Braut wider Willen
abfinden?
Sie presste die Lippen zusammen. Noch nicht.
Vielleicht gab es einen anderen Weg, einen ehrlicheren und direkteren. Vielleicht sollte sie ihn überrumpeln. Überraschungen hatten ihn schon immer geneigter und williger gemacht, auf sie zu hören. Und dann würde sie ihm etwas zu sagen haben, das beweisen würde, was für eine wertvolle Vertraute sie sein konnte.
Phoebe wusste nicht, warum sie nicht eher daran gedacht hatte, aber Brian hatte sie einfach überrumpelt und ihre Gefühle für seine eigenen Ziele ausgenutzt. Aber was waren diese Ziele eigentlich? Phoebe war nun sicher, dass es ihm nicht darum ging, Catos Vertrauen zu gewinnen.
Da Cato sicher interessiert sein würde, alles über den schäbigen kleinen Plan seines Stiefsohnes zu erfahren, hatte sie eine Rechtfertigung für ihre Überraschung zur Hand.
Phoebe zerdrückte das Wachs in ihrer Hand und knetete es zu einem formlosen Gebilde, ließ es in die Untertasse fallen und kletterte zurück ins Bett.
Als Brian am nächsten Morgen das Haus betrat, traf er hektische Aktivität an. »Lord Granville ist im Begriff abzureisen, Sir«, informierte Bisset ihn. »Für längere Zeit, soviel ich weiß.« »Wohin?«
»Das kann ich nicht sagen, Sir.« Bisset entfernte sich mit wichtigtuerischem Gehabe.
Brian stand mit gerunzelter Stirn da. Wie würde sich dies auf seine eigenen Pläne auswirken? Und warum hatte Cato es ihm nicht selbst gesagt?
»Ist Lady Granville im Haus?«
»Ich glaube, dass sie zu den Stallungen ging, Sir.«
Brian eilte zurück zum Stallgebäude. Phoebe streichelte mit grimmiger Entschlossenheit die Nüstern einer hübschen Stute.
»Ach, da seid Ihr. Ich suchte Euch«, sagte Brian leise, als er sich ihr näherte. »Bisset sagte, dass Euer Gemahl verreist.«
»Ja.« Phoebe nickte.
»Wohin?«
»Da fragt Ihr besser Cato«, erwiderte sie kühl und zwang sich, den langen Hals der Stute zu streicheln. Cato hatte zwar nicht gesagt, dass sein Ziel ein Geheimnis bleiben müsse, doch hatte sie nicht die Absicht, Mr. Morse jemals wieder etwas anzuvertrauen.
Brian furchte die Stirn. Etwas stimmte da nicht. »Ich habe das Dokument und kann es Euch zeigen«, sagte er in gedämpftem Ton. »Wann will Cato aufbrechen?«
»In zwei Tagen, sagte er.« Phoebe ließ versuchsweise ihre Hand über den Rist des Pferdes gleiten. Sorrel drehte sich um und beschnüffelte Phoebes Nacken.
Phoebe bezwang das Verlangen, zurückzuspringen, und blieb ruhig stehen. »Mir wäre lieber, sie hätte nicht so große gelbe Zähne«, murmelte sie.
Brian behielt trotz seiner Ungeduld seinen leisen Ton bei, wenn er auch drängender wurde. »Ihr müsst Euch die Schlüssel verschaffen, ehe er abreist. Ich könnte mir denken, dass man ihn loszuwerden trachtet, indem man ihn mit einer Mission betraut. Wenn man ihm misstraut, wird man ihn von den Diskussionen über die Zukunft des Königs ausschließen wollen.«
Nach einer Weile setzte er sanft hinzu: »Vielleicht besteht sogar die Absicht, ihn gar nicht zurückkehren zu lassen. In seiner Sturheit zieht Cato eine solche Möglichkeit gar nicht in Betracht.«
Dieser Gedanke war Phoebe nicht gekommen. Ihre Hand hielt auf dem Nacken der Stute inne. Ob man Cato mit Absicht mit einer gefährlichen Mission betraute?
»Umso wichtiger ist es jetzt, dass Ihr die Schlüssel rasch an Euch bringt.« Brians leise, einschmeichelnde Stimme schien sie einzuhüllen. »Wir müssen Cromwell und seine Ratgeber von Catos Loyalität überzeugen, ehe es zu spät ist.«
Wie er es sagte, hörte es sich vernünftig an, doch war Phoebe nun für Brians Überredungskunst nicht mehr anfällig. Sie würde selbst einen Weg finden, Cato zu überreden, auf die Vernunft zu hören und sich gegen diese Anschuldigungen zur Wehr zu setzen. Irgendwie würde sie ihn überzeugen, dass sie wusste, wovon sie redete.
»Nein, ich werde die Schlüssel nicht nehmen«, sagte sie von der anderen Seite der Stute, wo sie ihre Annäherungsversuche fortsetzte.
Brian verstummte plötzlich. War sie ihm entglitten? Am Tag zuvor hätte er geschworen, sie in der Hand zu haben. »Wie meint Ihr das?«
Phoebe tauchte wieder auf, indem sie unter Sorrels Hals hindurchkroch, beeindruckt von dem Selbstvertrauen, mit dem sie das Manöver zustande brachte. »Es ist zu unehrlich«, stellte sie mit niederschmetternder Offenheit fest. »Es ist schlecht und hinterhältig. Ich weiß gar nicht, warum ich jemals erwog, mich dafür herzugeben. Es ist etwas, das
Ihr
vielleicht ohne Skrupel
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