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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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hinbringen.«
    Silas streichelt der Kleinen über den roten Lockenkopf und sie lächelt ihn an.
    »Was ist mit den anderen?«, frage ich. »Sind die auch hier? Und wenn ja, wo? Kannst du mich zu ihnen bringen?«
    »Wir wissen nicht, von wem du redest, nicht wahr, Jazz?«, lässt sich Petra vernehmen, woraufhin das Mädchen langsam den Kopf schüttelt.
    »Quinn wird uns nützlich sein«, beteuert Silas und stellt sich vor mich, wofür ich ihm wirklich dankbar bin, denn Petra schwingt schon wieder ihre Peitsche. »Sehr nützlich sogar. Er hat nämlich Beziehungen.«
    »Nützlich? Ja, könnte sein, dass wir einen menschlichen Schutzschild brauchen, wenn die Schlacht losbricht«, bemerkt Petra. »Ich hoffe, er ist schussfest. Oder wenigstens schaumresistent.«
    »Im Ernst, ich glaube wirklich, dass ich helfen kann«, murmele ich.
    »Du hast doch nicht mal die leiseste Ahnung, was wir hier überhaupt tun. Und jetzt Schluss mit diesem Bullshit!« Petra schnipst mit den Fingern. »Levi, bring den Premium irgendwohin, wo er keine Scherereien machen kann.«
    Kurz darauf erscheint ein Typ und nimmt mich in den Polizeigriff.
    »Silas!«, rufe ich. »Frag Alina nach Bea! Ich muss wissen, wo Bea ist!«
    Aber Silas starrt mir nur mit leerem Blick hinterher, ohne mir das kleinste Signal zu geben, dass er mich verstanden hat. Er weiß ja nicht mal, wer Bea ist. Also ist es ihm wahrscheinlich auch egal, was mit ihr geschieht.
    Aber mir ist es nicht egal.
    Mir ist es absolut nicht egal.

ALINA
    Ich straffe meine Schultern, während ich den Pistolenlauf auf den Zwischenraum zwischen ihren Augen richte und ziele. Sie starrt mich an. Meine Hände zittern. Ich habe sie schon den ganzen Nachmittag im Visier, aber erst jetzt ist ihr Kopf dran.
    Es war nicht schwer, die Puppen als Übungszielscheiben aufzutreiben. Ich war damals bei der Mission dabei, und wir haben nicht mal eine Stunde fürs Einsammeln gebraucht, denn jeder verlassene Klamottenladen, an dem wir vorbeikamen, hatte einen ganzen Haufen davon im Schaufenster rumliegen. Aber es ist verdammt schwer, auf sie zu schießen.
    Diese hier hat Wimpern und Augenbrauen und sogar einen Bauchnabel und Brustwarzen. Sie wirkt total echt. Vielleicht reiße ich deshalb in der Sekunde vorm Abdrücken die Pistole runter und schieße doch wieder in die Brust statt in den Kopf. Plastikteile splittern aus ihrem Oberkörper und sie knallt auf den Boden. Das Getöse hallt an den Wänden des langen, schmalen, schallisolierten Raumes wider.
    Ich lege die Pistole ab und gehe zu ihr. Keine Frage, sie ist tödlich getroffen. Ich berühre ihr Gesicht. Ich habe keine Lust mehr, das Schießen auf Menschen zu üben – selbst wenn die Menschen leblose Dummys sind. Keine Ahnung, was mit mir passiert ist. Noch vor einigen Monaten hätte ich mich mit Feuereifer auf einen Krieg vorbereitet.
    »Tut mir leid«, flüstere ich, aber sie hört mich natürlich nicht. Sie ist ja aus Plastik. Und zersplittert. Und sie hat kein Herz.
    In diesem Moment schwingt die Tür zur Schießanlage auf und Jazz platzt herein.
    »Was treibst du denn hier?«, fragt sie.
    Ich springe auf und klopfe die Plastiksplitter von meinen Klamotten.
    »Ich übe.«
    »Und was übst du?«
    Ich übe trauern, denke ich und wische mir mit der Hand über die verrotzte Nase.
    »Da ist jemand, der dich sehen will«, verkündet Jazz und hält die Tür auf. Ich rechne damit, in der nächsten Sekunde Petra gegenüberzustehen. Ich rechne mit erneutem Ärger. Und dann schlüpft Silas in den Raum.
    Fassungslos starre ich ihn an. Und dann blicke ich zu Jazz hinüber, die nur so strahlt.
    »Was ist los? Hat sie dir die Zunge rausgeschnitten?«, fragt Silas grinsend.
    »Unglaublich! Ich war mir sicher, dass sie dich geschnappt haben. Dass ich euch alle zum letzten Mal gesehen hab.« Ich renne zu ihm und schlinge meineArme um seinen Hals. Mein Cousin ist hier! In Sicherheit!
    »Ich hatte Glück«, erklärt er. »Ich dachte auch, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, aber einer der Sicherheitsleute, die mich verhaftet haben, war Mitglied des Widerstandes. Ich kannte ihn nicht mal. Er hat uns hinten in seinen Truck gestopft und dann die Kommandozentrale angefunkt, um ihnen zu sagen, ich hätte ihn angegriffen und wäre geflüchtet. Dann hat er mir zwei Pads mitgegeben, in die er sich reingehackt hatte, und mich vor Ingers Wohnung rausgelassen, bevor er Mom und Dad in ein sicheres Haus gebracht hat. Allerdings hab ich nicht die geringste Ahnung, wo es sich

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