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Bravo, liebes Hausgespenst!

Bravo, liebes Hausgespenst!

Titel: Bravo, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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wenigstens nicht so arg erwischt.“
    „Wie ihr es nur mit diesem Teufel aushalten könnt!“
    „Ein Teufel ist er sicher nicht. Er macht ja nur dumme Streiche.“
    „Na, danke. Wenn ich nicht so mutig wäre, hätte ich vorhin in der Werkstatt tot umfallen können!“
    Monika lachte. „So schnell stirbt man nicht.“ Sie wurde ernst. „Aber du hast dich wirklich tapfer gehalten. Alle Achtung. Eine Freundin von mir — eine frühere Freundin, meine ich — hat sich seinetwegen wahnsinnig angestellt. Deshalb sind wir auch auseinandergekommen. Hauptsächlich deshalb jedenfalls. Dazu kommt natürlich, daß ich jetzt hier zur Schule gehe und nicht mehr in München.“
    „Weiß Ingrid Bescheid?“
    „Ja. Auf die war er zuerst auch furchtbar eifersüchtig.“ Monika biß ein tüchtiges Stück Butterbrot ab und sprach mit vollem Mund weiter. „Aber inzwischen hat er sich an sie gewöhnt.“
    Norbert trank einen Schluck Kakao, um den trockenen Kuchen besser hinunterzubekommen. „Ich finde trotzdem, ihr solltet ihn austreiben lassen.“
    „Wenn das so leicht ginge!“
    „Mein Vater kann das bestimmt. Er ist Schriftsteller, weißt du...“
    „Na und?“
    „Jetzt laß mich doch erst mal ausreden. Er beschäftigt sich viel mit Parapsychologie.. Norbert sprach das schwierige Wort sehr langsam und mit Bedacht aus, „...das ist die Wissenschaft von Erscheinungen, die man nach den bekannten physikalischen Gesetzen nicht erklären kann.“
    „Klingt sehr gelehrt!“ Monika war beeindruckt. „Und dazu gehören auch Gespenster?“
    „Bist du sicher, daß es eins ist?“
    „Was soll es denn sonst sein?“
    „Weiß ich nicht. Das müßte mein Vater erst untersuchen.“
    „Kommt gar nicht in Frage. Du hast vorhin gesagt, daß du deinen Eltern alles erzählen mußt. Das verstehe ich schon. Aber in diesem Fall darfst du es nicht tun.“
    „Warum denn nicht?“
    „Weil mein Vater es nicht haben will. Er hat Angst vor dem Rummel, der entstehen könnte, wenn bekannt wird, daß wir ein Gespenst im Haus haben.“
    „Mein Vater würde bes-timmt nicht darüber reden.“
    „Aber vielleicht darüber schreiben!“
    Norbert wurde nachdenklich. „Das könnte schon sein.“
    „Na, siehst du. Und gerade das wollen wir nicht. Es ist schon schwierig genug, mit einem Hausgespenst zu leben...“
    Norbert fiel ihr ins Wort. „Ich frage noch einmal: Woher weißt du, daß es ein Gespenst ist? Hat es das selber gesagt?“
    „Nein, im Gegenteil, Amadeus mag den Ausdruck gar nicht leiden. Er hält sich für einen zwölfjährigen Jungen, der nur zufällig nicht essen und trinken und schlafen braucht, sich sichtbar und unsichtbar machen kann und über gewaltige Kräfte verfügt.“
    „Sichtbar machen kann er sich auch?!“
    „Und wie! Aber er zeigt sich nur mir. Er besucht mich fast jede Nacht, weißt du.“
    „Ach, deshalb hältst du einen Mittagsschlaf!“
    „Du hast es erfaßt.“
    „Du schläfst also keine Nacht durch? Das kann nicht gut für dich sein, Monika. Laß mich mit meinem Vater sprechen...“
    „Nein!“ Monika merkte, daß ihre Ablehnung etwas zu scharf ausgefallen war und fügte sanfter hinzu: „Das können wir ihm nicht antun. Wenn er nicht in unserem Haus gegeistert hätte, hätten wir nicht einmal zur Miete dort einziehen können. Es wäre viel zu teuer für uns gewesen. Jetzt haben wir es sogar gekauft.“
    Norbert beugte sich über den Tisch. „Hat er etwa auch etwas mit dem Schatz zu tun?“
    „Natürlich. Er hat uns die richtige Stelle gezeigt.“
    „Hm, hm“, machte Norbert, „er scheint ein recht nützliches Gespenst zu sein.“
    „Ja, das ist er. Und er ist so einsam, weißt du. Er macht seine Streiche nur, damit man sich um ihn kümmert. Er kann sich anders nicht bemerkbar machen. Er hat mir erzählt, daß er vor etwa zweihundert Jahren in unserem Haus gelebt hat, als richtiger lebendiger Junge. Dann ist er auf einer Kahnpartie in den Seerosenteich gefallen, und seitdem hat sich niemand mehr um ihn gekümmert. Bei Tisch ist kein Platz mehr für ihn gedeckt worden und niemand hat mehr ein Wort mit ihm geredet.“ Monikas klare grüne Augen verdunkelten sich. „Sag, Norbert, ist das nicht eigentlich schrecklich?“
    „Wieso?“
    „Nun denk doch mal nach! Was geschieht denn mit einem normalen Menschen, wenn er stirbt?“
    „Du stellst Fragen! Das hat doch noch niemand herausgebracht.“
    „Unser Pfarrer sagt, die Seelen kommen zu Gott, ja, sie erhalten sogar einen neuen verklärten

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