Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
Hand.
»Jetzt.« Dieser Tonfall duldete keine Widerrede. »Auf der Stelle.«
Sie nahm die Aussagen auf, kochend vor Wut über diese Ungerechtigkeit, während er und die anderen Hilfssheriffs die Bar räumten.
»Das war so unfair«, beschwerte sie sich, als er eine Stunde später aus der Bar kam. An seiner Schläfe bildete sich eine Beule, während er einen hageren Cowboy am Kragen zu einem wartenden Streifenwagen zerrte. »Ich hätte helfen können.«
Er knurrte unfreundlich.
»Du hättest jetzt keine Blessuren, wenn du mich hättest helfen lassen«, fuhr sie fort, wobei sie sein zerfleddertes Notizbuch umklammerte. »Ich kann nicht fassen, dass du mir das angetan hast.«
Und genauso wenig konnte sie fassen, dass sie ihm blind gehorcht hatte wie irgendein unterwürfiger Schwächling, der sich nicht zu wehren wusste. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einem Mann gehorcht. Warum zur Hölle fing sie jetzt damit an?
»Sie gehen mir allmählich gewaltig auf die Nerven, Sheriff«, informierte sie Lance und versuchte dabei über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass sie sozusagen den Schwanz eingezogen und gehorcht hatte.
»Hast du die Aussagen?«
»Jede einzelne«, antwortete sie mit gespielter Liebenswürdigkeit und funkelte ihn wütend an, während er sie ohne das geringste Anzeichen von Reue betrachtete. »Du hättest mich mitnehmen sollen.«
»Warum?«, fragte er barsch, während er sich wegdrehte und zum Raider ging. »Damit du was von der Energie loswerden kannst, die in deinem Körper tobt? Kommt gar nicht infrage. Steig ein.«
Er riss die Beifahrertür auf, als sie an ihm vorbeimarschierte.
»Das ist das Allerdümmste, was ich je aus deinem Mund gehört habe«, zischte sie, nachdem er ihre Tür zugeschlagen hatte und zur Fahrerseite ging. »Ich bin nicht dein Haustier, das du auf seinen Platz schicken kannst.«
»So was funktioniert nur mit Hunden.« Er ließ den Motor an und legte den Gang ein. »Jeder weiß, dass Katzen verdammt widerspenstige Biester sind.«
Sie kochte innerlich vor Empörung.
»Ich bin keine Katze«, fauchte sie.
Shit. Sie hasste diesen Laut.
Und sie hasste das spöttische Schmunzeln, das sich auf seinem Gesicht breitmachte.
»Glaubst du etwa, damit kriegst du mich in dein Bett?« Sie wandte sich ihm zu, ein höhnisches Grinsen auf den Lippen. »Das glaube ich nämlich kaum, mein Lieber. Dafür musst du mir schon was Aufregenderes bieten, als mich beschissene Zeugenaussagen aufnehmen zu lassen.«
Lance brummte nur etwas Unverständliches. Und sie hasste es so sehr, wenn er das tat.
Als Harmony gerade den Mund aufmachte, um ihm die Meinung zu sagen, kam über die Zentrale ein Notruf wegen häuslicher Gewalt. Lance wurde augenblicklich eiskalt, während er den Anruf entgegennahm.
»Was ist los?« Harmony spürte, wie der Zorn in ihm tobte.
»Tommy Mason.« Er spie den Namen aus. »Als wir letztes Mal zu dem Haus gerufen wurden, hatte er seine Frau fast totgeprügelt. Sie schwor, er hätte sie nicht angerührt. Er hat es geschafft, jeder einzelnen verfluchten Verurteilung wegen häuslicher Gewalt zu entgehen.«
Harmony atmete tief ein.
»Vielleicht solltest du mich lieber nicht dorthin mitnehmen, Lance«, sagte sie schließlich. »Bei solchen Dingen kann ich mich schlecht beherrschen.«
Genau solche Dinge hatten sie in ihre jetzige Situation gebracht. Die Ungerechtigkeit, dass die Monster dieser Welt mit Folter und Mord tatsächlich davonkamen. Die verstörten Augen kleiner Opfer zu sehen oder die gebrochenen, leblosen Körper junger Frauen. Das Rechtssystem ließ die tollwütigen Tiere dieser Welt nicht immer für ihre Verbrechen bezahlen.
»Dann solltest du es lernen.« Er beschleunigte den Raider, als er vom Parkplatz der Bar herunterfuhr, schaltete die Sirene ein und steuerte auf die Außenbezirke der Stadt zu.
»Sheriff, es fallen Schüsse«, meldete die Zentrale. »Mason hat die State Police beschossen, als sie anrückte. Wir haben es jetzt mit einer Geiselnahme zu tun.«
Lance’ gemurmelter Fluch ließ Harmony die Nackenhaare zu Berge stehen, während der Raider um eine Kurve schlitterte und die blitzenden Lichter der State-Police-Streifenwagen in Sicht kamen.
»Bleib hier im Raider«, befahl er ihr ruhig. »Ich kümmere mich um alles.«
»Einen Scheiß werde ich«, informierte sie ihn kalt.
»Pass auf, Harmony, Masons Frau hat ein Kind. Er hat wahrscheinlich beide als Geiseln, und wenn er betrunken ist, ist er unberechenbar.«
»Du hast dich entschlossen,
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