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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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Stiefeln liegt noch neben den Sauerstoffflaschen, mit losen, ausgefransten Schnürsenkeln.
    Die Schuld nehme ich jetzt aber nicht auf mich. Ich konnte sie einfach nicht halten. Sie ist ganz bewusst in den Tod gegangen. Ich schließe die Augen und presse mir die Fingerknöchel gegen die Augenlider.
    Die Kälte spüre ich nicht mehr. Gar nichts mehr spüre ich.
    »Das arme Mädel hat den Kampf verloren«, sagt Bruce zu niemand Bestimmten.
    Und ich kann mich nur fragen: Wofür kämpfen wir überhaupt?

BEA
    Manchmal wünschte ich, ich würde an Gott glauben wie die Leute vor dem Switch. Die Gewissheit, Teil eines großen Plans zu sein und darauf zu vertrauen, dass es mit den Menschen nach ihrem Tod erst richtig losgeht, das muss wirklich tröstlich gewesen sein. Aber selbst wenn meine Eltern jetzt an einem besseren Ort sein sollten, könnte auch Gott die Uhr nicht einfach zurückdrehen. Und genau das möchte ich. Die Möglichkeit, meine Eltern zu umarmen, ihren Geruch einsaugen zu dürfen.
    Meine Sehnsucht nach Quinn habe ich mal für das gehalten, was gemeinhin als gebrochenes Herz bezeichnet wird. Ich hatte ja keine Ahnung. Jetzt frisst es mich von innen auf.
    Quinn, Jazz und ich folgen einer alten, unter Schneematsch und Eisklumpen begrabenen Eisenbahntrasse, die vom Hain in die Innenstadt führt. Von dort aus wollen wir dem Fluss westwärts folgen. Ich habe die alte Landkarte, die Gideon mir kurz vor meiner Flucht aus der Kuppel zugesteckt hat, und Jazz hat auf einen Punktgedeutet, den sie für Sequoia hält. Wir müssen ihr glauben, uns bleibt keine andere Wahl.
    Quinn legt einen Arm um meine Schultern und drückt mich. »Vielleicht sollten wir mal eine Pause einlegen«, sagt er. Er muss mein Keuchen hinter der Atemmaske gehört haben, aber hier ist kein guter Ort zum Rasten. Die Temperatur sinkt so schnell wie die Sonne, es wird Zeit für einen Unterschlupf, doch die umliegenden Gebäude sehen unter ihrer Graffitischicht extrem einsturzgefährdet aus. Ich schüttle den Kopf und ungefragt schraubt er an meinem Ventil, um die Sauerstoffzufuhr durch die Maske zu erhöhen.
    Es ist völlig offen, wie lange wir nach Sequoia brauchen werden. Kaum kehrt Quinn mir den Rücken zu, fahre ich auf fünfzehn Prozent zurück.
    »Ein Tunnel«, sagt Jazz und deutet auf eine Unterführung, ein paar Hundert Meter weiter vorn. Und weg hüpft sie, der Schneematsch spritzt in alle Richtungen.
    »Pass bloß auf!«, rufe ich ihr nach. Ich ziehe die Karte aus meiner Manteltasche und entfalte sie zum gefühlten hundertsten Mal. »Nach dem Tunnel sollte ein Bahnhof kommen. St. Pancras«, erkläre ich Quinn. Der nutzt den unbeobachteten Moment für eine Umarmung. Unwillkürlich mache ich mich ganz steif.
    Er weicht einen Schritt zurück. »Alles okay?«
    »Ich wünschte, wir hätten mehr Überlebende gefunden«, weiche ich aus. Ich will ihn nicht beunruhigen und die Asche meiner Trauer könnte er doch nicht wegfegen, egal was er tut.
    »Wir schaffen das«, sagt er. Ich nicke, ziehe mir Old Watsons Kappe tief in die Stirn und lächle dürr.
    »Hört auf zu knutschen und macht hin !«, ruft Jazz, uns bereits weit voraus. Sie zieht sich die Atemmaske übers Kinn. Sie braucht sie nur hin und wieder, da sie im Hain aufgewachsen ist und ihr ganzes Leben damit verbracht hat, ihren Körper an niedrigen Sauerstoffgehalt zu gewöhnen. Wie ein Kreisel wirbelt sie herum und reckt den offenen Mund himmelwärts. Ihre roten Korkenzieherlocken glühen vor dem verschneiten Hintergrund wie Flammen. Kaum zu fassen, dass wir sie als einzige Überlebende aus dem Schuttberg gezogen haben, der einmal ihr Zuhause war.
    Quinn fasst mich beim Handgelenk und zwingt mich, ihm ins Gesicht zu schauen. »Wir sind da bei lebendigem Leib rausgekommen und haben uns gefunden, obwohl nichts unwahrscheinlicher war.«
    »Ich wünsch mir einfach nur…« Ich denke an die leblosen Körper meiner Eltern, an die Blutlache auf der Bühne, als die Krawalle ausbrachen. Ich war alles, was sie hatten, und jeder einzelne Tag ihres Lebens bestand aus Plackerei, nur um die Sauerstoffsteuer abdrücken und mich atmen lassen zu können. Gott sei Dank habe ich Quinn… aber meine Eltern möchte ich auch.
    »Glaubst du, Maude hat’s überlebt?«, frage ich.
    »Die alte Spinnerin? Na klar. Hat Jazz ja gemeint, oder?«
    Ich will gerade einwenden, dass Jazz gar nicht beurteilen kann, wer jetzt genau davongekommen ist und wer nicht, als ein schriller Schrei erschallt, gefolgt von einem

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