Brenda Joyce
ein starker Wind«, stimmte Elysse zu. »Ist
mein Schwiegervater schon im Haus?«
Aber sie
hatte ihren Satz noch nicht beendet, als Cliff de Warenne aus dem Korridor
trat, der zu den ebenerdigen Büros führte. »Elysse? Was machst du um diese
Tageszeit in der Stadt?« Er kam rasch auf sie zu und gab ihr einen Kuss
auf die Wange.
»Ich bin
gekommen, um Alexi zuzusehen, wie er absegelt«, sagte sie und sah
ihm in die Augen. »Ich möchte mit dir sprechen, bitte.« Seine blauen
Augen, die Alexis so ähnlich waren, drückten Erstaunen aus. Dann fasste er sie
am Arm und sagte zu den Angestellten: »Wir möchten nicht gestört werden.«
Gleich
darauf waren sie in seinem Büro, das einen großen Teil des Erdgeschosses
einnahm. Die Eckfenster gingen sowohl auf die Straße als auch auf die
geschäftigen Docks hinaus. Vor einer der Fensternischen stand ein großer
Schreibtisch. In einem Regal waren verschiedene Schiffsmodelle ausgestellt,
und vor dem Kamin standen ein Sofa und zwei Stühle. Cliff schloss die Tür
hinter ihnen und bot Elysse von einem Teewagen Tee an.
»Danke, ich
möchte nichts«, versicherte sie ihm.
Er schenkte
sich eine Porzellantasse voll, die für seine großen, wettergegerbten Hände viel
zu zierlich wirkte, und deutete auf einen gepolsterten Stuhl. Doch Elysse
schüttelte den Kopf. »Ich brauche deine Hilfe«, begann sie ohne
Umschweife. »Ich bin ebenso verzweifelt wie entschlossen.«
»Ich helfe
dir mit Vergnügen in jeder möglichen Weise«, gab Cliff zurück und
betrachtete sie neugierig. »Was also kann ich für dich tun?«
Sie biss
sich auf die Unterlippe. »Ich muss nach China, Cliff.«
Er
erschrak, und Tee schwappte über den Rand seiner Tasse.
»Ich
brauche eine Überfahrt. Ich hoffe nur, dass eines der Windsong-Schiffe bald
dorthin ablegt.« Sie rang die Hände. Ihr Puls raste. In diesem Augenblick
stellte sie sich vor, wie sie allein an Deck eines Klippers stand – die einzige
Lady an Bord zwischen einem Dutzend oder noch mehr Männern.
Er stellte
Tasse und Untertasse auf seinen Schreibtisch. »Meine Güte, Elysse, warum um
alles in der Welt willst du nach China reisen? Wenn du unbedingt dorthin
willst, warum bist du dann nicht mit Alexi gefahren?«
Sie holte
tief Luft. Wenn es einen richtigen Zeitpunkt gab, um ehrlich zu sein, dann war
er jetzt gekommen. »Ich habe ihn gebeten, mich auf diese Reise mitzunehmen,
und er hat abgelehnt.« Als Cliff nichts dazu sagte, fügte sie hinzu: »Ich
kann nicht ein weiteres Jahr von ihm getrennt sein.«
Cliff kniff
die Augen zusammen. »Was genau soll das hier? Du warst sechs Jahre lang von ihm
getrennt. Meiner Meinung nach ist deine Ehe nichts als eine Fassade. Warum
sollte ein weiteres Jahr da einen Unterschied machen?«
Sie
zitterte, als sie die Antwort gab. »Weil ich ihn liebe. Ich kann nicht
zulassen, dass er mich und unsere Ehe weiterhin verleugnet.« Cliff sah sie
überrascht an.
Nach einem
kleinen Seufzer fuhr sie fort: »Ich habe versucht, ihn nicht länger zu lieben,
aber das kann ich nicht. Ich habe ihn geliebt, seit wir uns zum ersten Mal
begegnet sind, als wir noch Kinder waren. Das weißt du ja. Ich möchte meinen
besten Freund wiederhaben – und ich möchte meinen Ehemann. Du hast recht, wenn
du sagst, dass unsere Ehe nur eine Fassade war. Aber jetzt möchte ich eine
richtige Ehe führen. Ich bin entschlossen, um ihn zu kämpfen – für uns.«
Cliff war
noch immer sprachlos, aber er kam auf sie zu. »Ich kann dir nicht sagen, wie
froh ich bin zu hören, dass du um meinen Sohn kämpfen willst und gegen das
schreckliche Unrecht, das aus eurer Ehe geworden ist.« Abrupt schloss er
sie fest in seine Arme.
Elysse
fühlte, wie ihr die Tränen kamen. Sie liebte Alexis Vater und seine
Stiefmutter. Es tat so gut, Cliff auf ihrer Seite zu wissen. »Ich liebe ihn so
sehr.«
»Ich weiß,
dass du das tust. Ich habe mich seit Jahren gefragt, ob wir das Richtige getan
haben, als wir zuließen, dass ihr beide heiratet, um den Unfall zu vertuschen,
bei dem Montgomery getötet wurde.« Er ließ sie wieder los.
»Ich wollte
Alexi unbedingt heiraten«, flüsterte sie. »Bis zum heutigen Tag bedaure
ich mein Verhalten. Vielleicht würde Montgomery noch leben, wenn ich nicht so
heftig mit ihm geflirtet hätte – und Alexi und ich wären glücklich
verheiratet.«
»Es war ein
Unfall.« Cliffs Tonfall klang entschlossen. »Eine Dame darf flirten. Er
hat dich angegriffen, Elysse. Wäre ich an Alexis Stelle gewesen, dann hätte
ich ihn mit
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