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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Stimmengemurmel vom entfernten Ende des Lagerhauses.
    Auf diese Entfernung hin konnte sie keine einzelnen Worte unterscheiden. Vorsichtig schlich sie die Mauer entlang, bis sie sich hinter einem Stapel Ballen verbergen konnte. Nun befand sie sich praktisch in einem Labyrinth, in dem sie sich ihren Weg geschützt von Ballen und Kisten in Richtung der Stimmen bahnen konnte, die wie ein Kompass wirkten.
    Die Stimmen wurden lauter. Jetzt konnte sie bereits Brians nasale Sprechweise unterscheiden. Er schien mit jemandem zu streiten, und er sprach Englisch.
    Phoebe hielt inne, da sie sich nicht mehr weiter vorwagte, und duckte sich hinter einem Ballen Baumwolldrillich. Sie wagte kaum, zu atmen. Eine Maus, die über den mit Stroh bestreuten Boden huschte, entlockte ihr fast einen Schreckensschrei.
    »Es müssen unbedingt vier Leute eingesetzt werden«, sagte Brian. »Lasst euch gesagt sein, ich kenne diesen Mann.«
    »Für die anderen Agenten genügten Johannes und Karl«, erwiderte sein Gesprächspartner mit starkem Akzent. »Sie sind gut.«
    »Aber nicht gut genug, um auch Strickland zu erledigen«, fuhr Brian ihn an. »Diesmal fassen wir Strickland und den Agenten. Und es wird keine Fehler geben.«
    Der andere knurrte nur, und Brian fuhr knapp und entschlossen fort: »Ihr kennt unsere Beute nicht, mein Freund. Granville ist durchtrieben. Nehmt Pieter dazu und macht selbst mit.«
    »Dann lasst sehen, welche Farbe Euer Geld hat.«
    »Ich sagte schon, dass für Euch zehn Gulden herausspringen.« Brians Stimme wurde um eine Spur lauter. »Ihr zahlt den Leuten, was Ihr für angemessen haltet. Den Rest könnt Ihr behalten. Ich werde keine Fragen stellen.«
    »Lasst Eure Börse sehen«, lautete die unerbittliche Antwort.
    »Die ist auf dem Schiff. Meint Ihr, ich wäre dumm genug, so viel Geld mitzunehmen?«, erwiderte Brian aufgebracht.
    »Fünfzehn Gulden, eine Hälfte jetzt, die andere, wenn wir fertig sind«, sagte der andere nach einer Weile. »Ihr holt das Geld, und ich lasse die anderen kommen.«
    Phoebe hörte Brians schweren Atem, als er mit sich kämpfte, ob er dieser erhöhten Forderung nachgeben sollte.
    »Zwölf«, sagte er schließlich. »Sechs jetzt gleich und sechs später.«
    Ein kurzes Schweigen, dann knurrte der andere wieder und sagte: »Seid in einer Stunde wieder zur Stelle.«
    Brian machte auf dem Absatz kehrt. Seine Schritte knirschten auf dem Steinboden, als er das Lagerhaus verließ.
    Phoebe ließ sich nieder und wartete.
    Brian fluchte, als er zu der Schaluppe zurückkehrte, die er bei der Verfolgung seines Stiefvaters benutzt hatte, doch entsprang sein unwilliges Gemurmel mehr der Gewohnheit als echtem Ärger. Zwölf Gulden waren zwar mehr, als er zu bezahlen beabsichtigt hatte, doch lohnte sich die Ausgabe für einen Coup dieser Größenordnung. Der immer lästige Walter Strickland ausgeschaltet; Cato tot, das Erbe seines Stiefsohnes gesichert; der Dank des Königs garantiert… ja, es lohnte sich.
    Er warf einen Blick zur
White Lady
, als er über die Laufplanke seines eigenen Schiffs eilte. Wo mochte Phoebe stecken? Er hatte beobachtete, wie sie in Harwich an Bord gelaufen war. War sie auf dem Schiff geblieben? Befand sie sich auch jetzt unter Deck des schmucken Dreimasters?
    Er wollte es später herausfinden, nachdem er Cato erledigt hatte, und das würde vor Einbruch der Nacht der Fall sein. Das war so sicher wie der Sonnenuntergang.
    Seine harten kleinen Augen waren ein wenig zusammengekniffen, als er Münzen aus seiner Börse zählte und sie in die Taschen seiner Breeches steckte.
    Nein, alles in allem waren zwölf Gulden nicht zu viel. Er eilte zurück zum Lagerhaus.
    Phoebe kauerte noch immer hinter dem Stoffballen, als Brian wiederkam. In seiner Abwesenheit waren drei andere Männer gekommen, die sich – für sie unverständlich – in Flämisch unterhalten hatten. Es schien eine mit aller Schärfe geführte Debatte zu sein, doch war die Sprache so hart und fremd, dass sie nicht sicher sein konnte, den Ton richtig gedeutet zu haben.
    »Sind alle da?«, fragte Brian, als er auf die Gruppe zuging. »Gut.« Er wechselte mit den Neuankömmlingen einen Händedruck, ehe er brüsk sagte: »Granville wird als Erstes versuchen, im Black Tulip etwas von Strickland zu erfahren …«
    »Strickland ist schon dort«, sagte einer der Männer.
    Brian drehte sich blitzschnell zu ihm um. »Woher wisst Ihr das, Pieter? Der Mann wurde seit einem Vierteljahr nicht mehr gesehen.«
    Pieter zuckte die Schultern.

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