Braut wider Willen
zugedacht hast?“, meinte sie bissig.
Kane schwieg, presste allerdings die Lippen zusammen, als würde er sich nur mühsam beherrschen.
Hocherhobenen Hauptes ging sie zu ihm und blieb vor ihm stehen. Aufgebracht tippte sie ihm auf die Brust und funkelte ihn dabei an. „Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass du mich genauso zerstörst wie mein Vater meine Mutter. Eher würde ich mich umbringen. Hast du verstanden?“
Er hielt ihrem Blick so lange stand, dass sie sich schon ein wenig albern vorkam. Gerade als sie es nicht länger auszuhalten glaubte, umfasste er plötzlich ihr Gesicht und küsste sie flüchtig auf den Mund. Dann wich er zurück und verließ den Raum. Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Bryony hob die Hand an die Lippen und fragte sich, wie sie ihn gleichzeitig lieben und hassen konnte.
11. KAPITEL
Die Sonne schien, und es wehte eine sanfte Brise, als Bryony eine Stunde später hinunter an den Strand ging. Da ihr das Knie inzwischen nicht mehr so wehtat, humpelte sie fast gar nicht mehr, sobald sie den steilen Weg bewältigt hatte.
Nachdem sie ihr Handtuch im Sand ausgebreitet hatte, setzte sie sich mit angezogenen Beinen darauf und betrachtete die Brandung. Nun, da der Wind abgeflaut hatte, waren keine Schaumkronen mehr auf den Wellen.
Sie konnte Kane in der Ferne schwimmen sehen. Sein nasser Rücken schimmerte im Sonnenlicht, während er parallel zum Ufer kraulte. Seine Bewegungen waren gleichermaßen lässig und geschmeidig und bewiesen, wie fit er war.
Unwillkürlich musste Bryony an ihren Bruder denken, der schmächtiger gewesen war und eine sehr empfindliche Haut gehabt hatte. Deswegen hatte er auch jegliche Art von Wassersport verabscheut. Ihr Vater war ebenfalls kein sportlicher Typ und litt inzwischen unter den Folgen seiner Ausschweifungen in jungen Jahren. Selbst das Treppensteigen bereitete ihm Probleme.
Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kane sich jemals gehen ließ. Sein Körperbau und seine Fitness trugen zu seiner überwältigenden Anziehungskraft bei und verrieten eine eiserne Disziplin, die ihrer Familie immer fremd gewesen war.
Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte Bryony seine Schwimmzüge. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, weil die Wasseroberflächesich einige Meter hinter ihm plötzlich kräuselte. Stirnrunzelnd stand sie auf und beschattete die Augen mit der Hand, um erkennen zu können, was ihn verfolgte. Als sie eine Rückenflosse sah, verspürte sie Panik, und ihr Puls begann zu rasen. Dies hier war ein einsamer Strand. Wenn Kane so weit draußen von einem Hai angegriffen wurde, hätte sie keine Chance, ihn aus dem Wasser zu ziehen.
Bryony versuchte, sich durch Schreien bemerkbar zu machen, aber da er kraulte, tauchte er nur ab und zu mit dem Kopf auf und hörte sie nicht. Das Rauschen der Brandung tat ein Übriges.
Sie biss sich auf die Lippe, als die Schwanzflosse wieder verschwand. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie der Hai mit weit geöffnetem Maul unter Wasser auf Kane zuhielt.
„ Nein!“ Ohne nachzudenken, rannte sie durch die Wellen auf Kane zu. Dabei fuchtelte sie wild mit den Armen und schrie, so laut sie konnte: „Raus aus dem Wasser, Kane! Haie! Haie!“
Es nützte nichts. Ohne auch nur irgendetwas wahrzunehmen, schwamm er seelenruhig weiter.
Bryony lief weiter, und sobald die Wellen ihr bis zur Brust reichten, warf sie alle Vorsicht über Bord und begann zu schwimmen. Dabei schrie sie weiter, bis ihr die Lunge wehtat. Schließlich hörte sie für einen Moment auf und trat Wasser, um den Hai ausfindig zu machen. Dabei übersah sie eine Welle, die sie im nächsten Augenblick erfasste. Sie schluckte so viel Wasser, dass sie einige Sekunden brauchte, um sich zu orientieren, und bevor sie wieder richtig auftauchen konnte, wurde sie von der nächsten Welle überrollt. Da sie keine Luft holen konnte, wurde das beklemmende Gefühl in ihrer Brust und damit auch ihre Panik immer stärker. Erneut verlor sie völlig die Orientierung.
Unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es Bryony schließlich, die Oberfläche auszumachen und darauf zuzusteuern. Durch den Sauerstoffmangel waren ihre Arme und Beine bleischwer. Sie konnte das Sonnenlicht sehen und versuchte es zuerreichen, doch das Wasser zog sie hinunter …
Kane hörte auf zu schwimmen und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Dann blickte er zu dem Handtuch, auf dem Bryony gesessen hatte. Vor einigen Minuten hatte er sie an den Strand kommen sehen. Ihr
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