Breite Schultern, heiße Kuesse
in der Nähe von mir und meinem Bruder Cameron. Sie hat uns vier allein großziehen müssen und war eine tolle Mutter. Sie heißt Lila Stuart, ist Bürgermeisterin von Elvira und eine sehr aktive Frau."
„Wie soll ich Kevin das alles beibringen? Da er Männer kaum kennt, könnten Sie nicht erst einige Male vorbeikommen, damit er Zeit hat, sich langsam an Sie zu gewöhnen? Und später sage Ich es ihm dann?"
„Ich halte es für besser, gleich reinen Tisch zu machen. Er wird mich mit der Zeit kennen lernen. Es wird ihn anfangs vielleicht überraschen, doch er ist erst drei Jahre. In diesem Alter nehmen Kinder das Leben noch so, wie es kommt."
Nachdenklich schaute Amanda auf ihre Hände und biss sich auf die Unterlippe. Es war eindeutig, dass sie es sich nicht leicht machte. Wieder verglich Jeb die beiden Cousinen miteinander. Cherie war eine kurvenreiche Blondine mit großen blauen Augen, die jedem Mann auffiel. Sie nutzte das weitgehend aus und wickelte jeden, den sie haben wollte, um den Finger. Amanda sah sehr gut aus mit ihren roten Locken, der zarten Haut und den Sommersprossen auf der Nase. Aber sie war eine Persönlichkeit und hatte eine völlig andere Haltung ihren Mitmenschen gegenüber.
„Weiß Kevin, dass Sie ihn adoptiert haben?" fragte Jeb.
„Ich habe ihm die Wahrheit gesagt, aber es scheint ihn noch nicht sehr zu interessieren. Ich sage ihm aber immer wieder, wie sehr ich ihn liebe und wie sehr ich mich auf ihn gefreut habe."
„Was haben Sie ihm über seine Eltern erzählt?"
„Dass seine Mutter sehr weit weg musste und ihn nicht mit nehmen konnte und dass sie meine Cousine ist. Über seinen Vater habe ich ihm gesagt, dass er weit weg ist und bei der Army ist. Später wollte ich ihm mehr sagen. Ich muss zugeben, dass ich alles sehr vereinfacht habe, aber es schien ihm so zu genügen."
„Wie ist die Beziehung zu Maude, Cheries Mutter?"
„Kevin weiß, dass sie seine Großmutter ist. Aber der Kontakt ist eher dürftig, seit sie wieder geheiratet hat und nach Kalifornien gezogen ist. Aber sie schickt ihm regelmäßig ein Päckchen zum Geburtstag und schreibt ihm zu Weihnachten. Mindestens ein Mal im Jahr ruft sie ihn auch an. Sie ist nicht sehr an ihm interessiert, aber doch weitaus mehr als Cherie, denn die meldet sich überhaupt nicht. Maude ging damals auch mit mir zum Vormundschaftsgericht und betonte immer wieder, dass Kevin bei mir viel besser aufgehoben sei als bei Cherie."
„Dem kann ich nur zustimmen." Jeb schwieg einen Moment und überlegte. „Hätten Sie Lust, morgen Abend mit Kevin zu mir auf die Ranch zu kommen? Ich würde Sie hier abholen, wir essen zusammen, und ich zeige Ihnen und Kevin die Ranch. Selbstverständlich fahre ich Sie auch wieder zurück, so dass Kevin pünktlich ins Bett kommt."
„Wohnen Sie denn so nah?"
„Nein, das nicht. Ich muss ungefähr eineinhalb Stunden fahren. Aber das macht mir nichts aus. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns so oft wie möglich sehen."
Amanda nickte und sah Jeb forschend an. Ihr brannte noch eine Frage auf der Seele.
„Haben Sie eine Freundin?"
„Nein, und ich habe auch nicht vor, bald wieder zu heiraten."
„Das überrascht mich. Denn so sehen Sie gar nicht aus. Die Frauen laufen Ihnen doch bestimmt nach, und wie ein Kostverächter wirken Sie auf mich nicht."
Jeb schmunzelte. „Das bin ich auch nicht. Aber ich habe mich nach der Scheidung entschlossen, eigentlich nie wieder zu heiraten - zumindest nicht in den nächsten Jahren.
Vielleicht ent scheide ich mich eines Tages dazu, weil ich gern mehr Kinder haben möchte.
Aber ich war ein Narr, dass ich auf Cherie hereingefallen bin. Und nie mehr im Leben möchte ich so etwas wie mit ihr durchmachen."
Amanda wunderte sich, wie offen er ihre Frage beantwortete. Aber schließlich würden sie sich in Zukunft ja öfter sehen und wären um Kevins willen auch aufeinander angewiesen.
„Anfangs war meine Ehe wunderschön, aber das änderte sich leider sehr bald", fügte er noch hinzu, als er aufstand. „Ich gehe jetzt und hole Sie morgen gegen fünf Uhr ab. Ist das zu früh?" fragte er höflich.
„Nein, das ist eine gute Zeit", antwortete sie und begleitete ihn zur Tür.
An der Haustür wandte Jeb sich noch einmal um. Amanda stand nah bei ihm. Sie war so zierlich, sie reichte ihm kaum bis zur Schulter. Und sie war so schön, auf eine ganz besondere, einmalige Art. Auf einmal hatte er den Wunsch, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Wie kam er nur auf diese Idee? Die
Weitere Kostenlose Bücher