Braut wider Willen
Pferd. »Lehne dich zurück und entlaste deine Kehrseite. Giles, du führst die Stute.«
Giles hatte bereits nach Sorrels Zügel gegriffen, und die Kavalkade setzte sich wieder in Bewegung.
Phoebe lehnte sich an Catos breite Brust. »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich wollte wirklich nicht aufgeben.«
Er blickte auf sie hinunter, und ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. »Du hast dich besser als erwartet gehalten.«
»Morgen reite ich wieder.«
Er nickte. »Höchstens eine Stunde lang. Bis man sich Ausdauer aneignet, vergeht eine gewisse Zeit, besonders«, fügte er betont hinzu, »wenn man einen so jämmerlichen Sitz hat.«
Phoebe widersprach dieser Wahrheit nicht. Da sie nun seitlich im Sattel saß, wurde ihr wundes Hinterteil entlastet, und sie fing an, die Szenerie von ihrem so sicheren wie bequemen Hochsitz aus zu genießen.
»Mir scheint, ich habe nun das Beste zweier Welten«, bemerkte sie nach einer Weile.
»Wie das?« Er strich eine Locke zur Seite, die ihn am Kinn kitzelte.
»Ich genieße den Ritt vom bestmöglichen Platz aus – und in Eurer unmittelbaren Nähe. Ich kann sogar Euer Herz schlagen hören«, erwiderte sie mit gelassenem Lächeln. »Ach … und ich werde abends nicht müde sein, sodass wir viel mehr tändeln können als gestern.«
»Du bist unverbesserlich«, sagte Cato schmunzelnd. Seine Umarmung wurde kurz fester. Er streifte die Rundung ihrer Brust unter ihrem Mantel und spürte ihr Herz gegen seine Handfläche schlagen.
Giles, der ein Stück weiter an ihrer Seite ritt, hörte nicht, was gesprochen wurde, doch sah er das Schmunzeln und staunte. In all den Jahren, die er unter ihm diente, hatte der Marquis of Granville nie geschmunzelt. Er lächelte, ja er lachte sogar, aber schmunzeln? Undenkbar. Und eine Frau auf seine Expedition mitzunehmen! Wirklich erstaunlich. Lord Granville ließ niemals zu, dass sich jemand oder etwas zwischen ihn und seine militärischen Belange stellte – zumindest hatte er es bisher nie zugelassen, korrigierte Giles sich verdrossen.
Er stand vor einem Rätsel.
Als Brian Morse nach ein paar Fragen und dem Aufwand von ein paar Münzen entdeckte, dass Catos Ziel Harwich war, erwachte sofort seine Neugierde. Warum stach jemand von Harwich aus nach Italien in See? Ein anderer Hafen an der Südküste, beispielsweise Portsmouth oder Southampton, hätte sich dafür eher angeboten.
Alles deutete darauf hin, dass Cato ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Brian fand dies nicht weiter verwunderlich. Für ihn lag auf der Hand, dass Lord Granville von Harwich aus nach Holland wollte, da die meisten Schiffe von dort nach den Niederlanden ausliefen. Damit ergaben sich viele sehr interessante Möglichkeiten. Falls Cato beabsichtigte, mit Walter Strickland Kontakt aufzunehmen, war es Brians Pflicht und Schuldigkeit, dies zu verhindern.
Die königlichen Agenten in Rotterdam hatten es geschafft, zwei der Abgesandten der Parlamentspartei vor deren Zusammenkunft mit Strickland auszuschalten, doch hatte es sich um Personen ohne Rang gehandelt. Der Marquis of Granville freilieh gehörte zu den einflussreichsten Mitgliedern des Oberkommandos der Parlamentsarmee. Wenn es ihm, Cato, nun gelänge, Granville auf seiner Mission aus dem Weg zu räumen, würde er einen großen Coup landen.
Es war ein Coup, der gelingen musste, ein Geschenk des Teufels, das Brian nicht zurückweisen würde. Und um alles zu vereinfachen, sah es so aus, als hätte Cato nicht die Absicht, einen seiner Leute nach Holland mitzunehmen, auch nicht Giles Crampton. Das alles war fast zu gut, um wahr zu sein.
Die Aussicht, zwei Fliegen mit einem Schlag zu erledigen, war zutiefst befriedigend. Mit der Ermordung Catos würde Brians Ansehen bei der Führung der Königstreuen beträchtlich steigen. Und für ihn persönlich würden dabei Titel und Vermögen der Granville als Erbe abfallen, und dann konnten Reichtum und Einfluss des Namens für die Seite des Königs eingesetzt werden, eine Schlappe, die das Parlament schwer verkraften würde.
Spielte er seine Karten richtig aus, durfte Brian sogar mit einem Herzogtum rechnen, sobald der König wieder seinen Thron eingenommen hatte.
Und Brian war gewillt, seine Karten richtig auszuspielen. Das einzige Hindernis war Phoebe. Falls sie schwanger war, würde er sie ebenfalls ausschalten müssen. Eigentlich schade. Gewiss, sie hatte ihn mit ihrer dummen Verweigerung aus der Fassung gebracht, doch war der Arger überwunden, und er sah jetzt sogar
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