Braut wider Willen
wagen!«, herrschte Cato sie an.
Phoebe wischte ihr Gesicht mit der kratzenden Decke ab und wollte etwas entgegnen. Leider war sie noch nicht ganz wach, und ihre Beredsamkeit schien ihr abhanden gekommen zu sein.
»Komm herunter«, befahl Cato und warf das nasse Tuch in den Krug.
Phoebe, die sich aufsetzte, machte ein zweifelndes Gesicht, da es ihr angesichts von Catos Miene nicht sehr vernünftig erschien, hinunterzuklettern. »Der Raum ist knapp bemessen. Sicher spricht es sich leichter, wenn ich hier oben bleibe«, wagte sie einen Gegenvorschlag.
»Phoebe, herunter mit dir!« Sein sanfter Ton vermochte über seinen Ingrimm nicht hinwegzutäuschen.
Es blieb ihr nichts übrig. Sie schob die dünne Decke zur Seite und drehte sich um, damit sie die Leiter rückwärts herunterklettern konnte, wobei sie verlegen an ihrem Hemdsaum zog, da er nur bis zum halben Oberschenkel reichte und beim Hinunterklettern noch höher rutschte, eine Situation, die ihrer Empfindlichkeit nicht zuträglich war.
»Ich sah Brian am Kai. Deshalb kam ich an Bord … ich musste es Euch sagen«, erklärte sie hastig und mit einem hoffnungsvollen Blick über die Schulter, um die Wirkung ihrer Erklärung festzustellen.
Cato umfasste ihre Taille und hob sie die letzten zwei Leitersprossen herunter, um sie mit einem lauten, dumpfen Aufprall auf dem Boden aufzusetzen. »Was musstest du mir sagen?«
»Brian.« Wieder zupfte Phoebe an ihrem Hemd. »Am Kai. Er sprach mit zwei Männern. Ich dachte, das solltet Ihr wissen.«
Cato starrte sie an. »Willst du damit sagen, dass du dich an Bord geschlichen und in meiner Kabine versteckt hast, dass du gewartet hast, bis das Schiff auslief, nur um mir mitzuteilen, dass mein Stiefsohn in Harwich ist?«
»Ist das nicht etwas, was Ihr wissen möchtet?«
»Darauf kommt es nicht an.« Cato tat ihre Frage mit einer ungeduldigen Geste ab. »Lass diese Lügen. Warum hast du bis jetzt gewartet, wenn du mir etwas sagen wolltest?«
»Ich schlief ein«, brachte Phoebe vor.
Cato holte scharf Luft.
Phoebe, die ihre Keckheit sofort bereute, ging zum Angriff über, indem sie hastig hervorstieß: »Ihr habt gesagt, Ihr segelt nach Italien, obwohl es nicht stimmte. Warum diese Lüge? Man hätte Euch töten können, und ich hätte nie erfahren, wo Ihr den Tod fandet … vorausgesetzt, jemand hätte mich von Eurem Ende in Kenntnis gesetzt«, fügte sie mit unverhüllter Verbitterung hinzu.
»Mein Ziel musste geheim bleiben.« Zu seiner Verwunderung fand Cato sich in der Defensive. »Unter anderem aus Gründen der Sicherheit.« »Aber warum durfte ich es nicht wissen? Ich hätte Eure Sicherheit nicht gefährdet… oder seid Ihr anderer Meinung?«
»Das hat damit nichts zu tun. Eine geheime Mission ist eben so und nicht anders. Niemand darf davon wissen.«
»Ich wette, dass Giles Crampton davon wusste«, stellte Phoebe fest.
»Das ist etwas anderes«, sagte Cato entschieden. »Giles ist mein Leutnant.«
»Und wichtiger als Eure Frau«, erwiderte Phoebe.
»In gewissen Belangen – ja. Aber das alles tut nichts zur Sache. Ich kann nicht glauben, dass du … sogar du … die Tollkühnheit hattest, dies zu tun, Phoebe. Weißt du denn, was auf dem Spiel steht und was du durch dein blindes und gedankenloses Vorgehen gefährdest?«
»Ich sah Brian Morse am Kai und dachte, Ihr solltet es wissen«, wiederholte Phoebe. »Weiß er denn, was Euer tatsächliches Ziel ist?«
»Er wusste es nicht. Aber ich wage zu behaupten, dass er es jetzt weiß«, sagte Cato. »Doch das hat nichts mit dir zu tun.«
»Doch! Alles was Euch betrifft, ist auch meine Sache«, sagte Phoebe. »Aber das wollt Ihr nicht verstehen. Immerzu heißt es, ich solle zu Hause hocken und Handarbeiten machen …«
»Das sagte ich nie!«, unterbrach Cato sie, von diesem Vorwurf abgelenkt. »Einfach lächerlich. Allein die Idee, du könntest Handarbeiten machen, ist absurd.«
»Nun, genauso habt Ihr es nicht gesagt«, gestand Phoebe. »Aber mein Platz sei zu Hause, bekam ich immer zu hören.«
»Das stimmt.«
»Nein«, rief sie, »ist er nicht! Mein Platz ist bei Euch. Wo Ihr seid, ist mein Zuhause … an Eurer Seite.« Erregt stieß sie mit dem Finger gegen seine Brust, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen.
Cato packte ihr Handgelenk und blickte in ihr gerötetes Gesicht und ihre blitzenden Augen. Es war unmöglich, sie zu ignorieren, unmöglich, sie zu lenken, da sie eigensinnig und voller Liebe war. Es hatte keinen Sinn, ihr zu zürnen. Es war
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