Braut wider Willen
Seifenlauge von den großen Waschzubern im Erdgeschoss, doch stand darin ein breites Bett mit einer Rosshaarmatratze. Phoebe entließ ihren Begleiter mit einer von unartikulierten Lauten begleiteten Geste, ehe sie mit dem Gesicht nach vorn aufs Bett fiel und ihr Stöhnen in der Patchwork-Überdecke erstickte.
Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, bis sie hörte, dass die Tür geöffnet wurde und Catos unverkennbarer Schritt auf den ächzenden Dielenbrettern zu hören war.
»Ich schlafe nicht«, murmelte sie. »Ich komme hinunter zum Abendessen.«
»Das werden wir gleich sehen«, sagte er leichthin. Ein leises Klirren ertönte, als er etwas auf den Boden stellte.
Phoebe drehte den Kopf und zwang sich, bleierne Lider zu öffnen, als sie sich in die aufrechte Position hoch kämpfte. Eine Hand zwischen den Schulterblättern, drückte er sie wieder nieder.
»Bleib liegen, Phoebe. Ich bin kein Wundarzt und verfüge nicht über das Wissen deiner Freundin, aber bei gewissen Leiden kenne ich ein paar Tricks.« Sein Ton war leicht, ein wenig amüsiert vielleicht, doch Phoebe fand ihn so beruhigend wie ein Sauerampferblatt auf einem Nesselbrand.
Er zog ihr die Stiefel aus, während sie quer auf dem Bett lag, dann schob er die Röcke ihres Reitkostüms hoch und griff gekonnt nach den Knöpfen ihrer Breeches, die er auszog und auf den Boden fallen ließ.
Phoebe seufzte erleichtert auf, als sie kühle Luft an ihrem wunden und brennenden Fleisch spürte.
»Allmächtiger!«, rief Cato leise aus, als er den Schaden begutachtete. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Das war nicht nötig«, beharrte sie. »Mir ging es tadellos.«
Sein Kopfschütteln verriet Fassungslosigkeit, als er ein Handtuch in das dampfende Wasser im Eimer tauchte, den er mitgebracht hatte. Er wrang es aus und legte es auf ihren Rücken.
»Oh«, murmelte Phoebe in fast ungläubiger Erleichterung, als die Hitze die Verkrampfung löste.
Cato entkorkte eine kleine Phiole mit Hamamelis und verstrich es sanft über Gesäß und Oberschenkel, ehe er weitere heiße Handtücher auflegte.
»Ach, das fühlt sich wundervoll an.« Phoebe streckte ihre Arme über den Kopf und entspannte sich, als die Hitze in ihre wunde Haut drang.
»Morgen kannst du dich hier ausruhen, und übermorgen werden Adam und Garth dich nach Hause eskortieren. Ich werde ein Gig kaufen, und du …«
»Nein!« Phoebe drehte sich um und ließ ein heißes Handtuch fallen, als sie sich aufsetzte. »Nein, ich werde nicht umkehren, Cato. Ihr sagtet, ich könnte Euch nach Harwich begleiten, und das werde ich tun. Ich bin nur etwas wund. Meine Muskeln werden sich ans Reiten gewöhnen. Morgen werde ich sicher tadellos mithalten können.«
Wieder wrang Cato ein heißes Handtuch aus. »Mach dich nicht lächerlich, Phoebe. Leg dich wieder hin. Du bist eine einzige große Schwellung vom Kreuz bis zu den Knien. Du kannst keinen Schritt weiter reiten.«
»Ich kann, und ich werde es tun«, stellte sie tonlos fest. »Ihr werdet nicht bestimmen, was ich schaffe und was nicht.«
»Ach?« Cato zog eine Braue in die Höhe. »Da es sich um eine militärische Mission handelt, steht es mir sehr wohl zu, es zu bestimmen. Phoebe, lassen wir die Albernheiten. Du hast dich für einen Tag durchgesetzt, aber jetzt reicht es.«
Phoebe kletterte vorsichtig vom Bett und schüttelte ihre Röcke herunter. »Brian Morse behauptete, er hätte ein Dokument vom König, das eindeutig beweist, dass Charles nicht die Absicht hat, sich den Forderungen der Schotten zu beugen«, sagte sie. »Um Euch das zu sagen, folgte ich Euch.«
Cato stand da, das Handtuch noch immer in Händen. »Du hast mit Brian darüber gesprochen?«
»Ja. Auch darüber, warum Cromwell und einige andere an Eurem Engagement zweifeln …« Ihre Worte überstürzten sich, als sie merkte, dass er sie unterbrechen wollte. »Und warum Ihr Euch gegen diese Anschuldigungen nicht zur Wehr setzen wollt. Vielleicht übertrug man Euch diese Mission, um Euch loszuwerden. Vielleicht möchte man gar nicht, dass Ihr zurückkommt.«
»Wie kannst du es wagen, über mich und meine Belange mit Brian zu diskutieren … mit ihm und mit anderen!«
»Nicht ich habe sie mit ihm diskutiert, sondern er mit mir.« Phoebe begegnete ruhig seinem Blick.
Cato sah sie ernst und mit gerunzelter Stirn an, dann wich der Groll aus seinem Blick, und es war etwas Hartes und Helles zu sehen, das Phoebe mehr ängstigte als sein Zorn. Er ließ das Handtuch in den Eimer fallen
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