Breite Schultern, heiße Kuesse
erkennen, was er fühlte: unbändige Wut und eine Entschlossenheit, die sich durch nichts aufhalten lassen würde. Himmel, was für ein Tag! Amanda versuchte, ruhiger zu atmen, um ihre aufgewühlten Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Keinesfalls wollte sie hier vor ihm zusammenbrechen.
Der Mann wirkte schon alleine durch seine imposante, kraftvolle Erscheinung einschüchternd. Seine ausdrucksstarken Augen machten ihr jedoch viel mehr Angst, denn ihr Blick bestätigte ihr, dass ihre Welt in Scherben fallen würde.
Am liebsten würde sie Kevin schnappen und wegrennen. Aber Amanda wusste natürlich, dass sie nicht weit kommen würde. Um Kevins willen musste sie vernünftig und höflich sein.
Ob es ihr nun passte oder nicht, sie musste den Fremden hereinbitten. Außerdem würde er sich ohnehin nicht vor der Tür von ihr abfertigen lassen.
„Kommen Sie herein", flüsterte sie und konnte vor Anspannung kaum sprechen.
Als ihr Besuch die leise quietschende Fliegentür aufstieß und in den Flur kam, trat Amanda zur Seite. Durch die starke Präsenz dieses Mannes wirkte ihr Haus plötzlich noch kleiner. Der Mann war groß und sah durchtrainiert aus, wie jemand, der überwiegend draußen arbeitete.
Seine ganze Erscheinung strahlte Autorität aus. Gekleidet war er zweckmäßig und einfach. Er trug ein weißes T-Shirt, Jeans und Cowboystie fel.
Endlich erinnerte der Mann sich an seine Manieren und stellte sich vor. „Mein Name ist Jeb Stuart, ich bin Cheries geschiedener Mann."
Sie hatte also Recht gehabt. Die Ähnlichkeit mit Kevin war ja auch nicht zu leugnen gewesen. Amanda schluckte, es würde nicht mehr lange dauern, und die Tränen, die ihr in die Augen gestiegen waren, würden ihr übers Gesicht laufen.
Prüfend schaute ihr unwillkommener Besucher sie an. „Fühlen Sie sich okay?"
Sie zwang sich, seinem scharfen Blick nicht auszuweichen. „Ja, es geht." Wahrscheinlich würde Jeb Stuart ihr am liebsten den Hals umdrehen. Dennoch sollte sie jetzt nicht in Panik geraten. Schließlich hatte dieser Mann vor einigen Jahren auf alle seine Rechte als Vater verzichtet.
Aber auch diese sachliche Überlegung beruhigte Amanda nicht, und ihre Beine zitterten, als sie vor Jeb ins Wohnzimmer ging. Sie hörte seine Schritte hinter sich, die laut auf dem Parkettboden widerhallten.
„Bitte, nehmen Sie Platz", forderte sie ihn auf und hockte sich auf die Kante ihres Schaukelstuhls.
Jeb Stuart setzte sich in einen dunkelblauen Sessel. Wieder fiel ihr auf, wie athletisch sein Körper war. Seine langen Beine hatte er unbekümmert ausgestreckt. Er schaute sich neugierig in ihrem Wohnzimmer um. Wollte er feststellen, ob diese Umgebung gut genug für seinen Sohn war?
Ein wenig unsicher ließ jetzt auch Amanda den Blick über das eher bescheidene Mobiliar schweifen - über die mit Büchern voll gepackten Regale, die großen Topfpflanzen, die dem Raum eine gemütliche Note verliehen, und das Kindertischchen in der Ecke, auf dem Kevins Spielsachen standen. Ob Jeb Stuart das hier jetzt passte oder nicht, dies war Kevins Zuhause, und das seit über drei Jahren. Amanda verschränkte die Hände im Schoß und wartete ab.
Als sie die Stille im Raum nicht mehr aushielt, sagte sie schließlich: „Sie wissen sicher, dass mein Name Amanda Crockett ist und dass ich Cheries Cousine bin."
„Ja, das habe ich von meinem Anwalt erfahren. Über einen Privatdetektiv habe ich Sie dann ausfindig gemacht."
Amanda hatte die absurde Idee, ihn zu bitten, doch einfach wieder zu gehen und sie hier in Frieden mit Kevin leben zu lassen. Aber das war Wunschdenken. Jeb Stuart würde das nie tun. Sie dachte daran, was Cherie ihr alles über ihren geschiedenen Mann erzählt hatte, und wurde wütend. Oh, sie könnte sich auch einen Anwalt nehmen, um für Kevin zu kämpfen.
„Wie kommt es, dass Sie Ihre Meinung nach so langer Zeit ge ändert haben?" fragte sie herausfordernd.
„Meine Meinung geändert?" fragte Jeb ungläubig zurück und umklammerte so fest die Armlehnen des Sessels, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er beugte sich weit vor, um Amanda so genau wie möglich ins Gesicht zu sehen. „Lady, Sie haben meinen Sohn, und ich habe als Vater ein Recht auf mein Kind."
„Sie haben ihn schließlich verlassen, Mr. ..."
„Was sagen Sie da?" unterbrach er sie ungehalten. Er war dunkelrot geworden und konnte seine Wut kaum noch bändigen. „Ich habe meinen Sohn nicht verlassen."
„Das sagen Sie jetzt vielleicht, aber damals
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