Braut wider Willen
Beisetzung überstanden.
Die Untersuchung ergab, dass die Unfallursache Alkohol am Steuer und überhöhte Geschwindigkeit gewesen war, doch ihre Eltern beharrten auf Austins Unschuld. Bryony ließ sie in dem Glauben, um ihren Schmerz nicht noch zu verstärken.
Austin war tot. Nichts und niemand würde ihn wieder zurückbringen. Um sein Andenken zu ehren, beschloss sie, Kane Kaproulias auf Abstand zu halten. Mehr hatte sie für ihren Bruder nicht tun können.
7. KAPITEL
Bryony hatte schon fast wieder den Pfad zum Cottage erreicht, als sie in einiger Entfernung in entgegengesetzter Richtung etwas im flachen Wasser liegen sah. Sie beschattete sich die Augen, doch bevor sie erkennen konnte, was es war, hörte sie hinter sich Schritte im Sand.
Als sie herumwirbelte, kam Kane auf sie zugelaufen, in einer Hand ein großes Messer, das einen furchterregenden Eindruck machte. Erschrocken wich sie einen Schritt zur Seite, doch er rannte an ihr vorbei und rief ihr über die Schulter zu: „Es ist einer der Delfine. Er muss verletzt sein.“
Bryony zögerte kurz und lief ihm dann hinterher. Ungefähr zweihundert Meter weiter blieb sie keuchend neben ihm stehen.
Es war tatsächlich einer der Delfine.
Er lag auf der Seite und blickte sie starr an. Offenbar hatte er Schmerzen.
„Oh nein!“ Schnell kniete sie sich neben ihn und strich ihm über den Nacken. „Was ist mit dir, mein Kleiner?“
Kane hatte sich auf die andere Seite gestellt. Nachdem er ihn untersucht hatte, wandte er sich ihr zu. „Angelschnur.“ Er fluchte wütend – zum ersten Mal, seit sie ihn kannte.
„Angelschnur?“ Über den Rücken des Tieres hinweg blickte sie ihn starr an.
Daraufhin nickte er grimmig. „Wir müssen ihn umdrehen, damit ich rankomme. Sie hat sich vollkommen um seine andere Flosse gewickelt.“
„Tun wir ihm dann nicht weh?“
„Wenn wir es nicht machen, stirbt er. Sein Zustand ist ohnehin schon sehr schlecht.“
Mitfühlend beobachtete sie, wie der Delfin die Augen verdrehte, als wollte er Kanes Aussage unterstreichen.
„Leg deine Arme an dieser Stelle unter ihn“, sagte er, sobald sie neben ihm stand. „Pass auf, dass du ihn nicht mit den Nägeln kratzt, und dann schieb.“
Bryony befolgte seine Anweisung, doch das Tier war ausgewachsen und deshalb sehr schwer.
„Komm, versuch es noch einmal, Bryony“, ermunterte Kane sie. „Eins, zwei, drei …“
Der Delfin bewegte sich ein wenig, schien jetzt allerdings Angst zu bekommen, denn er wand sich hin und her und schlug mit dem Schwanz, sodass sie beide ganz nass wurden.
„Und noch einmal, agape mou“ , sagte Kane, während er sich mit der anderen Hand das Wasser aus dem Gesicht strich. „Ich weiß, dass wir es schaffen … los, schieb …“
Bryony wandte ihre ganze Kraft auf und fragte sich, warum es sie plötzlich so berührte, dass er dieses Kosewort benutzte.
Das Tier bewegte sich im selben Moment, als ihr Knie nachgab, doch sie biss die Zähne zusammen und schob weiter, bis es auf der anderen Seite lag. Schwer atmend betrachtete sie die Flosse, die die Angelschnur fast durchtrennt hatte.
„Du armes Ding!“, rief sie verzweifelt.
„Ist schon gut.“ Kane setzte das Messer an. „Versuch bitte, ihn einen Moment festzuhalten, bis ich die Schnur durchgeschnitten habe.“
Sie war sich nicht sicher, ob sie den Delfin hätte festhalten können, wenn er sich gewehrt hätte. Er hielt allerdings still, als würde er spüren, dass man ihm helfen wollte.
Schließlich richtete Kane sich auf und lächelte zerknirscht. „Das war der leichte Teil. Jetzt kommt der schwere …“
„Wie bitte?“ Verwirrt sah sie zu ihm auf.
Mit einem Nicken deutete er aufs Wasser hinaus.
„Oh nein …“
„Oh doch.“ Nachdem er das Messer in den Sand geworfen hatte, stellte er sich neben die Schwanzflosse. „Ich versuche ihn zu ziehen. Kannst du aufpassen, dass seine verletzte Flosse dabei nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird? Wahrscheinlich wird er sich wehren, aber eine andere Möglichkeit haben wir nicht.“
„Okay.“ Bryony nahm ihre Stellung ein und biss sich auf die Lippe, sobald er zu ziehen anfing.
Der Delfin betrachtete sie gefühlvoll, bevor er sich zu winden begann.
„Nein, mein Süßer“, sagte sie beruhigend und strich ihm über den Kopf. „Er versucht dir zu helfen. Kämpf nicht dagegen an. Du tust dir nur weh.“
Anschließend dachte sie über ihre Worte nach und fragte sich, ob diese auch auf sie zutrafen. Bisher hatte sie sich ständig
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