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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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worden war. Er konnte sie jetzt mit einem seiner Männer zurückschicken, doch spürte er, dass er dazu nicht die geringste Lust hatte. Den Kopf schräg gelegt, sah sie ihn auf eine reizvolle Art an, die er nur als kokett bezeichnen konnte. Es war eine neue Seite an Phoebe, die ihn bezauberte. Die Vorstellung, dass er sie jemals langweilig und nichts sagend gefunden hatte, war unvorstellbar.
    »Wir sind heute Morgen zehn Meilen geritten. Zu Mittag möchte ich Aylesbury erreichen – das sind noch dreizehn Meilen –, und nach dem Essen möchte ich weitere zehn Meilen zurücklegen. Morgen und übermorgen dieselbe Strecke.« Sein Ton war kompromisslos und verriet nicht, was er dachte.
    Phoebe erbleichte. Die zehn Meilen hatten bereits ihre Spuren hinterlassen, doch stand ihr Entschluss fest: Sie würde sich nicht kleinkriegen lassen. »Meint Ihr, dass ich mithalten kann, Sir?«
    »Darauf zielten meine Bemerkungen ab«, sagte er mit kühlem Nicken.
    »Nun, ich kann«, erklärte Phoebe.
    Cato musterte sie minutenlang. Sie begegnete seinem Blick trotz ihrer Nervosität gelassen, bis er schließlich mit einem Zucken um die Lippen sagte: »Deine Freundin verglich dich mit einem Sturzbach. Eine bemerkenswert treffende Beschreibung.« Zu seinen Leuten sagte er: »Gentlemen, es geht weiter.« Cato lehnte sich zurück, griff Sorrels Biss am Zaumzeug und zog sie neben sein Pferd, wobei er beiläufig bemerkte: »Erstaunlich, dass du in neunzehn Jahren nicht gelernt hast, dich mit einem Nein abzufinden.«
    »Ich muss Euch wirklich ganz dringend etwas sagen«, erklärte Phoebe wieder.
    »Nun, das hat bis zum Abend Zeit.« Er ritt an die Spitze der Gruppe, Sorrel mit sich führend. »Jetzt ist keine Zeit für müßiges Geplauder.«
    Phoebe verkniff sich eine Entgegnung. Er glaubte immer noch, nur einer ihrer Launen nachzugeben, indem er ihr erlaubte, mitzukommen. Auf die Idee, dass sie etwas wirklich Wichtiges zu sagen hatte, kam er gar nicht. Er kehrte jetzt den nachsichtigen Ehemann hervor, das berechnende Aufleuchten seiner Augen hatte ihr vorhin jedoch verraten, dass er sich als Gegenleistung gewisse Freuden erhoffte.
    Der Tagesritt geriet zum Albtraum. Für jemanden, der nie mehr als eine Stunde im Sattel verbracht hatte, wurden die nächsten sechs Stunden zu einer unbarmherzigen Tortur. Aber Phoebe sagte kein Wort, klammerte sich an Sorrels Zügel und hüpfte im Sattel, wenn sie vom Schritt in eine schnellere Gangart wechselten. Sie verschloss ihr Bewusstsein vor dem Gefühl des Wundseins an Schenkeln und Gesäß und dem schrecklichen Schmerz im Rücken.
    Cato verkniff sich mitleidig oder besserwisserisch entrüstete Äußerungen. Nach der Mittagspause half er ihr kommentarlos wieder in den Sattel, obwohl sie fast aufgeschrien hätte, als ihre gemarterten Muskeln erneut in die Folter unnatürlicher Positionen gezwungen wurden.
    Aber Cato wusste genau, was sie durchlitt, doch war es Phoebes Sache, sich zu äußern, wann sie genug hatte. Er gedachte, ihr zwei Mann als Begleiter für die Rückkehr mitzugeben und in einer der vielen kleinen Ortschaften unterwegs ein leichtes Gefährt zu mieten, sodass ihre Rückkehr nach Woodstock in bequemen Etappen gesichert war.
    Den ganzen Nachmittag wartete er, dass sie resignierte, doch sie tat es nicht und saß bleich und mit verkniffenen Lippen leidend da. Er konnte nicht umhin, ihren Eigensinn und Mut zu bewundern, wiewohl er sie beklagte. Es war lächerlich, dass sie so litt, doch er war sicher, dass sie es einsehen würde, wenn sie für die Nacht Halt machten.
    Als er ihr kurz vor Einbruch der Dunkelheit vor dem Stall einer kleinen Herberge im Dorf Aston Clinton absitzen half, fiel Phoebe ihm förmlich in die Arme, wies aber seine Hilfe zurück und schritt steif ins Haus, obwohl jeder Muskel rebellierte.
    »Ich habe ein Extrazimmer über der Waschküche, Mylord, falls Euch das genügt«, bot der Wirt an. »Sonst gäbe es nur den Dachraum über dem Stall. Bei uns bleiben nur wenig feine Herrschaften über Nacht.«
    Unter anderen Umständen hätte Cato mit dem Dachboden ebenso vorlieb genommen wie seine Leute, doch änderte Phoebes Anwesenheit alles.
    »Mir ist alles recht!«, erklärte Phoebe. Es waren ihre ersten Worte seit Stunden, und ihr Ton verriet Verzweiflung und Enttäuschung. »Führt mich nur sofort hin.«
    Der Wirt verbeugte sich und eilte den Korridor entlang, durch die Küche und über eine schmale Holztreppe im Hintergrund hinauf. Im kleinen Raum roch es stark nach

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