Breakfast on Pluto
Abendbrot. Der Fernseher ist abgestellt. »Albernes Zeug«, sagen sie, »diese Sendung Some Mothers Do ‘Ave ‘Em.« Der kleine Noel sagt: »Frank Spencer macht nichts als dumme Mätzchen. Jede Woche dasselbe. Wer will so was schon sehen?«
»Ja«, stimmt Samantha ihm zu, »Kleinkinderkram.« Dann genießen sie ihr Abendbrot. Mama gießt gerade Tee ein, als sie plötzlich die Kanne hebt und fragt: »Was war das?«
»Was war was?« fragt Papa. Aber seine Nasenlöcher weiten sich, seine Nasenflügel beben, und allmählich begreift er.
»Igittigitt!« sagt Mama. »Aber woher kommt das?«
Natürlich ist es Chanel No. 19, das ich, die Rächerin, einfach wunderbar finde! Aber sie wissen nicht, woher der Geruch stammt! Wenn Mama es nicht besser wüßte, würde sie zu den Kindern sagen: »Habt ihr euch in meinem Schlafzimmer herumgetrieben? Mein Chanel No. 19 gestohlen?« Aber natürlich sagt sie’s nicht, weil sie gar keins besitzt. Sie würde sich nicht im Traum einfallen lassen, Chanel zu nehmen! »O Gott nein!« hat sie oft gesagt. »Parfüm benutze ich sowieso nur ganz selten!«
Was man von der Geister-Pussy, der Rache-Pussy nicht sagen kann, die in der Nacht vorüberhuscht, lange Duftschleppen hinter sich herschleift wie vom Wind verwehte Seidenschals. Es dauert nur einen Augenblick, bis der Schatten auf dem Rollo verschwunden ist und Mami sagt: »Hmm. Scheint sich verflüchtigt zu haben. Vielleicht haben wir uns das alle nur eingebildet!«
»Ja, vielleicht«, sagt Papa, obwohl er ganz und gar nicht ihrer Meinung ist – er will nur die Kinder beruhigen. Und ich schwebe vorüber am Lebensmittelgeschäft, an den Zapfsäulen und an Mulvey’s Bar. Vielleicht habe ich es ein wenig übertrieben, aber schließlich liegt auch ein ziemlicher Gestank über dem Dorf – ist schon so lange da, daß er niemandem mehr auffällt!
Fünfundvierzigstes Kapitel
Ein schöner Tag für Bonzo
Pat McGrane (alter Klassenkamerad) ist mächtig aufgekratzt. Er macht gerade Feierabend bei seinem Job in der Gefrierfleischfabrik Tyreelin und hat festgestellt, daß er zehn Pfund zusätzlich in der Lohntüte hat, Vergütung für die sieben Stunden, die er vor drei Wochen gearbeitet und vollkommen vergessen hat. Er weiß nur noch, daß er auf die Frage des Vorarbeiters, ob er irgendwann mal Überstunden machen könnte, antwortete: »Klar doch!« und dann nicht mehr daran gedacht hat. Da faßten sich die paar grünen Lappen nur noch schöner an. Jimmy Hanlon, der mit ihm am Fließband stand, kam vorbei, wischte sich die Hände an der Gummischürze ab und warf sein Handtuch über die Schulter. »Hallo, Pat«, sagte Jimmy, und Pat erwiderte den Gruß mit einem Lächeln. Jimmy faltete seine Pfundnoten zusammen und verstaute sie sorgsam im Fach seiner Scheintasche. Innerlich glühte er. Teils wegen der unendlichen Möglichkeiten, die das zusätzliche Geld bedeuteten, besonders aber weil ihm aufging, daß es zu keinem günstigeren Zeitpunkt hätte geschehen können, an einem Donnerstag abend, da er wie immer seine Freundin auf der anderen Seite der Grenze besuchen wollte, um mit ihr in den Ballsaal Arcadia zu gehen, wo sie zu Gene Stuart and the Mighty Avons tanzen würden. Die sie über alles liebte. Wieso? Das verstand er absolut nicht, seiner Ansicht nach konnte Gene Stuart überhaupt nicht singen. Eine Behauptung, die natürlich viel Streit zwischen ihnen auslöste – Streit, den Pat stets bereute. Wenn der Streit ausgestanden war, schimpfte er innerlich mit sich und sagte: »Warum muß ich ihr auch immer widersprechen? Warum kann ich sie nicht in Ruhe lassen? Soll sie doch Gene Stuart mögen, soviel sie will!« Dann legte er einen feierlichen Eid ab, nur um ihn gleich wieder zu brechen, wenn sie das nächste Mal von der Zeitung aufsah und meinte: »Gene Stuart and the Mighty Avons spielen heute abend in Forkhill – wollen wir hin, Pat?« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, sagte er: »Gene Stuart? Wozu in aller Welt willst du denn den sehen?«
Jedesmal kam er sich wie ein Vollidiot vor. Aber jedesmal ging’s wieder mit ihm durch! Als er jetzt in seinem Anglia dahinbrauste und den Zeigefinger vom Steuerrad hob, um im Überholen seinen radfahrenden Nachbarn Fergus Killen zu grüßen, schaute er sich im Innenspiegel an und gelobte gründliche Besserung: »Wenn Sandra Gene Stuart sehen will, dann soll sie ihn eben sehen. Deswegen machst du ihr keine Szene, okay?« Dann hätten beide einen schöneren Abend. Außerdem regte
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