Braut der Schatten
Schicksal.
Nie wieder nervös über die eigene Schulter blicken, keine Kämpfe mehr, die auf ihn warteten.
Schließlich zog sich Bettina zurück. Ihre Augen funkelten trotz der schweren Lider, und auf ihren roten Lippen lag ein Lächeln, als hätte sie völlig vergessen, wo sie war – und mit wem sie zusammen war.
Sie wirkte hinreißend schläfrig und beschwipst, ihre Maske saß schief. Er war nicht mal überrascht, als sein Herz einen heftigen Schlag tat, als ob ein Stapel Bücher aus großer Höhe zu Boden gefallen wäre.
»Sieh mal einer an, wie selbstzufrieden du wirkst, Vampir.«
»Tue ich das? Bedenke, dass du für den Rest der Nacht sehr selbstzufrieden sein kannst, während ich immer noch wegen der grauenhaften Schmerzen dieser Erektion humpeln muss.« Er stieß sie gegen ihren Leib.
»Oh!« Ihr Gesicht wurde feuerrot. »Das hast du aber auch verdient. Ich hoffe, es bleibt so.« Ihre Miene wurde finster. »Oder etwas anderes, noch
Schlimmeres
…«
Das große Horn erklang und signalisierte das Ende des Kampfes der Feuerdämonen.
»Cas!« Sogleich begann sie, sich mit aller Kraft gegen Trehan zu wehren und aus seinen Armen zu winden.
Mit einem bösen dakianischen Fluch ließ er sie los und wartete ein paar Sekunden, bis sie ihre Kleidung zurechtgezupft hatte. Dann winkte er mit einer Hand und ließ den Nebel verschwinden.
Der Zauber war gebrochen. Jetzt musste er sich auf einen anderen Aspekt seines Plans konzentrieren.
Werde ich mich lange genug von ihr fernhalten können, um alle Vorbereitungen zu treffen …?
Nachdem einige Soldaten den verkohlten, kopflosen Leichnam des Verlierers entfernt hatten, marschierte Caspion in den Ring. Die Menge jubelte sogar noch lauter als in der vergangenen Nacht.
Trehan war aufgefallen, dass die Standarte des Dämons – ein gebogenes Horn, das von einer Art Schlingpflanze umwunden war – jetzt die Schaufenster zahlreicher Läden schmückte.
Ein unverkennbar betrunkener Raum kehrte auf die große Tribüne zurück, den Humpen fest in der fleischigen Hand, die Kleidung in Unordnung. Mit gerunzelter Stirn musterte er Bettina, die immer noch neben Trehan saß. Sie zuckte hilflos mit den Achseln.
Nach einem finsteren Blick auf Trehan stürzte Raum sein Bräu hinunter. »Als Nächstes kommt Caspion der Jäger, geliebter Sohn von Abaddon!«, verkündete er.
Bei diesen Worten warfen so viele Dämoninnen ihre Strumpfbänder auf den Ring, dass dieser schon bald eine Decke aus Spitze besaß. Bettina sah aus, als könnte sie ihre Eifersucht kaum noch beherrschen.
Noch eine Gemeinsamkeit.
Caspion genoss den Jubel offensichtlich und hob sein Schwert. Das Publikum war außer Rand und Band.
Wie würde diese Menge wohl klingen, sollte Trehan derjenige sein, der Cas erschlug? Derart starke Gefühle konnten umgelenkt werden, aber nur durch einen weitaus charismatischeren Anführer als Trehan.
Und wenn ich
Bettinas
Gefühle für den Dämon nicht umlenken kann?
Er war Caspion in vielen Dingen überlegen: Alter, Kraft, Weisheit. Bettina wertschätzte keine dieser Eigenschaften.
Ihm fielen Caspions Worte wieder ein:
Sie mag deine Braut sein, aber sie wird niemals deine Ehefrau werden.
Und vielleicht fürchtete ein kleiner Teil Trehans tief im Innersten, dass der Dämon recht haben könnte.
Und dennoch gibt es eine Sache, die ich für sie tun kann. Eine Sache, um sie für mich zu gewinnen …
Als Caspions Herausforderer, der verbliebene Cerunno, in den Ring glitt, verdoppelte sich Bettinas Nervosität.
Trehan konnte hören, wie ihr Herz um dieses Dämons willen raste.
Wie ich ihn um jeden Schlag beneide.
Als Raum Cas’ Gegner ankündigte, leerte Bettina ihr Glas. Jetzt war sie betrunken und widerte sich selbst an.
Sie war doch hier, um Cas zu unterstützen. Stattdessen hatte sie zugelassen, dass der Vampir ihr einen atemberaubenden Orgasmus schenkte.
Und genauso unvergesslich wie diese Erfahrung war Dakianos Anblick danach. Er hatte die Schultern zurückgenommen, und ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen gestohlen. Sein zerzaustes schwarzes Haar war ihm in die Stirn gefallen, und seine onyxfarbenen Augen hatte ein geradezu teuflisches Leuchten erfüllt.
Wenn sie gedacht hatte, der Anblick, wie er aus der Badewanne gestiegen war, wäre sexy gewesen … dieser Blick … diese Augen …
Oh, wie hatte diese Nacht ihr so entgleiten können? Nun befanden sich in ihrer unmittelbaren Nähe der Mann, den sie zu heiraten hoffte, und der Mann, der ihr ihren ersten Orgasmus
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