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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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auf dem Boden unter dem Tisch.
    Phoebe drückte die Münze in die begierig ausgestreckte Hand des Jungen. »Nur einen Moment«, sagte sie, eine Hand auf seinen mageren Arm legend, als er zur Tür wollte. »Es gibt noch eine Guinee, wenn du kein Wort sagst, bis wir … wir …«
    Sie überlegte kurz, um dann entschlossen zu sagen: »Bis wir auf hoher See sind.« Phoebe hatte nur eine vage Vorstellung, was die hohe See sein mochte, doch klang es, als würde es für ihre Zwecke weit genug von der Küste entfernt sein.
    »Ich dachte, Ihr wollt nur einen Brief für Seine Lordschaft hinterlassen.« Der Kabinenjunge sah sie mit gefurchter Stirn an, die Münze in seiner Hand fest umklammert.
    »Nun, ich änderte meine Absicht. Ich werde bleiben«, erklärte Phoebe. »Wie lange dauert die Fahrt nach Italien?«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen, war ja nie dort… und werde nie hinkommen.«
    »Aber das Schiff segelt doch nach Italien«, sagte Phoebe verwirrt.
    »Wie kann man nur so dumm sein! Wir fahren nach Rotterdam in Holland!« Er bog sich vor Lachen.
    Phoebe war freilich viel zu aufgebracht, als dass ihr sein Spott sonderlich aufgefallen wäre. Cato hatte sie belogen. Er hatte ihr eine faustdicke Lüge aufgetischt.
    »Die
White Lady
läuft von hier immer nach Holland aus«, fuhr der Junge in überlegenem Ton fort. »Es geht nicht nach Italien, sondern quer über die Nordsee.«
    Phoebe schwieg. Erdkunde hatte nie zu ihren Stärken gehört. Aber warum hatte Cato gelogen? Vermutlich hatte er mit Ausnahme Giles Cramptons alle belogen, dachte sie verbittert. Wieder ein Beispiel dafür, dass er nicht gewillt war, seine Frau ins Vertrauen zu ziehen. Glaubte er denn, sie würde seine Geheimnisse verraten, wenn er sie um Verschwiegenheit bat? Ach, er war unmöglich! Enervierend! Sie hatte nichts getan, um diesen Mangel an Vertrauen zu verdienen.
    Nun, das sollte sich ändern. Sie wiederholte entschieden: »Noch eine Guinee, wenn du meine Anwesenheit nicht verrätst, bis wir auf hoher See sind.«
    Der Junge sah sie zweifelnd an. »Ja«, sagte er langsam. »Das ist ja gut und schön, aber wenn der Bootsmann davon Wind bekommt, lässt er mich das Tauende spüren.«
    »Falls jemand Fragen stellen sollte, sage ich, dass ich an Bord ging, als du in die andere Richtung geguckt hast, und dass ich allein die Kabine meines Mannes fand.«
    Der Junge betrachtete die Münze, die auf seiner Hand blinkte. Er führte sie an den Mund und biss hinein. Das Gold war hart und schmeckte nach Metall, was ihn nicht abhielt, sie genau zu untersuchen. Sie war rund und glatt und hatte keine beschnittenen Ränder.
    »Noch eine?« Er blickte fragend auf.
    Sie nickte. »Genau wie diese.«
    »Allmächtiger«, murmelte er. Das waren unvorstellbare Reichtümer, für die sich sogar eine schmerzliche Begegnung mit dem Tau lohnte. Schließlich hatte er keine Gaunerbande an Bord gelassen, sondern die Gemahlin Seiner Lordschaft. Kein Verbrechen also, jedenfalls keines, das eine drastische Strafe gerechtfertigt hätte.
    »Aber du darfst kein Wort sagen«, mahnte Phoebe. »Kein Wort, zu niemandem. Verstanden.«
    »Also gut.« Seine Finger umschlossen die Münze. »Ich schaue, dass ich verschwinde.«
    Er lief geduckt hinaus und ließ Phoebe zurück, die nun ihre Umgebung begutachtete und sich fragte, ob sie den Verstand verloren hatte. Als sie das Gasthaus verlassen hatte, hatte etwas so Unvorstellbares nicht in ihrer Absicht gelegen.
    Oder doch?
    Sie warf einen Blick auf die Börse in ihrer Hand. Warum hatte sie diese mitgenommen, wenn sie nicht geahnt hatte, dass sie das Geld brauchen konnte? Und warum hatte sie die Ringe versetzt, wenn sie nicht von vornherein erwogen hatte, etwas zu tun, das Cato nicht billigen würde?
    Ein Schauer der Erregung lief ihr Rückgrat entlang. Ob beabsichtigt oder nicht, nun würde sie sich diesem Abenteuer stellen müssen.
    Wieder blickte Phoebe sich in der Kabine um. Irgendwo musste sie ein Versteck finden. Cato durfte sie erst entdecken, wenn es zu einer Umkehr zu spät war. Bedeuteten die zwei Kojen, dass er die Kabine mit jemandem teilte? Das konnte sich als Hindernis erweisen. Aber der Kabinenjunge hatte nichts von einem zweiten Passagier gesagt. So oder so, in dem engen, bis ins Letzte praktisch eingerichteten Raum war für einen blinden Passagier kein Platz.
    Sie öffnete die Tür und spähte den Gang entlang. Das einzige Licht kam durch den offenen Niedergang am Ende. Stimmen vermischten sich mit

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