Bravo, liebes Hausgespenst!
schlafe?“
„Mir?! Aber überhaupt nichts!“
„Dann möchte ich wirklich wissen, warum du mir einen so sonderbaren Vorschlag machst.“
„Weil wir dich brauchen, Tante Elly“, sagte Monika entwaffnend, „und weil ich nicht möchte, daß du einen Nervenzusammenbruch bekommst wie Mutti.“
„Einen Nervenzusammenbruch?“ fragte Tante Elly erstaunt. „Ich dachte, sie hätte sich das Bein gebrochen.“
„Hat sie ja auch! Aber damals, als die Betten auseinandergerissen waren — wir haben dir doch gerade eben davon erzählt — da war sie ganz aus dem Häuschen!“
„Und wir wollen doch nicht, daß dir das gleiche passiert!“ fügte Herr Schmidt hinzu.
Tante Elly wandte ihm den Blick zu. „Du willst mich also auch nachts forthaben? Was geht hier vor?“
„Es spukt!“ rief Peter. „Hast du das denn immer noch nicht begriffen? Und tagsüber kann man einen Spuk gerade noch ertragen, wenn man sich daran gewöhnt hat, meine ich. Aber wenn man keine Nacht schlafen kann...!“
„Wir haben das mitgemacht, Tante Elly!“ sagte Liane.
„Ja, wir können ein Lied davon singen!“ unterstützte der Vater die beiden.
Wäre Tante Elly etwas weniger selbstsicher gewesen, so hätte sie sich sicher überzeugen lassen. Andere Frauen hätten in dieser Situation ihre Koffer gar nicht erst ausgepackt und wären gleich wieder auf und davon gegangen. Aber Tante Elly hatte, wie man so schön sagt, Haare auf den Zähnen.
„Ich werde mir einfach die Ohren zustopfen!“
„Das hilft nicht! A...“ Liane hatte Amadeus sagen wollen, stockte aber gerade noch rechtzeitig und verbesserte sich. „Er zieht auch die Bettdecken weg ..
„Wer?“
„Der Spuk.“
„Gut, daß du mich darauf aufmerksam machst. Ich werde meine Bettdecke festbinden.“
Herr Schmidt seufzte schwer. „Du bist also entschlossen, hier bei uns zu schlafen?“
„Ja. Und warum nicht? Was ihr könnt, kann ich schon lange.“
„Daran zweifelt ja niemand. Was wir dir klarzumachen versuchen... Gewöhnlich spukt es gar nicht so sehr, nur ein bißchen, in erträglichen Maßen möchte ich sagen...“
„Na also!“
„... aber niemand kann Voraussagen, was geschieht, wenn ein Fremder im Haus ist!“
„Erstens bin ich kein Fremder, sondern deine leibhaftige Verwandte, Max, und zweitens lasse ich mich aus Prinzip nicht vergraulen, von keinem Menschen...“, dabei sah sie Monika an, „... und schon gar nicht von einem Spuk.“
Herr Schmidt gab es auf. „Ganz wie du willst, Elly“, sagte er ergeben, „machen wir uns also gleich dran, das Gästezimmer so wohnlich wie möglich einzurichten.“
„Und morgen kaufe ich die fehlenden Möbel!“ trumpfte Tante Elly auf.
„Wer weiß, wie sie morgen darüber denkt“, flüsterte Monika ihrem Bruder zu.
Aber Tante Elly hatte es doch gehört. „Ich pflege meine Entschlüsse über Nacht nicht umzuwerfen“, erklärte sie hoheitsvoll.
Monika hätte einiges darauf zu sagen gewußt, aber sie zog es vor, den Mund zu halten.
Auf in den Kampf!
In dieser Nacht versuchte Monika lange, Amadeus herbeizurufen. Aber wie sehr sie sich auch bemühte und wie oft sie in der Dunkelheit seinen Namen raunte, er erschien nicht. Sie kletterte sogar auf den Dachboden hinauf, in der Hoffnung, ihn dort zu erreichen. Aber bald war sie so durchfroren, daß sie den Versuch aufgeben mußte.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich wieder zu Bett zu legen. Dabei hätte sie so gern mit Amadeus über Tante Elly gesprochen und mit ihm ausgemacht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Doch Amadeus schien verärgert zu sein, und sie konnte ihm das nicht einmal übelnehmen. Es kränkte ihn ja immer, wenn er nicht beachtet wurde. Wie sehr mußte es ihn da ärgern, daß Tante Elly nicht an seine Existenz glauben wollte, obwohl sie ihr lang und breit von ihm erzählt hatten.
Endlich schlief Monika in der Hoffnung ein, daß Amadeus sie doch noch mitten in der Nacht wecken würde, wie er es schon so oft getan hatte. Aber diesmal geschah nichts. Als sie am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich wunderbar. Sie hatte seit langem zum erstenmal wieder durchgeschlafen.
Tante Elly war schon auf, als sie in die Wohndiele hinunterkam.
„Guten Morgen, Tante Elly!“ rief Monika vergnügt. „Gut geschlafen?“
Tante Elly würdigte sie keiner Antwort: sie war blaß, und ihr Gesicht, das sie trotz der frühen Stunde schon sorgfältig hergerichtet hatte, wirkte verkniffen.
„Etwas nicht in Ordnung?“ fragte Monika
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