Breeds: Tabers Versuchung (German Edition)
und sie hineinsprang. Sie zog die Tür zu und verriegelte sie. Mehrere Kameras und Mikrofone schlugen gegen die Scheibe.
Der schwere Truck bockte, als John den Gang einlegte, doch dann schoss er nach vorn und drängte die Reporter und die begierigen Schaulustigen zur Seite, die versuchten, sie aufzuhalten.
»Ich überfahre euch, ihr verdammten Schweine«, schrie John, und sein sonst so blasses Gesicht war rot vor Wut. Seine roten Haare standen wild zu Berge, als er mit den Fingern hindurchfuhr. Dann trat er mit dem Fuß aufs Gas.
Sie fuhren über den Bordstein und rasten durch mehrere Vorgärten und den makellosen Zaun, der um ein Versicherungsbüro gezogen war.
»Verdammt, das war’s dann mit meinem Versicherungsschutz«, fluchte John, doch in seiner Stimme schwang Aufregung mit, während er durch eine schmale Gasse fuhr, noch mehr Gas gab und mit quietschenden Reifen auf eine der Landstraßen bog, die aus der Stadt hinausführten. »Geht’s dir gut?«
Roni starrte ihn verwirrt und zitternd an. In ihrem Magen tobte die Angst, und sie musste gegen die Tränen anblinzeln. Was zur Hölle war da gerade passiert? Ihre Haut brannte noch immer von den ungewohnten Berührungen der Männer, die sie festgehalten hatten, sie protestierte gegen den Kontakt, schrie nach Taber.
Roni schüttelte den Kopf und rang um Fassung. Oh Gott. Sie wussten es. Reginald hatte keine Zeit verschwendet, sie zu verkaufen.
»Bring mich nach Hause.« Sie zuckte zusammen, als sie ihre heisere Stimme hörte, den Schmerz, der darin mitschwang. »Ich muss nach Hause.«
»Sie werden dort auf dich warten, Roni«, sagte er leise, während der Motor des Trucks lauter wurde und der Wagen sich eine steile Straße hinaufkämpfte, die zu den Klippen außerhalb der Stadt führte. »Du musst dich für eine Weile verstecken und überlegen, was du tun willst.«
»Was ich tun will?«, flüsterte sie am Boden zerstört und rieb sich über die Arme, während sie versuchte, die Erinnerungen an die Berührungen der anderen loszuwerden. Mein Gott, was sollte sie tun? Ihr Vater war schneller gewesen als erwartet. Er musste sie bereits ausgeliefert haben, bevor er bei ihr aufgekreuzt war.
Sie konnte nicht nach Hause. John hatte recht. Dort würden sie sie finden und womöglich ins Haus eindringen. Als Versteck war es nutzos. Aber was blieb ihr sonst?
»Ich kenne einen Ort«, sagte John schließlich und seufzte. »Da bist du für eine Weile sicher, wenn sie uns nicht einholen, bevor wir dort sind. Dann kommt schon alles in Ordnung, Roni, jedenfalls sobald wir Kontakt zu Callan aufgenommen haben. Dir ist klar, dass du ihn anrufen musst, nicht wahr?«
Er warf ihr einen harten, fordernden Blick zu. Das Adrenalin, das ihre überstürzte Flucht in ihm freigesetzt hatte, ließ seine Augen funkeln.
Nein, Callan ist nicht derjenige, den ich anrufen muss, dachte Roni.
Das alles war nicht seine Schuld. Es war Tabers, und bei Gott, Taber würde dafür bezahlen. Sie krampfte die Hände zusammen, während der Zorn durch ihren Körper tobte, fast so heiß wie die Erregung, die sie oft schwach und hilflos machte. Wenn sie ihn in die Finger bekam, würde sie ihn töten. Und danach war ihr skrupelloser, geldgieriger Vater an der Reihe.
3
Taber rollte mit den Schultern, während die letzten Sonnenstrahlen des späten Frühlings durch das Fenster hinter ihm fielen und seine Haut durch den Stoff seines Hemdes hindurch wärmten. Er konnte es sich im Moment nicht erlauben, draußen zu sein, und das hier kam dem am Nächsten.
Im Haus des Rudels eingeschlossen zu sein, in dem er jetzt lebte, hätte ihm nicht schwerfallen dürfen. Aber obwohl es so groß war, schienen die Wände ihn einzuengen, und die Gefangenschaft quälte ihn und ließ ihn an Dinge denken, die er besser vergessen sollte. Und wie immer, wenn er den Erinnerungen an seine Erschaffung und die Zeit der Gefangenschaft im Labor, an die Tests und Untersuchungen entkommen wollte, dachte er an sie. Tiefblaue Augen, weiche, seidige Haut, und eine hitzige Erregung, die sich in seinen Kopf eingebrannt hatte.
Roni. In den vergangenen Wochen waren die Gedanke an sie stärker denn je geworden. Seine Sehnsucht nach ihr nahm zu statt schwächer zu werden, so wie er es erwartet hatte. Und das machte ihm Sorgen. Er kannte einige Details von Callans Vereinigung mit Merinus, kannte die Anzeichen. Er lebte seit mehr als einem Jahr mit den Symptomen, nur nicht so extrem, so stark. Aber er hatte seine Gefährtin ja auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher