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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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tausende Lachfalten.
    Sein Enkel beschäftigt sich viel mit den Wurzeln der Maori, viel mehr, als sie selbst das jemals getan haben. Das
Treaty
. Die Rituale. Die Sprache. Tribal Tattoos. Er hat eines auf dem Oberarm und überlegt, sich noch ein weiteres machen zu lassen. Mozie gefällt das nicht besonders, doch welcher junge Mann hört schon auf seinen alten Opa? Kris ist derjenige, der all ihre Adressen im Internet aufgespürt hat. »Er ist pfiffig, der Junge«, sagt die Frau, »er bekommt die besten Noten auf dem Viticulture College.« »Er wird hier später Geschäftsführer werden«, fügt Mozie hinzu.
    Kris, mit seinem hübschen Gesicht und den dunklen Augen, schlendert von Tisch zu Tisch. Seine Freunde sitzen alle zusammen am Ende der Terrasse. Sie sind hip angezogen und sagen »Sweet, bro«, wenn ihnen etwas gefällt. Kris bleibt oft an dem Tisch hängen, an dem die Dutchies unter den Weinranken der Pergola zusammensitzen. Zwischen Hannah und ihm herrscht eine verlegene Stimmung, so wie sie zwischen einem Jungen und einem Mädchen entstehen kann, wenn sie merken, dass die Luft in Schwingungen gerät, bevor sie auch nur ein Wort miteinander gewechselt haben.
    Er schenkt den berühmten Rotwein ein, den Traubenblut Pinot Noir. Der Wein ist auf dem Höhepunkt seiner Reife, erklärt er. Er setzt sich zwischen Esther und Ada und beantwortet ihre Fragen.
    Was genau sich in Franks Kopf abgespielt hat, weiß keiner. Ein guter Winzer ist immer auf der Suche nach dem optimalen Wein. Dieses Optimum erreicht er nie, doch er will es auch niemals wirklich erreichen. Wonach sollte er dann weiter suchen? Frank de Rooy perfektionierte unermüdlich seine Rebsorten und ihr Umfeld, er pflanzte und kultivierte sein Leben lang. Ein leidenschaftlicher Weinbauer, der seinen Traum lebte. Mit wachsendem Alter schien er sich in Gesellschaft seiner Pflanzen stets wohler zu fühlen als unter Menschen. Ein freundlicher, liebenswürdiger Mann, doch verschwand man aus seinem Blickfeld, war man schnell vergessen. Als er siebzig wurde, verkaufte er seine Anteile an die Geschäftsführung, die er schon Jahre zuvor selbst ernannt hatte. Von dem Geld baute er das Traubenblut Viticulture College auf und gründete die Traubenblut-Stiftung für biologischen Weinbau. Danach machte er sich an die Villa. Niemand verstand, warum. Man verstand nie, was in seinem Kopf vorging. Frank wusste genau, wie das Haus aussehen sollte, er hatte ein genaues Konzept vor Augen. Er zeichnete, redete mit dem Bauherrn und verpasste keine Minute der Arbeiten. Er ließ einen namhaften Inneneinrichter kommen, der sich nach langen Gesprächen mit ihm an das Innere der Villa machte. Und dann war das Haus fertig. Doch gleichzeitig musste in seinem Kopf etwas zerrissen sein, und das Blut begann, frei umherzuströmen, die Hohlräume zwischen seinen Gehirnhälften zu überfluten. Die Gehirnhälften wurden gegeneinander gedrückt, das Blut strömte immer weiter, es strömte an Orte, an die es nicht kommen durfte, und beschädigte sein Gehirn, bis es unwiederbringlich zerstört war und er selbst nicht mehr wirklich existierte. Frank lebte noch eine kurze Zeit weiter, in einem tiefen Koma, aus dem er nach Meinung der Ärzte lieber nicht wieder aufwachen sollte.
    Die ganze Gesellschaft seufzte. »Dieses Haus«, bemerkt Marjorie, »wie schade darum.«
    »Es wird wohl ein Guesthouse werden«, erklärt Kris, während er sich aufrichtet, da er nicht zu lange an einem Tisch verweilen darf. Hannah sieht ihm nach. Seine Schuhe knirschen auf dem Kies.
    Diese Villa. Alle reden durcheinander. Diese Herrschaftlichkeit. Esther beugt sich zu Bob hinüber, dem Mann mit den freundlichen, grüngrauen Augen und dem anthrazitfarbenen Sakko, der Mann, der ihr Sohn ist. Ein erwachsener Mann, ein Mann, wie Sal einer hätte werden können – wäre ihm ein Leben vergönnt gewesen. Wie ihm, als Architekt, dieses Haus gefällt?
    Bob zögert. »Willst du es wirklich wissen?«
    »Wenn er das so sagt, gefällt es ihm nicht«, ruft Hannah.
    Ach, dass diese Architekten immer so streng sein müssen, stöhnt Marjorie. Doch Esther verwickelt ihn in ein ernsthaftes Gespräch über Architektur.
     
    »Mozie«, sagt Ada, nachdem sie allen Mut zusammengenommen hat, »ich habe eine Bitte.« Kurz darauf fährt er mit ihr zu dem großen Haus. Es ist an der Stelle errichtet, wo früher sein Wohnwagen stand, erklärt er. Er selbst wohnt mit seiner Frau in Masterton. Das frühere Haus von Frank ist heute der Laden.
    Sie

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