nichts seine ganze Existenz derart auf den Kopf stellen wie dieses Turnier.
    Eine Hochzeitszeremonie. Tödliche Kämpfe in einer Arena. Die Krone der Abaddonae.
    Ich – ein Dämonenkönig?
    Als er Kosmina wieder ansah, hatten sich ihre Augen mit Tränen gefüllt. »Ach nein, Nichte.« Er kitzelte sie unterm Kinn. »Vermutlich kehre ich gleich wieder um.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte sie, als hätte er gar nichts gesagt.
    Er hob seine Tasche hoch und blickte sich noch einmal um. Ein letztes Mal?
    »Onkel Trehan?«
    »Ja?«
    »Möchtest du mal was Trauriges hören?« Er hob die Brauen. »Dein Abschied ist das Aufregendste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist …«

10
    Morgana stand in grimmiger Erhabenheit im Türrahmen.
    »Du bist noch nicht angekleidet, und ich bin keineswegs amüsiert«, fuhr sie ihr Patenkind an, während ihr Blick Bettina durchbohrte, die noch ihren Bademantel trug. Drei Sklaven – Sorceri ohne Fähigkeit, die man Inferi nannte – folgten der Sorcera auf dem Fuß und schleppten Kisten voller Kosmetika und Accessoires herein. »Ah, du hast mal wieder an deinen Kinkerlitzchen gearbeitet, hab ich recht? Was für ein … charmanter Zeitvertreib.«
    »Es sind keine Kinkerlitzchen.« Bettina straffte die Schultern. »Es ist Kunst; ich bin eine Künstlerin. Und es ist auch kein Zeitvertreib, ich verkaufe mehr, als ich anfertigen kann.«
    »Aber natürlich, mein allerliebster Sonderling.« Dann runzelte sie die Stirn. »Wo ist dein Phantom? Der berühmt-berüchtigte Salem? Ich spüre ihn nicht.«
    »Er hat mich kurz allein gelassen, damit ich mich fertig machen kann.«
    Als ihre Patin sowie deren Inferi enttäuscht das Gesicht verzogen, fragte Bettina: »Wofür genau ist er eigentlich berühmt-berüchtigt?«
    »Warum fragst du ihn nicht selbst?« Morganas Aufmerksamkeit konzentrierte sich bereits ganz und gar auf Bettinas Garderobe. »Also, uns bleibt kaum noch Zeit! Raum – verflucht sei seine dämonische Seele – wird bei Sonnenuntergang hier sein, um dich abzuholen.« Auf einen kurzen Wink ihrer Hand hin flogen diverse Outfits aus Bettinas Kleiderschrank und landeten auf dem Diwan. Dann wandte sie sich wieder Bettina zu. »Lass mal sehen, was uns zur Verfügung steht.« Morgana schob sie vor einen großen Spiegel und trat hinter sie.
    Der Unterschied zwischen den beiden Frauen war bemerkenswert. Die üppige, sinnliche Morgana trug einen durchscheinenden scharlachroten Rock, ein Oberteil aus kunstvoll ineinander verwobenem Goldfaden, das ihre Brüste so gerade eben bedeckte, und ein damit verbundenes goldenes Halsband. Hände und Unterarme steckten in mit Klauen bewehrten Handschuhen.
    Das hellblonde Haar war in ihren goldenen Kopfschmuck eingeflochten. Er besaß eine beträchtliche Größe, fächerte sich hinter ihr auf wie ein stacheliger Sonnenuntergang und war so breit, dass er nur knapp durch Bettinas Türöffnung gepasst hatte.
    Ihre Maske war schwarz und mit Onyx besetzt und betonte ihre leuchtenden, fast ebenso schwarzen Augen.
    Morgana war überwältigend in ihrer strahlenden Pracht. Bettina war … Bettina.
    Beinahe jeden einzelnen Tag ihres Lebens wurde sie an ihre Gewöhnlichkeit erinnert. Der

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