Breeds: Tabers Versuchung (German Edition)
Idee, wie man schnell reich wurde, und schon wieder war es ihm völlig egal, sie für seine Zwecke zu benutzen.
Es wurde Zeit zu gehen. Sie gestand sich stumm ein, dass ihr Vater das auf keinen Fall für sich behalten würde. Ihr blieben höchstens noch ein paar Tage, um ihre Sachen zu packen und zu fliehen.
Sie sah sich in dem kleinen Haus um, in dem sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Es war nicht groß, aber es war alles, was sie hatte. Das Heim, von dem ihre Mutter geträumt hatte, die jedoch zu früh gestorben war, um es zu genießen. Jetzt würde sie es verlieren.
Das kleine Haus war nicht länger so verfallen wie damals. Durch den Job als Buchhalterin, den sie in Morehead gefunden hatte, war sie in der Lage gewesen, es herzurichten: neue Gardinen und Sanitäranlagen, ein gemütliches Sofa in einem dunklen Grün mit passenden Sesseln, ein kleiner Couchtisch aus Kirschholz und passende Beistelltische, eine filigrane Glaslampe. Und sie besaß nun ein neues Bett und musste nicht länger auf einer Matratze auf dem Boden schlafen, wie sie es so viele Jahre lang getan hatte. Doch jetzt würde sie das alles zurücklassen müssen.
»Geh«, sagte sie erneut zu ihm. »Und halt den Mund, wenn du nicht sterben willst. Oder hast du etwa das Bedürfnis, dich mit dem Council anzulegen, Reggie? Sie töten dich, bevor sie dir auch nur einen Penny gezahlt haben.« Es war sinnlos, er hörte ihr nicht zu.
Die Wut rauschte durch ihre Adern wie Säure und zersetzte den Frieden, den sie während der vergangenen fünfzehn Monate in ihrem Leben gefunden hatte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, dass sie in etwas so Gefährliches hineingezogen wurde, wogegen die Eskapaden ihres Vaters wie ein Kaffeekränzchen wirkten.
»Ich gehe. Aber ich komme wieder. Denk darüber nach, Roni. Der Bastard hat mit dir geschlafen und dich dann verlassen. Was schuldest du ihm? Lass ihn dafür bezahlen, wie er es von Anfang an hätte tun sollen.«
Er stürmte aus der Tür und warf ihr aus zusammengekniffenen Augen einen wütenden Blick zu, bevor er ging und sie wieder allein ließ. Roni ließ sich in einen der neuen Sessel fallen und schüttelte müde den Kopf. Sinnlich weiches Leder stützte ihren Körper von hinten.
»Gott, was jetzt?« Sie hob die Augen zur Decke und kämpfte gegen die Tränen und die Realität dieses erneuten Schlags an.
Sie wollte ihr Haus nicht verlassen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang dafür gekämpft hierzubleiben, hatte sich an die zerbrechlichen Überbleibsel glücklicherer Tage geklammert und sich damit getröstet. Jetzt wurde ihr das auch noch genommen.
Sie würde den Pick-up reparieren müssen. Er war verlässlicher als der andere Wagen und würde sie weiter weg bringen. Leider war er wie das Auto in keinem sehr guten Zustand, aber man konnte ihn reparieren. Und sie fing besser rasch damit an, weil ihr Vater ganz sicher nicht lange warten würde, um sie an den Höchstbietenden verschachern zu können.
Sie erschauderte vor Angst.
»Warum hast du das getan, Taber?«, flüsterte sie mit hilfloser Traurigkeit in das leere Wohnzimmer, in ihr leeres Herz.
Seit dem Tag, an dem Dayan ihr Tabers Brief gegeben hatte, war sie allein. Zuerst hatte sie sich mit Männern getroffen, entschlossen, den einen Mann zu vergessen, von dem sie immer geträumt hatte. Aber ihr war schnell klar geworden, dass ihr Körper niemals die Berührungen eines anderen Mannes akzeptieren würde und dass ihr Herz sich nach dem einen sehnte, den sie niemals haben konnte. Aber in Zeiten wie diesen, wenn sie dringend eine Schulter zum Anlehnen brauchte, war das Alleinsein wirklich unerträglich.
2
Stunden später starrte Roni in die Eingeweide des Pick-ups, an dem sie arbeitete, und seufzte müde, als sie sich endlich die Niederlage eingestand. Sie würde die Reparatur heute nicht mehr schaffen, ganz egal, wie sehr sie sich bemühte. Und ihr lief die Zeit davon.
Das ständige Zittern ihrer Hand und die Schmerzen in ihrem Bauch waren zu stark, und die allgegenwärtige lähmende Angst störte die Konzentration, die sie brauchte, um diesen verdammten Wagen zu reparieren. Ihr Vater würde nicht mehr lange warten, bevor er wieder zuschlug. Wenn er es tat, würde ihr Leben keinen Penny mehr wert sein. Aber wenn sie die Auswirkungen von dem, was Taber ihr angetan hatte, nicht in den Griff bekam, dann war sie in noch größeren Schwierigkeiten.
Es wurde stetig schlimmer. Die Schwäche, die sie immer wieder überfiel, ging einher mit einer
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