Brenda Joyce
zu
haben. Noch nie hatte sie sich so angespannt gefühlt. Und noch nie hatte sie
sich solche Sorgen gemacht oder ihn so sehr vermisst! Manchmal träumte sie
davon, dass er seine Meinung geändert hatte und wieder nach London und zu ihr
zurückkehrte. Aber das war tatsächlich nichts weiter als ein Traum. Inzwischen
musste Alexi sich ungefähr vor der portugiesischen Küste befinden.
Als ihre
Kutsche zum Kai rollte, bemerkte Elysse ein großes Schiff, das ihr bekannt
vorkam. Die Brigantine lag vor Anker, vielleicht hundert Fuß von ihr entfernt.
Ihr Herz schlug schneller, und sie hob ein Fernglas vor ihre Augen. Sie hatte
recht. »Es ist die Astrid!«, sagte sie mit einiger Aufregung. Würde
Baard Janssen nicht wissen, wer wohin segelte – und wann? Diese Männer kannten
einander nur zu gut. Was hatte Janssen doch noch gesagt, wo wollte er wohnen?
Würde er ihr helfen? Sie war entschlossen, ihn zu überreden.
Elysse
wollte das Fernglas gerade sinken lassen, als sie sah, wie ein kleiner Kutter
von der Dänischen Brigg wegfuhr. Sie hob das Glas wieder vor die Augen und sah
Janssen am Bug stehen, als der Kutter den Kai erreichte.
Sie reichte
das Glas an Matilda weiter, nahm rasch den Schleier von ihrem Hut und stieg aus
der Kutsche. Als der Kutter am Kai anlegte, erreichte sie ihn. Janssen hatte
sie bereits bemerkt. Gleich darauf war das Boot vertäut, und er trat an Land.
»Mrs de Warenne! Welch eine freudige Überraschung! Ich könnte ja fast glauben,
Sie haben auf mich gewartet.«
Sie
erwiderte sein Lächeln. Dann dachte sie daran, wie Blair sie vor diesem Mann
gewarnt hatte. Doch es half nichts, jetzt musste sie ihm vertrauen. »Ich warte
in der Tat auf Sie, Kapitän. Es macht Ihnen doch nichts aus?« Sie ermahnte
sich, nicht zu heftig mit ihm zu flirten. Schließlich wollte sie ihm nichts
vormachen.
Er kam
näher, grinste, nahm ihre Hand und küsste sie. »Sie sind ein herrlicher Anblick
für meine müden Augen. Mein Herz schlägt so schnell wie das eines
Schuljungen.«
Sie
lächelte weiterhin. »Aus irgendeinem Grund bezweifle ich das.«
»Eine der
schönsten Frau in ganz London steht am Kai und wartet auf mich. Wie könnte
mein Herz da nicht schneller schlagen?« Endlich ließ er ihre Hand los.
»Haben Sie sich nun endlich doch zu einer Führung über mein Schiff
entschieden?«
»Ich hatte
einiges im Büro von Windsong Shipping zu tun«, schwindelte sie. »Als
Tochter eines Kapitäns und Ehefrau eines Kapitäns kann ich nicht in diesen Teil
der Stadt kommen, ohne den Hafen zu besuchen und mir die großen Schiffe
anzusehen, die hier liegen. Die Astrid habe ich sofort erkannt.«
»De Warenne
ist ein glücklicher Mann«, sagte Janssen, und er schien es ernst zu
meinen. »Wie ich hörte, ist er unterwegs nach China. Ich an seiner Stelle würde
das Land nur zögernd verlassen.«
»Wir sind
im Chinahandel tätig«, erklärte sie etwas schnippisch. »Und wann werden
Sie die Stadt verlassen, Sir?«
Ihre Frage
schien ihn ein wenig zu überraschen. »In zwei Wochen. Ich muss warten, bis an
der Astrid einige kleinere Reparaturen gemacht worden sind.« Dann fügte
er hinzu: »Es ist interessant – Ihr Mann ist unterwegs, und Sie kommen hierher
und suchen mich auf.«
Ihr Lächeln
verschwand. »Ich brauche Ihre Hilfe, Sir. Sehr dringend.«
Seine Miene
wurde besorgter. »Sie scheinen es ernst zu meinen.«
»Das tue ich. Aber
zunächst brauche ich Ihr Wort darauf, dass Sie niemandem etwas von dem sagen,
worum ich Sie jetzt bitten werde.«
Er sah sie
prüfend an. »Warum habe ich nur das Gefühl, dass Sie mich nicht um eine Führung
auf meinem Schiff bitten werden?«
»Habe ich Ihr Wort?«
»Ja, Mrs de
Warenne, das haben Sie.« Er war ernst, aber sein Gesicht drückte auch
Neugier aus.
»Ich bin
verzweifelt bemüht, nach China zu gelangen. Können Sie mir dabei helfen, eine
Passage zu bekommen? Niemand darf davon etwas wissen, denn meine Familie wird
versuchen, mich daran zu hindern. Ich werde sehr gut dafür bezahlen,
Kapitän.«
Er
verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie an. Seine Miene war plötzlich
nachdenklich geworden. Ein Moment verging. »Hm, eine Dame in Nöten. In
Anbetracht Ihrer Anspannung muss ich daraus schließen, dass Sie Ihrem Gemahl
nach China nachreisen wollen.«
Sie konnte
das Offensichtliche schlecht leugnen. »Wir haben uns gestritten. Aber ich liebe
ihn.« Elysse sah Janssen an. »Ich muss einige Dinge richtigstellen. Ich
kann unmöglich noch ein Jahr oder so
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