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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Milburne
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nicht einmal abnehmen, wenn das Tier wieder auferstehen und es dir selbst sagen würde“, erklärte Kane scharf. „Schon als ich Mercyfields damals mit vierzehn zum ersten Mal betreten habe, war ich für dich der Bösewicht schlechthin.“
    „Na gut.“ Herausfordernd sah Bryony ihn an. „Wenn du es nicht getan hast, wer dann? Alle wussten, dass der Hund jeden Tag zur selben Zeit in die Küche kam und um Essensabfälle bettelte. Er gehörte praktisch zur Familie. Gloria Bromley war nicht nur die Nachbarin, sondern auch die beste Freundin meiner Mutter.“
    Verächtlich verzog er die Lippen, als er erneut nach seiner Flasche griff. „Dein Bruder war nicht der Heilige, für den du ihn gehalten hast. Ich glaube, er hat es getan, um sich an mir zu rächen.“
    „Du glaubst nur, dass er es war?“, hakte sie zynisch nach. „Wo sind die Beweise?“
    „Ich habe keine. Es ist bloß eine Vermutung. Er hat immer nach einer Gelegenheit gesucht, mich bei deinem Vater schlechtzumachen. Genau so etwas hätte ich ihm zugetraut.“
    „Mein Bruder war sehr tierlieb.“
    Kane warf ihr einen geringschätzigen Blick zu. „Das einzig Positive an deinem Bruder war, dass er dich geliebt hat. Ich weiß zum Beispiel, dass er nach dem Vorfall am See ein paar Schlägertypen angeheuert hat, um mir eine Lektion zu erteilen.“
    Bryony war schockiert. „Was?“
    Wieder verzog er den Mund. „Hat er es dir etwa nicht erzählt?“
    Benommen schüttelte sie den Kopf. Plötzlich war ihr übel.
    „Ich dachte, er hätte dir gegenüber damit geprahlt.“
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
    „Und das soll ich dir glauben?“ Der Ausdruck in seinen dunklen Augen war bitter.
    „Ich habe niemandem erzählt, was … was zwischen uns vorgefallen ist.“
    „Das brauchtest du auch gar nicht. Dein Bruder hatte überall seine Spione. Schon wenige Minuten nach unserer Begegnung am See hat er schon seine Kumpane mobilisiert. Natürlich war er viel zu feige, es selbst zu tun. Vier Männer haben mich krankenhausreif geprügelt, während er aus sicherer Entfernung zugesehen hat.“
    Entsetzt sah Bryony ihn an. War ihr Bruder wirklich zu einer solch verabscheuungswürdigen Tat fähig gewesen?
    „Nein …“, brachte sie hervor.
    „Idealisiere deinen Bruder ruhig weiter, aber ich weine ihm keine Träne nach. In meinen Augen war er genauso ein Schwein wie dein Vater, der über Leichen geht.“
    Plötzlich hatte sie keine Kraft mehr. Es war schwer, all das zu verarbeiten, was Kane ihr an diesem Abend eröffnet hatte. Sie wollte es einfach nicht glauben, aber genauso wenig konnte sie inzwischen an ihrem Bild von ihm festhalten.
    Einer war unschuldig.
    Einer war schuldig.
    Und sie musste sich entscheiden.
    „Ich muss in Ruhe darüber nachdenken …“, sagte Bryony.
    „Dann nimm dir die Zeit, die du brauchst“, erwiderte Kane kurz angebunden. „Ich habe zehn Jahre gewartet, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Auf ein paar Tage, Wochen oder sogar Monate mehr kommt es nicht an.“
    Er klang so verbittert, dass sie versucht war, ihm zu glauben. Dann dachte sie allerdings an Austin und seine Liebe zu ihr, daran, wie er sie vor ihrem Vater beschützt hatte, wenn die Dinge eskalierten. Wie konnte sie sein Andenken beschmutzen?
    Als Kane sie ansah, wirkte sein Blick ebenso leer wie distanziert. „Ich gehe jetzt spazieren. Bedien dich, wenn du Hunger hast. Wahrscheinlich komme ich nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück.“
    Gequält beobachtete Bryony, wie er das Haus verließ und die Fliegentür hinter ihm zufiel. Sie blieb auf dem Sofa sitzen, bis die Sonne am Horizont versank und das Meer in goldenes Licht tauchte. Nichts an diesem wilden, ungezähmten Paradies erinnerte an die gepflegten Gartenanlagen von Mercyfields. Und wie sehr sich das Cottage von dem düsteren Herrenhaus unterschied, in dem sie aufgewachsen war! Es war schlicht und funktional und wirkte gleichzeitig so idyllisch auf sie, als könnte Kane nur hier er selbst sein.
    Angesichts seiner Meinung über ihre Familie erschien es ihr umso seltsamer, dass er sie mit hierher genommen hatte. Obwohl er sich ihr gegenüber in letzter Zeit höflich gab, merkte sie ihm an, wie es in ihm brodelte. Sie brauchte nur eine negative Bemerkung zu machen, und schon war er wieder so reizbar wie am Anfang.
    Als sie den Delfin gemeinsam gerettet hatten, waren Kane und sie so ein tolles Team gewesen, und er war unendlich in ihrer Achtung gestiegen.
    Bisher hatte sie nur wenige Männer kennengelernt,

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