Breite Schultern, heiße Kuesse
Situation war doch auch so schon schwierig genug.
„Wir werden eine Lösung finden, mit der wir beide leben können. Wichtig ist, dass Kevin glücklich ist", sagte er ruhig.
,,Ich will nur sicher sein, dass Sie Kevin gut behandeln. Ich mache mir so große Sorgen, weil ich fast nichts von Ihnen weiß, außer, dass Sie Cherie geheiratet haben und Kevins Vater sind."
„Mit der Zeit werden Sie mich kennen lernen." Er zögerte einen Moment, bevor er fragte:
„Könnten Sie mir ein Foto von Kevin geben?"
„Ja, selbstverständlich. Ich habe viele Fotos, warten Sie bitte einen Moment." Sie war schnell wieder zurück und reichte ihm ein eingerahmtes Bild. „Das können Sie behalten.
Morgen gebe Ich Ihnen noch mehr, bis dahin habe ich sie alle durchgesehen."
„Ich danke Ihnen, Amanda."
Beide schauten sie auf das Foto mit dem lächelnden kleinen Jungen. „Kevin war damals zwei Jahre, als ich es aufgenommen habe."
Jeb fiel erneut auf, mit wie viel Zärtlichkeit sie von Kevin sprach.
„Er sieht Ihnen sehr ähnlich", sagte sie nachdenklich.
„Das fällt sogar mir auf. Es ist offensichtlich, dass er mein Sohn ist." Bei dem Gedanken, dass Cherie ihn all die Jahre um seinen Sohn gebracht hatte, stieg wieder Wut in ihm hoch.
„Nochmals danke für das Foto. Also dann bis morgen Abend."
3. KAPITEL
Mit langen Schritten ging Jeb zu seinem Wagen. Er war ziemlich aufgewühlt. Nichts war heute so gelaufen, wie er sich das ge dacht hatte. Wieso war er vorher nie auf die Idee gekommen, dass zwischen der Adoptivmutter und seinem Sohn während der Zeit ein enges Band entstanden war, das er nicht einfach durchtrennen konnte? Wut und Schmerz hatten ihn offensichtlich blind gemacht. Er konnte Amanda Kevin nicht wegnehmen. Sie mussten sich seine Erziehung teilen. Vielleicht war sie ja tatsächlich eine ganz nette Frau, und es wäre sogar schön, Kevin mit ihr zusammen aufzuziehen. Ob sie wirklich so anders war als Cherie?
Wahrscheinlich schon, sonst hätte sie Kevin nicht adoptiert.
Doch Kevin war viel zu scheu. Hoffentlich würde sich das noch geben. Ihm fehlte eindeutig der Vater.
Jebs Gedanken wanderten wieder zu Amanda. Es hatte ihn bestürzt, was sie von ihrer geplatzten Verlobung erzählt hatte. Der Typ muss ja unmöglich gewesen sein, dachte Jeb, und ihm war klar, dass Amanda mit allen Mitteln um Kevin kämpfen würde, weil er ihr einziges Kind bleiben würde. Sie würde alles daransetzen, um ihn nicht zu verlieren.
Während der Fahrt ertappte Jeb sich immer wieder dabei, dass seine Gedanken um die verführerische Frau mit den roten Lo cken kreisten. Der Detektiv hatte ihm einige wesentliche Daten über sie gesagt. Sie war ein Einzelkind, ihre Eltern waren beide gestorben. Sie hatte nur eine Tante, Maude Whittacker, und eine Cousine, seine Exfrau Cherie. Amanda hatte keinen festen Freund, aber einen Freundeskreis, den sie pflegte. Sie ging sonntags regelmäßig in die Kirche, war achtundzwanzig Jahre alt und ha tte eine eigene Praxis als Gehörtherapeutin.
Inzwischen wusste er viel mehr über sie. Er kannte den zarten Blumenduft ihres Parfüms; er hatte gesehen, wie zärtlich sie mit Kevin umging, und hatte ihre lockenden roten Lippen ganz nah vor sich gehabt. Er hatte ihren wiegenden Gang bewundert und Ihre langen, schlanken Beine. Ihre wilde rote Lockenpracht sprach dafür, dass sie Temperament hatte.
Sicherlich war sie nicht nur kühl und beherrscht. Sie entfachte ein Feuer in ihm, wenn sie ihn nur ansah. Sie wollte das bestimmt genauso wenig wie er. Aber er hatte in ihren Augen das gleiche Verlangen ent deckt, das er verspürte. Sein Körper reagierte unmissverständlich auf sie, ob er es nun wollte oder nicht.
Reiß dich zusammen, sagte Jeb sich ärgerlich. Versuch lieber, die Probleme zu lösen, die jetzt anstehen.
Als Jeb endlich seine Ranch erreichte, war der Mond schon aufgefangen, und die Landschaft wirkte in dem hellen, silbernen Licht wie verzaubert. In Jeb war eine wahnsinnige Unruhe.
Genervt stellte er seinen Wagen neben den Pick-up in die Garage und ging zur Pferdekoppel.
Unter keinen Umständen wollte er jetzt ins Haus gehen. Schlafen würde er sowieso nicht können. Zwei Pferde hoben aufmerksam den Kopf und kamen zu ihm an den Zaun. Schade, er hatte nicht daran gedacht, ihnen einen Ap fel mitzubringen.
Aber er war total mit dem Problem beschäftigt, das sich ihm unerwartet gestellt hatte. Wie musste man es sich vorstellen, wenn sie Kevin gemeinsam erzoge n? Sollte der Junge den einen Monat
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