Braut der Schatten
Schwerthieb abhielten, Broschen, die selbst eine Rüstung durchstießen, Halsbänder mit eingebauten Klingen.
Solche Accessoires waren unter den Sorceri sehr begehrt, doch es war nicht immer leicht, Stücke von guter Qualität zu bekommen.
Bettina bezeichnete ihre Kreationen gerne als »letalen Luxus« oder »Blutgeschmeide«. Salem lachte darüber nur, nannte sie »Schlachterschick« und verkündete: »Tödlich ist das neue Schwarz.«
Immer wenn die Panik sie zu überwältigen drohte oder sich ihre Gedanken unaufhörlich um die Tragödie im Reich der Sterblichen drehten, zog sie sich in ihre Werkstatt zurück und stürzte sich kopfüber in die Arbeit.
Als Salem sie zum ersten Mal in einem solchen kreativen Anfall erlebt hatte, hatte er gespottet: »Jetzt seht euch nur mal die süße Elfe an, mit ihren winzig kleinen Werkzeugen!« Doch schon bald hatten ihre Schöpfungen ihn fasziniert, und er war es auch gewesen, der ihr ihren ersten Kunden gebracht hatte – selbstverständlich gegen eine anständige Provision.
»Die schlechte Nachricht ist«, sagte Salem jetzt, »dass sie das Ding in zwei Wochen haben will.«
»So schnell?« Bettina eilte in ihre Werkstatt, wo sie die Arbeitstische überflog. Sie war genauso stolz auf ihre Werkstatt wie auf die Stücke, die sie dort herstellte.
Sie hatte sich eine erstklassige Ausstattung an Schneidewerkzeugen, Schleifmaschinen, Schlagstempeln und Bohrern zugelegt. Auf einem Tisch standen altmodische Stanzblöcke und Mandrelle neben den modernsten mit Propangas betriebenen Lötbrennern und Heißluftpistolen. Auf einem anderen Tisch befanden sich Entwurfszeichnungen und ein ganzes Regal voller Spulen mit Goldketten. Im ganzen Raum verteilt standen Ankleidepuppen.
Um sie nach dem Angriff aufzumuntern, ließ Salem sie gelegentlich tanzen.
»Zwei Wochen? Was soll ich nur tun?«
»Gib ihr doch das Armband, das du bereits in der Praxis getestet hast«, antwortete Salem. »Das heißt, wenn du das Vampirblut abkriegst. Ich kann immer noch nicht glauben, dass dein Federmechanismus tatsächlich funktioniert hat.«
Bettina hatte ihm erzählt, wie sie Dakianos Hand erfolgreich damit durchbohrt hatte. »Das will ich behalten.« Auch wenn ihre Gönnerin eine Stilikone war, die Trends setzte – und zudem eine Furcht einflößende Persönlichkeit –, konnte sich Bettina einfach nicht von dem Armband trennen. Es symbolisierte einen kleinen Sieg, ihren ersten seit dem Überfall.
»Is’ deine Entscheidung, aber wenn ich du wäre, hätte ich fast mehr Angst davor, deine Gönnerin zu enttäuschen als deine Patin. Wenn man vom Teufel spricht …«
»Ich spüre sie auch.«
»Dann verzieh ich mich mal, damit ihr Weiber euch in Ruhe aufhübschen könnt.« Mit einem »Bis später, meine Süße!« verschwand Salem, und Bettina blieb allein zurück.
Sie eilte aus der Werkstatt in ihr Zimmer zurück und kam gerade rechtzeitig, als die Eingangstüren schwungvoll aufflogen.
Das Einzige, was noch größer war als Trehans Heimatliebe, war seine Neugier bezüglich seiner Braut. Ja, er hatte beschlossen, nach Rune zurückzukehren, aber nur aus Recherchegründen.
Das redete er sich jedenfalls immer wieder ein.
Und warum hab ich dann eine Tasche gepackt?
Während Trehan mit den Fingern über den Rücken wertvoller Bücher strich, fragte er sich, ob ihm sein Verstand nur etwas vorgaukelte, wenn er sich daran erinnerte, wie gut es mit Bettina gewesen war.
Diese Augenblicke der Lust konnten unmöglich so fantastisch gewesen sein wie in seiner Erinnerung. Ihre ausgeklügelte Waffe und ihre Zeichnungen konnten niemals derart faszinierend gewesen sein.
Jedenfalls war er auf jede Eventualität vorbereitet und hatte Kleidung und andere notwendige Dinge eingepackt. In seinem Mantel steckte eine alte Flagge aus Seide in Rot und Grau, die Blut und Nebel symbolisierte, das Königreich, das er mehr als alles andere liebte.
Noch einmal blickte er sich in seinen Gemächern um. Wenn er Bettina wählte, würde er Besitztümer zurücklassen, die er im Laufe von fast eintausend Jahren gesammelt hatte: ein Vermögen in Gold, seine ausgedehnte Waffensammlung, Kunstwerke und ungefähr zweihunderttausend Bücher.
Er würde seine Geschichte, seine ureigene Identität zurücklassen.
Nach einigen schlaflosen Stunden zögerte Trehan immer noch. Er war sich nur einer Sache sicher:
Ich würde dafür töten, sie noch einmal in meinen Armen zu halten.
Seine Instinkte quälten ihn – ein unangenehmes Gefühl für einen
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